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Tim und Charlie (Tim: Teil 2) (German Edition)

Tim und Charlie (Tim: Teil 2) (German Edition)

Titel: Tim und Charlie (Tim: Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Jäger
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das, was am wichtigsten im Leben war: die Liebe zu anderen.
    »Ich möchte euch eine Geschichte erzählen«, sagte Tim. »Über einen jungen Mann, den ich im Camp kennen gelernt habe. Er sagte zu mir: ›Es macht mir die größte Freude, Dinge für andere zu tun. Ich gehe abends ins Bett und denke daran, wie schön es ist, andere Menschen glücklich zu sehen. Du denkst, ich bin selbstlos. Aber in Wirklichkeit bin ich furchtbar egoistisch. Es ist das was ich gerne mache, was dafür sorgt, dass es mir gut geht‹ . Ich fragte ihn, ob er denn keine Ambitionen für sich selbst habe. Er antwortete: ›Ja, natürlich habe ich die. Das habe ich dir doch gerade gesagt. Hast du mir nicht zugehört?‹ . Dieser junge Mann ist heute hier.«
    Tim deutete in die Reihe, wo 2 Köpfe alle anderen überragten.
    »Franklin, würdest du bitte aufstehen?«, bat Tim. »Ich möchte euch allen den Mann vorstellen, den ich am meisten bewundere. Den Mann, der ich gerne wäre. Nicht nur weil er 30 Zentimeter größer ist als ich. Danke, Franklin, für deine Liebe und deine Freundschaft.«
    Franklin war baff, Tim strahlte über das ganze Gesicht. Als Franklin sich wieder hinsetzte, nahm auch Tim wieder Platz.
    Es dauerte nicht lange, bis Mike‘s Abschiedsrede an der Reihe war.
    Tim war sichtlich verärgert, als Dr. Olafsen anfing, die Geschichte zu erzählen, wie es dazu kam, dass Tim diese Rede nicht selbst halten würde. Er sah aber schnell ein, dass Mike es getan hätte, falls Dr. Olafsen ihm nicht zuvor gekommen wäre.
    Mike ging zum Podium und begann seine Rede.
    »Tim und ich sind die einzigen die wissen, wie es wirklich dazu kam. Und ich werde hier jetzt die Katze aus dem Sack lassen.«
    Mike grinste. Er musste Tim‘s bösen Blick in seinem Rücken gespürt haben.
    »Wir standen also in Dr. Olafsens Büro und starrten uns an. Keiner von uns wollte nachgeben. Aber wir wussten, dass es Dr. Olafsen ernst meinte und wir eine Entscheidung treffen mussten. Tim war der erste, der etwas sagte. ›Lass uns darum Armdrücken‹ , schlug Tim vor. Ich glaube, es ist das erste Mal in der Geschichte, dass der Abschiedsredner durch Armdrücken ausgewählt wurde. Ich antwortete ihm: ›Wer zuerst 2 Mal gewinnt‹ . Tim sagte ›okay‹ . Ich bin 15 Zentimeter größer und 25 Kilo schwerer als der kleine Zwerg da. Aber er hat mich geschlagen. Zwei Mal hintereinander!«
    Das Publikum brüllte vor Lachen. Auch mir hatte Tim nicht erzählt, wie Mike und er zu ihrer Entscheidung gekommen waren.
    »Also muss ich diese Rede hier halten«, fuhr Mike fort. »Ich habe mir die Frage gestellt, wie man Tim verstehen kann? Es gibt Turner, Turmspringer, Schüler und viele andere in Minnesota, die versucht haben, diese Frage zu beantworten. Vielleicht ist es auch meine Aufgabe als Abschiedsredner, eine Antwort auf die Frage zu finden. Tim wollte diese Rede nicht halten, aber ich werde versuchen, nachzuempfinden, was er gesagt hätte. Jeder, der Tim kennt, Zeit mit ihm verbracht hat, mit ihm oder gegen ihn angetreten ist, ihn unterrichtet oder trainiert hat, würde darauf eines antworten: Liebe. Tim weiß wirklich, wie man liebt. Und damit meine ich nicht nur seine Liebe zu Charlie, seiner Familie oder seinen engen Freunden. Tim liebt wirklich jeden. Und diejenigen von uns, mit denen er diese Liebe geteilt hat, haben gelernt, sie weiter zu geben. Die Antwort auf die Frage, wie man Tim verstehen kann, ist wirklich einfach: liebt jeden und alles andere wird sich von selbst erledigen.«
    Mike ging zu seinem Platz zurück und Dr. Olafsen ging an das Podium, um seine nächste Überraschung aus dem Hut zu zaubern.
    Tim hatte vielleicht gedacht, dass das Ablehnen von ein paar Auszeichnungen ihn aus dem Rampenlicht halten würde, aber Dr. Olafsen wollte nichts davon wissen. Ehrlich gesagt war Tim der einzige, der überrascht war. Er hatte ein eigens für ihn gedrucktes Programm für die Abschlussfeier bekommen, das als Hauptredner einen Dr. Julien Hansen von der University of Montana ankündigte. Was Tim nicht wusste: es gab keinen Julien Hansen und sein Programm unterschied sich von dem aller anderen. Und alle anderen wurden gewarnt, dass sie Tim nicht in ihre Programme schauen lassen sollten.
    Dr. Olafsen stellte den Redner vor, indem er sagte, dass er ein Absolvent des Rockford College war und dass er den Ruf besaß, einer der besten Betreuer zu sein, den das Camp White Elk im Norden von Michigan je hatte. Er merkte an, dass der Redner die unübliche Angewohnheit hatte,

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