Time to Die - Stirb noch einmal
von seiner Berührung wohl nichts mitbekommen hatte, drehte sich zu ihm um, legte ihren Arm in seinen und verkündete: “Ich führe Sie über das Anwesen. Es gibt diverse Innenhöfe, zwei Pools, einen Tennisplatz, ein Gewächshaus, einen Pavillon, einen riesigen Fuhrpark und mehrere Themengärten.”
“Wie groß ist das gesamte Areal?”
“Ich bin nicht sicher. Vielleicht zwei Hektar? Und jeder Quadratmeter davon wird genutzt.”
Er führte sie vorsichtig hinaus in den Flur. “Und das gesamte Anwesen ist umzäunt?”
“Ja.”
Lexie hatte ein wenig mit den Stufen der riesigen Treppe zu kämpfen, die zur Eingangstür führte, und Deke fragte sich, ob es in diesem Haus keinen Aufzug gab. Aber er hätte sich eher die Zunge abgebissen, als sie zu fragen. Wenn es einen Lift gab, hatte Lexie sich sicher bewusst dagegen entschieden, ihn zu benutzen.
“Wie viele Zufahrten gibt es?”
“Ich weiß nicht genau, aber es gibt auf jeden Fall eine Hinter- und eine Vorderpforte, die beide videoüberwacht werden.”
“Vielleicht sollten wir unseren Spaziergang auf die unmittelbare Nähe des Hauses beschränken”, schlug er vor. “Jedenfalls bis ich das Areal genauer untersucht habe und alle Angestellten überprüft wurden.”
“Sie denken doch nicht wirklich, dass irgendjemand, der hier für Cara arbeitet …”
“Alles ist möglich. Und im Moment müssen wir jeden als Verdächtigen behandeln.”
“Wie menschenverachtend.”
“Ein wenig Skepsis meinen Mitmenschen gegenüber hat mir schon mehr als einmal das Leben gerettet. In meinem Beruf ist es angebracht, nicht jedem zu trauen.”
“Ich hoffe, Sie halten das in Ihrem Privatleben anders.” Erschrocken über ihre eigene Aussage, musste sie schlucken. “Oh, tut mir leid, Mr. Bronson. Das war unpassend.”
Als sie den Marmorboden des Foyers sicher erreicht hatte, hielt Deke kurz inne und sagte: “Wir neigen offensichtlich beide dazu, persönliche Fragen zu stellen. Das ist sicher nicht ungewöhnlich, wenn man so viel Zeit miteinander verbringt, nicht wahr? Stellen wir uns also am besten darauf ein, dass es wieder passieren wird.”
Zum Glück wirst du nicht mehr lange hier sein
, beruhigte er sich selbst.
“Mir zumindest wird es wahrscheinlich tatsächlich wieder passieren – ich bin von Natur aus neugierig. Einige Menschen nennen das netterweise: wissbegierig. Als ich noch als Reporterin gearbeitet habe, sagten meine Freunde immer, ich sei ein Naturtalent.”
Deke öffnete die schwere Eingangstür und führte Lexie hinaus in die frische Herbstluft und die wärmende Sonne.
“Was für ein wunderbarer Tag!” Sie sah hinauf in den wolkenlosen Himmel.
Deke folgte ihrem Blick. “Ja, das könnte man so sagen.”
Lexie lächelte. “Nur dass Sie niemals das Wort ‘wunderbar’ benutzen würden, nicht wahr?”
Er murmelte: “Wahrscheinlich nicht.”
Sie drückte seinen Arm und sagte: “Sind Ihnen die schönen Chrysanthemen aufgefallen? Wir können sie von unseren Zimmern aus sehen.”
“Sind das die gelben Blumen in den großen Töpfen?”
Sie lachte. “Genau die.”
Deke konnte sich nicht erinnern, dass das Lachen einer Frau jemals so betörend auf ihn gewirkt hatte. Aber Lexies Lachen tat genau das. Es war beinahe so schön wie sie selbst.
Es blieb ihm noch ein klein wenig mehr Zeit als ein Monat, um Lexie Murrough zu quälen. Dann würde er sie töten. Der Zeitpunkt ihres Todes stand inzwischen fest. Der Majeed hatte beschlossen, das gesamte Tennessee Valley anzugreifen und so den Amerikanern zu zeigen, wie verletzlich sie waren. Man hatte diese verschlafene kleinstädtische Gegend im Süden der Vereinigten Staaten bewusst ausgewählt. Niemand erwartete, dass dieser Landstrich jemals Opfer mehrerer Terrorakte werden könnte. Sinn und Zweck der Anschläge war nicht, eine größtmögliche Zahl von Menschen zu töten. Vielmehr sollten sie den Durchschnittsamerikanern zeigen, dass sie nirgendwo sicher waren – nicht einmal im tiefsten Inneren ihres eigenen Landes. Das würde dieses gottverlassene Volk daran erinnern, dass seine Weltherrschaft nicht ewig andauern würde.
Sein Name – sein wirklicher Name – würde in die Geschichtsbücher eingehen. Er würde als treuer Krieger einer gerechten Sache in Erinnerung bleiben. Wenn nur sein Vater ihn so sehen könnte! Wenn er nur wüsste, wie stark und furchtlos er geworden war.
“Ich werde deinen Tod rächen.”
Sorg dafür, dass diese amerikanische Hure zahlt! Statuier ein Exempel an ihr.
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