Time of Lust | Absolute Hingabe | Band 2 | Roman von Megan Parker
hatte Angst, er würde mir jetzt beweisen wollen, dass immer noch er derjenige war, vor dem ich mich in diesem Haus zu fürchten hatte. Und ich fand diese Fesseln so unnötig. Wie konnte er nur denken, ich würde mich ihm widersetzen? Oder waren sie einfach nur dazu gut, damit ich mich ihm ausgeliefert fühlte ... mit erhobenen Händen, als würde er mich mit einer Waffe bedrohen ... wehrlos und verletzlich? Vermutlich. Und ich musste mir selbst eingestehen, dass es wirkte. Nervös und ungeduldig stieg ich von einem Bein auf das andere.
Santiago sah nun schon zum zweiten Mal in meine Richtung und hatte auch bereits eine Hand an den Türrahmen gelegt. Wenigstens konnte ich mittlerweile einschätzen, dass er gut gelaunt war. Damian erklärte ihm auch ziemlich geschickt verpackt, dass er mich bereits informiert hätte, dass Jude und Victoria die Insel verlassen hatten. Dann hörte ich Damian sich entfernen und Santiago kam endlich zu mir, gefolgt von Amistad und Cheyenne. Wie gestern auf dem Schiff teilten sie sich die Plätze an seinen Seiten, während er sich mir gegenüber aufstellte. Für mich waren sie jedoch bedeutungslos. Ich sah nur Santiago. Er lehnte sich zurück an die Wand und die fröhliche Stimmung war nun schlagartig aus seinem Antlitz gewichen. Sein Tonfall wirkte leicht genervt, als er zu reden begann: »Amistad hat mir gestern noch erzählt, du hättest einige Fragen? Also ... was quält dein kleines Gehirn?«
Ich zischte verächtlich, musste lachen und verdrehte meine Augen. »So charmant hat mir schon lange keiner mehr einer Frage gestellt!«
Nahezu im selben Moment hatte ich seine Antwort in meinem Gesicht. Er traf mit seinem Handrücken zielgenau meinen rechten Wangenknochen, sodass ich meinte, kurz das Bewusstsein zu verlieren. Ich fiel auf meine Knie, wobei ich den Boden nicht ganz berührte, da meine Arme von den Fesseln nach oben gerissen wurden. Ein Schmerzensschrei entsprang meiner Kehle. Erschrocken sah ich zu ihm auf.
Santiago massierte seine eigene Hand und warf mir einen bitterbösen Blick zu. »Willkommen zu Hause!«
Mein Herz klopfte mir bis zum Hals und meine Knie zitterten, während ich mich wieder aufrichtete. Ich wollte mir an die Wange fassen, konnte aber, selbst als ich einen Arm zur Gänze durchstreckte und an der Manschette mit aller Kraft zog, mit keiner Hand mein Gesicht erreichen. Ich seufzte verzweifelt und sah, dass Amistad sich mir einen Schritt näherte. Er hatte eine Creme in der Hand und fasste exakt an die richtige Stelle in meinem Gesicht ... Ich zuckte zusammen.
»Da?«, fragte er überflüssigerweise.
Ich biss mir auf die Lippen und nickte.
Vorsichtig brachte er etwas Anti-Blaue-Flecken-Creme auf und trat wieder zurück.
»Also«, fuhr Santiago fort, »was wolltest du mich fragen?«
Ich schluckte hart. Genau genommen wollte ich jetzt überhaupt nichts mehr von ihm wissen. Zu groß war die Angst, meine Frage könnte seinen Vorstellungen nicht entsprechen. Aber ich musste etwas sagen und ich durfte ihn nicht warten lassen, also atmete ich tief durch und fand schließlich meine wohlüberlegten Worte: »Gestern auf dem Schiff ... dachte ich ... die beiden ... Herren ... wären deine Leibwächter.«
Er zog eine Augenbraue hoch und wartete kurz, bevor er das Wort ergriff. »Ich sehe, dein kleines Gehirn schafft es offenbar nicht, eine Frage zu formulieren, also werde ich dir diese Schwierigkeit abnehmen und dir eben das erzählen, was du meiner Meinung nach wissen sollst.«
Ich bemühte mich angestrengt, meine Mimik zu kontrollieren. Fast hätte ich schon wieder die Augen verdreht. Aber so senkte ich meinen Blick, bereit, ihm zuzuhören.
»Amistad und Cheyenne sind meine Geliebten.«
Sein geradliniges Bekenntnis überraschte mich dermaßen, dass ich ihn wieder ansah.
Der Stolz glänzte in seinen Augen und ich merkte richtig, wie viel ihm daran lag, mir die folgenden Sätze ans Herz zu legen. »Sie ersetzen David in doppelter Hinsicht. Amistad verfügt über die erforderliche Ausbildung, Erfahrung und Kompetenz, die ihn als meinen Leibarzt qualifizieren. Er ist zweifacher Doktor. Zudem besitzt er Wesenszüge, die ich vor allem im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht sehr schätze, mit denen David aber nie aufwarten konnte, weil er einfach zu weich war. Amistad weiß, wie weit er sich an Schmerzgrenzen herantasten kann, er ist Arzt, hat die absolute Kontrolle und keine Scheu auf diesem Gebiet. Ich bin mir sicher, er konnte dies gestern auf der
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