Time to Die - Stirb noch einmal
weiblichen Fans angehimmelt werden würde, hatten sie in beiderseitigem Einvernehmen beschlossen, sich zu trennen.
Zum zweiten Mal hatte sie sich mit vierundzwanzig Jahren verliebt, ja, sogar verlobt. Wes Harris war ein junger, vielversprechender Rechtsanwalt. Er lebte in Atlanta, wo Lexie als Journalistin arbeitete. Doch als sie aus Gadi zurückkam, trennten sie sich recht bald. Wes hatte einfach keine Lust, eine behinderte Frau zu heiraten. Und Lexie wunderte sich, warum ihr nicht schon viel früher aufgefallen war, dass sie für ihn nichts weiter als schöne Dekoration war. Wes hatte keine Partnerin gesucht, sondern jemanden, den er vorzeigen und mit dem er angeben konnte und der sein perfektes Leben noch vollkommener machte.
Eine Affäre mit ihrem Bodyguard anzufangen, wäre in höchstem Maße unangebracht. Sicherlich gab es bei Dundee Vorschriften, die dergleichen untersagten. Außerdem hatte sie Deke doch gerade erst kennengelernt! Sie wusste rein gar nichts von ihm. Nicht einmal, wie alt er war. Oder ob er verheiratet war. Oh Gott. Was, wenn er verheiratet war?
Lexie Murrough, du hast wohl deinen Verstand verloren! Draußen rennt ein Verrückter herum, der versucht hat, dich umzubringen. Du musstest dein Zuhause verlassen. Du wirst rund um die Uhr bewacht. Und deine größte Sorge ist, ob Deke Bronson verheiratet ist?
Deke lehnte sich an die Tür, die er gerade hinter sich geschlossen hatte, und atmete tief durch. So konnte das auf keinen Fall weitergehen. Er musste verrückt gewesen sein, zu glauben, dass das funktionieren würde. Heute Abend würde er Geoff beiseite nehmen und ihm sagen, dass sie die Klientinnen tauschen mussten. Ihnen würde schon irgendwas einfallen, um den Wechsel zu erklären.
Lexie Murrough hatte sich verändert, seit er ihren blutüberströmten Körper an diesem verfluchten Tag in Gadi aus der Schusslinie getragen hatte. Entgegen aller Anweisungen hatte er sie mit an Bord des Kampfhubschraubers genommen, der das Spezialagenten-Team ausflog, nachdem sie ihren Auftrag erfüllt und Babu Tum getötet hatten.
Deke hatte vor Lexies Krankenzimmer ausgeharrt, bis man ihn fortschickt hatte. Sie sagten ihm, dass die Kugel ihr Rückenmark verletzt hatte. Sie war nicht die erste Zivilistin, die in einem Gefecht verletzt worden war, und sie würde auch nicht die letzte sein. Nichtsdestotrotz war dieses Mal anders für ihn gewesen. Vielleicht, weil sie eine Frau war? Eine Amerikanerin? Er konnte es sich auch nicht erklären.
Wochenlang war sie durch seine Träume gegeistert, hatte ihm schlaflose Nächte bereitet und ihn beinahe in den Wahnsinn getrieben. Rückblickend verstand er, dass das, was damals mit Lexie geschehen war, der Auslöser dafür gewesen war, dass er die U.S. Army verlassen hatte. In den folgenden Jahren, die Geoff und er als Söldner verbrachten, hatte sich eine starke Freundschaft zwischen ihnen entwickelt. Immer wenn seine Albträume zurückkamen – und das taten sie nach jedem Auftrag – war Geoff für ihn da gewesen, um ihm aus den Momenten tiefster Verzweiflung herauszuhelfen. Meistens hatten sie sich dann hemmungslos betrunken und Frauen abgeschleppt, als gäbe es kein Morgen.
Deke hatte Lexies Genesung über fünf Jahre hinweg verfolgt. Er wusste über jede ihrer Operationen genauso gut Bescheid wie über die Physiotherapie, die ihr schließlich die Fähigkeit zu gehen zurückgebracht hatte. Irgendwann aber musste er sich eingestehen, dass er von ihr regelrecht besessen war. Und dass er sie endlich vergessen musste, wenn er nicht gänzlich den Verstand verlieren wollte.
Aber da hatte er die Rechnung wohl ohne das Schicksal gemacht.
In seinem Leben kamen und gingen die Frauen; die wenigsten blieben länger als eine Nacht. Lose Beziehungen, ohne Bedeutung und Zukunft. Verheiratet war er nur einmal gewesen, mit Anfang zwanzig. Damals kam er frisch von der Militärakademie. Er war nur ein einziges Mal mit Abby ausgegangen und hatte sie ungewollt geschwängert. Sie war ein nettes Mädchen – gerade mal neunzehn Jahre alt – und ebenso wenig bereit für Ehe und Kinder wie er selbst. Sie gaben ihr Bestes. Eine Weile schien es, als könnten sie es schaffen – besonders, nachdem ihr Sohn auf die Welt gekommen war. Sie tauften ihn Andrew, nach Abbys geliebtem Großvater. Aber der kleine Andrew überlebte nur zehn Wochen. Plötzlicher Kindstod. Niemand war schuld.
Nachdem sie Andrew begraben hatten, ließen sie sich scheiden. Sie verloren sich aus den Augen. Deke hatte
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