Time to Die - Stirb noch einmal
seit Jahren nichts von Abby gehört. Das Letzte, was er wusste, war, dass sie wieder geheiratet hatte und inzwischen Mutter einer Tochter und eines Sohnes war.
Warum denke ich gerade jetzt an Abby und Andrew? Sie haben rein gar nichts mit Lexie Murrough zu tun.
Es war jugendlicher Leichtsinn gewesen, mit Abby zu schlafen. Abgesehen von ihrer Bereitschaft, schon bei der ersten Verabredung mit ihm ins Bett zu gehen, war sie ein anständiges Mädchen gewesen – ein einsames Mädchen, ausgehungert nach Liebe und Aufmerksamkeit.
Und das war Lexie auch: ein anständiges Mädchen – oder besser, eine anständige Frau. Und sie sollte die letzte Frau auf Erden sein, mit der er Sex haben wollte. Aber so war es nun einmal. Er wollte Lexie. Er musste sie nur ansehen und war erregt. Jeder Mann würde sie begehren. Sie war schön. Sie war liebevoll und fürsorglich. Und sie war unerreichbar für ihn.
Deke war kein Grünschnabel mehr. Er war immerhin schon einundvierzig. Alt genug, um zu wissen, dass seine Gefühle für Lexie sich immer mit dem Gefühl von Schuld und Reue vermischen würde, das er empfand, seit er sie angeschossen hatte. So verrückt es auch klang: Sie war die einzige Frau, mit der er je eine Langzeitbeziehung geführt hatte. Auch, wenn diese Beziehung nur in seiner Fantasie existierte – und seinen Albträumen. Ihren beinahe leblosen Körper in den Armen zu halten, hatte ein unauslöschliches Mal auf seiner Seele hinterlassen.
Deke lief unruhig auf und ab. Er dachte über mögliche Auswege nach. Er könnte Geoff bitten, mit ihm zu tauschen, was ihn aber nicht von Lexies Nähe befreien würde. Und genau das musste geschehen – er musste so weit wie möglich von ihr weg. Eigentlich sollte er Daisy anrufen und sie bitten, Ersatz für ihn zu schicken. Aber aus welchem Grund?
Holt mich hier raus, bevor ich über Lexie Murrough herfalle?
Er konnte ja wohl schlecht erwähnen, dass er sie am liebsten auf das nächste Bett geworfen und es mit ihr getrieben hätte, bis er nicht mehr geradeaus sehen konnte.
Deke hielt mitten im Raum inne, legte den Kopf in den Nacken und lockerte seine Schultern.
Plötzlich vernahm er ein leises Klopfen an seiner Zimmertür. “Ja?”
“Ich bin es, Sir. Aldridge. Ich bringe Ihr Gepäck.”
“Ich komme schon.”
Er öffnete die Tür und nahm dem Butler seine Reisetasche ab. “Danke.”
“Miss Murrough bat mich, Sie zu fragen, ob Sie Lust hätten, mit ihr durch den Park zu spazieren.”
“Ich bespreche das persönlich mit Miss Murrough.” Deke zeigte mit dem Daumen auf die Verbindungstür.
“Sehr wohl, Sir.”
Nachdem der Butler gegangen war, klopfte Deke leicht an die Tür zu Lexies Zimmer.
“Kommen Sie rein”, hörte er sie sagen.
Als er das Zimmer betrat, drehte sie sich vom Fenster weg und ihm zu. Sie hatte ihre Steppjacke abgelegt und trug nun nur noch ihre einfache Bluse. Ihre schmale Taille wurde durch einen dünnen braunen Ledergürtel betont. Trotz ihrer schlanken Figur besaß sie einen sehr weiblichen Körper.
“Aldridge erwähnte, dass Sie gerne spazieren gehen würden.” Deke hielt einige Schritte Abstand.
“Ich gehe davon aus, dass es sicher ist. Immerhin ist das gesamte Anwesen videoüberwacht”, sagte Lexie.
Sein Blick streifte ihre Beine und dann den Gehstock in ihrer Hand. “Sie sollten es aber nicht übertreiben.”
“Spazierengehen ist gut für mich. So bekomme ich Bewegung und kann Stress abbauen.”
“Bereitet es Ihnen Schmerzen? Das Gehen, meine ich.”
“Nein. Nicht mehr.”
“Aber früher?”
Sie nickte.
“Das tut mir leid.”
Gott, du hast ja keine Ahnung, wie leid es mir tut. Wenn ich zusehe, wie du humpelst, wie du dich immer wieder auf deinen Stock stützen musst … Ich frage mich, was du wohl von mir halten würdest, wenn du wüsstest, dass ich der Mann bin, der dich angeschossen hat.
Da sie ihn fragend ansah, beeilte er sich, erklärend hinzuzusetzen: “Ich entschuldige mich, weil ich so indiskret war. Das geht mich gar nichts an.”
“Das macht nichts. Ich bin nicht empfindlich, was meine Behinderung betrifft.”
Deke räusperte sich und fragte dann: “Sind Sie startklar?”
“Ich hole nur schnell meine Jacke.”
“Lassen Sie mich das für Sie machen.” Er nahm die Jacke von der Sofalehne und half ihr hinein. Als sie die Jacke schließlich anhatte, strich Deke ganz leicht mit seiner Hand über ihre Schultern, riss sich dann aber schnell wieder zusammen und trat einen kleinen Schritt zurück.
Lexie, die
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