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Timbuktu

Timbuktu

Titel: Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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schlurften in diesem schrecklichen Bettlergang dahin, den Schwanz auf Halbmast zwischen die Hinterläufe geklemmt, und trabten durch die Straßen, als kämen sie irgendwo zu einer Verabredung zu spät; dabei liefen sie in Wahrheit nirgendwohin, sondern nur im Kreis, gefangen in der Vorhölle zwischen diesem und dem nächsten Nichts. Als er um eine weitere Ecke bog und die Straße überquerte, fiel Mr. Bones auf, daß er sich selbst auch schon so bewegte. Er hatte seinem Herrchen vor kaum einer halben Stunde den Abschiedskuß gegeben, und schon gehörte er zu ihnen.
    Nach einer Weile kam er an den Rand eines Kreisverkehrs mit einer Verkehrsinsel in der Mitte. Darauf erhob sich ein großes Standbild, und als Mr. Bones das Gebilde aus der Entfernung betrachtete, schloß er, daß es wohl einen Soldaten zu Pferde darstellen sollte, der sich mit gezogenem Schwert in die Schlacht stürzte. Viel interessanter aber war der Taubenschwarm, der sich auf den verschiedenen Körperteilen des Soldaten niedergelassen hatte, von diversen Orten auf dem riesigen steinernen Pferd mal ganz abgesehen, und angesichts all der anderen Vogelarten, die zu Füßen des Reiterstandbilds versammelt saßen - Zaunkönige, Spatzen, wie auch immer sie hießen -, fragte sich Mr. Bones, ob dies nicht vielleicht eine gute Gelegenheit war, seine Fähigkeiten als Killer unter Beweis zu stellen. Wenn er sich für sein Fressen nicht mehr auf die Menschen verlassen konnte, was blieb ihm dann anderes übrig, als selbst für sich zu sorgen?
    Der Verkehr hatte zugenommen, und Mr. Bones mußte schon ein ziemliches Ballett hinlegen, um auf die andere Seite zu gelangen: Autos ausweichen, stehenbleiben, vorwärts rennen, wieder warten, die Schritte so setzen, daß er nicht überfahren wurde. Einmal kam ein Mann auf einem Motorrad auf ihn zugeschossen, ein Blitz aus glänzendem schwarzem Metall, der aus heiterem Himmel aufgetaucht zu sein schien, und Mr. Bones mußte beiseite springen, um ihm auszuweichen, was ihn direkt vor einen herannahenden Wagen brachte, ein riesiges gelbes Ding mit einem Kühlergrill wie ein Waffeleisen, und wenn Mr. Bones nicht dorthin zurückgesprungen wäre, wo er sich noch eine Sekunde zuvor befunden hatte (und wo eben noch das Motorrad vorbeigerast war), wäre das sein Ende gewesen. Zwei-, dreimal hupte es, ein Mann streckte den Kopf zum Seitenfenster heraus und brüllte etwas, das sich wie Reckstöter oder Speckflöter anhörte, und Mr. Bones spürte den tiefen Stich dieser Beleidigung. Er schämte sich, war am Boden zerstört über seine jämmerliche Vorstellung. Er konnte ja nicht mal ohne Schwierigkeiten eine Straße überqueren, und wenn ihm schon solche einfachen Dinge so schwer fielen, wie würde es dann erst werden, wenn er ernsthafte Probleme bekam? Am Ende gelangte er ans Ziel, aber als er endlich außer Gefahr war und den Bordstein der Verkehrsinsel erklomm, war er so geschafft und so angewidert von sich, daß er sich wünschte, diese Straßenüberquerung nie versucht zu haben.
    Zum Glück hatte ihn der Verkehr zu einem Umweg gezwungen, und so landete er auf der nördlichen Seite der Verkehrsinsel. Von dort aus blickte er auf die Rückseite des Standbilds, wo er den Rumpf des Pferdes und die Dornen an den Sporen des Soldaten sehen konnte, und da sich die meisten Tauben an der Vorderseite versammelt hatten, fand Mr. Bones ein wenig Zeit, Atem zu schöpfen und sich den nächsten Schritt zu überlegen. Er war noch nie auf Vogeljagd gegangen, aber er hatte schon beobachtet, wie andere Hunde das machten, und von ihnen hatte er genug gelernt, um eine ziemlich gute Vorstellung davon zu haben, was man nicht tun durfte. Man durfte zum Beispiel nicht einfach losschlagen und das Beste hoffen, und man durfte keinen großen Lärm veranstalten, und man durfte sich nicht schnell bewegen, ganz gleich wie groß die Versuchung war. Man wollte die Tauben ja schließlich nicht verjagen. Das Ziel war, eine davon ins Maul zu kriegen, und sobald man losstürmte, würden sie sich in die Lüfte erheben und davonfliegen. Das war noch so ein Punkt, den er nicht vergessen durfte. Tauben konnten fliegen, Hunde nicht. Tauben mochten dümmer sein als Hunde, aber das lag daran, daß Gott ihnen Flügel gegeben hatte statt eines Hirns, und um diese geflügelten Wesen zu überlisten, mußte ein Hund tief in die Trickkiste greifen und alle Schliche parat haben, die ihm das Leben beigebracht hatte.
    Sich anschleichen, das war die Lösung. Eine heimliche Attacke

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