Timbuktu
und Alice an der Hand in den Garten, und da er seine Pilotenuniform trug (dunkelblaue Hose, hellblaues Hemd mit Epauletten und Abzeichen), verwechselte Mr. Bones ihn mit einem Polizisten. Das geschah ganz unwillkürlich, und da sich ein ganzes Leben voller Furcht in dieser Reaktion konzentrierte, konnte der Hund gar nicht anders, als zurückzuweichen, als Dick näher kam, auch wenn er mit eigenen Augen sah, daß der Mann lachte und sich wirklich zu freuen schien, wieder bei seinen Kindern zu sein. Doch bevor Mr. Bones das ganze Durcheinander von Zweifeln und widersprüchlichen Eindrücken ordnen konnte, wurde er schon von den dramatischen Ereignissen überrollt, und von diesem Augenblick an schien alles gleichzeitig zu geschehen. Alice hatte ihrem Vater schon von dem Hund erzählt, kaum daß er aus dem Auto gestiegen war, und sie war immer noch dabei, als er in den Garten kam, um seine Frau zu begrüßen (ein flüchtiger Kuß auf die Wange), und je mehr sie ihm zusetzte und von dem wundervollen Geschöpf schwärmte, das sie gefunden hatten, desto aufgeregter wurde ihr kleiner Bruder. Er brüllte aus voller Kehle: »Sparky!«, glitt seinem Vater vom Arm, rannte zu Mr. Bones hinüber und schlang ihm die Arme um den Hals. Alice, die sich nicht von Tiger ausstechen lassen wollte, kam ebenfalls herbei, beteiligte sich an dem Schauspiel und machte ein Riesentheater um ihre Zuneigung für den Hund, indem sie ihn mit Umarmungen und melodramatischen Knutschern überschüttete, und da die beiden Kinder ihn so traktierten und ihm die Ohren mit Händen, Bäuchen und Gesichtern zuhielten, verpaßte Mr. Bones dreiviertel von dem, was die Erwachsenen sagten. Das einzige, was er wirklich verstand, war Dicks erster Satz. »Das ist also der berühmte Hund, hm? Sieht mir eher wie eine ziemlich traurige Promenadenmischung aus.«
Danach konnte Mr. Bones nur noch raten, was vor sich ging. Er sah, wie Polly den Sprühkopf des Schlauchs zudrehte und dann etwas zu Dick sagte. Das meiste war nicht zu hören, aber aus den paar Worten und Satzfetzen, die er aufschnappte, schloß er, daß sie sich für ihn einsetzte: »... kam heute nachmittag einfach in den Garten... intelligent... die Kinder finden...«, und dann, nachdem Dick etwas geantwortet hatte: »Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Vielleicht ist er aus einem Zirkus weggelaufen.« Das klang alles recht ermutigend, doch gerade als er es schaffte, sein linkes Ohr aus Tigers Griff zu befreien, warf Polly den Schlauch auf den Boden und ging mit Dick in Richtung Haus davon. Sie blieben ein paar Meter vor der Hintertür stehen und redeten dort weiter. Mr. Bones wußte, daß alles Wichtige jetzt und dort entschieden wurde, doch obwohl sich ihre Lippen bewegten, konnte er kein einziges Wort mehr verstehen.
Er sah, daß Dick ihn beobachtete und ab und zu mit einer vagen Handbewegung in seine Richtung deutete, während er weiter mit Polly diskutierte, und Mr. Bones, der ungestümen Zuneigung, mit der Tiger und Alice ihn überschütteten, langsam überdrüssig, fragte sich, ob es nicht vielleicht eine gute Idee wäre, die Initiative zu ergreifen und etwas zu seiner Rettung zu unternehmen. Warum sollte er nicht versuchen, Dick mit ein paar Hundekunststückchen zu beeindrucken, und ihm zeigen, was für ein toller Kerl er war, um die Stimmung zu seinem Vorteil zu beeinflussen, statt hier herumzustehen, während seine Zukunft auf dem Spiel stand? Gewiß, er war erschöpft, der Magen tat ihm weh, und er war ungeheuer schwach auf den Beinen, aber das konnte ihn nicht davon abhalten, loszustürmen und zum anderen Ende des Gartens zu rennen. Tiger und Alice kreischten vor Überraschung und rannten hinter ihm her, und gerade als sie ihn schnappen wollten, stürmte er wieder davon und rannte dorthin zurück, woher er gekommen war. Wieder tobten sie hinter ihm her, und wieder wartete er, bis sie ihn fast mit den Händen greifen konnten, bevor er davonrannte. Er war schon seit Ewigkeiten nicht mehr so schnell gelaufen. Doch obwohl er wußte, daß er sich übernahm und später für diese Anstrengung würde büßen müssen, machte er weiter, so stolz war er darauf, sich für eine noble Sache zu schinden. Nachdem er drei-, viermal über den Rasen gefegt war, blieb er mitten im Garten stehen und spielte mit den beiden Kindern Ducken und Antäuschen - die Hundeversion des Fangenspielens -, und obwohl er kaum noch japsen konnte, hörte er erst auf, als die Kinder aufgaben und sich ins Gras fallen
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