Time to Die - Stirb noch einmal
erledigt werden und schon gar nicht von dir alleine.” Toni griff nach Lexies Handtasche und drückte sie ihr in die Hand. “Nimm dir ein, zwei Stunden frei von diesem Tollhaus. Ich halte die Stellung.”
“Du bist nicht zum Mittagessen verabredet?” Dass es keine Verlobung mit Jafari gegeben hatte, wusste Lexie bereits.
Toni schnaubte wütend. “Heute nicht. Wir hatten gestern einen kleinen Streit, und ich spreche erst wieder mit ihm, wenn es ihm leidtut.”
“Was um Himmels willen hat er getan?”
“Jetzt wechsle nicht das Thema. Ich erzähle dir die Abgründe meines Liebeslebens später –
nachdem
du eine Pause gemacht hast. Nun geh schon!”
“Ich bin ja schon weg.” Lexie stützte sich auf ihren Stock und stand auf. Zu Deke gewandt sagte sie: “Ich kenne hier in der Nähe kein ruhiges Restaurant. Vielleicht sollten wir uns einfach etwas zu essen holen und …”
“Ich weiß, wo wir hingehen können”, sagte er schnell, ohne ihr in die Augen zu sehen.
“Ach ja?”
“Toni hat schon reserviert.”
Lexie sah ihn fragend an, widersprach aber nicht. Nach diesem verrückten und anstrengenden Vormittag hatte sie einfach keine Kraft mehr, zu protestieren. Sie konnte ein paar Minuten Ruhe weiß Gott gut gebrauchen.
Als sie aus dem Aufzug stiegen, sahen sie Jafari in der Lobby. Er unterhielt sich mit zwei Sicherheitsleuten. Obwohl er mit leiser Stimme sprach, merkte man ihm an, dass er sich darüber ärgerte, aufgehalten zu werden.
Lexie ging zu den Wachen und sagte: “Mr. Holston ist der Freund meiner Assistentin Toni Wells. Bitte stellen Sie ihm einen Besucherpass aus.”
“Sehr wohl”, erwiderte der Sicherheitsbeamte. “Wir wollten Miss Wells gerade anrufen und uns vergewissern, dass Mr. Holston zu ihr gehört.”
“Das wird nicht nötig sein”, sagte Lexie.
“Danke, Miss Murrough.” Jafari senkte seinen Kopf zu einer leichten Verbeugung.
Lexie nickte in Richtung des Aufzugs. “Nun fahren Sie schon hoch und ertragen Sie Ihre Strafe wie ein Mann.”
Als Jafari sie verwirrt anstarrte, setzte sie erklärend hinzu: “Was auch immer Sie falsch gemacht haben: Sagen Sie Toni einfach, dass es Ihnen leidtut. Und dass Sie alles tun werden, um es wiedergutzumachen.”
“Natürlich.” Jafari lächelte. “Das mache ich. Vielen Dank.”
Nachdem Tonis Freund im Aufzug verschwunden war, packte Deke Lexie am Ellbogen und fragte: “Bist du jetzt fertig mit deiner Beratungsstunde für Verliebte?”
Sie machte sich von ihm los, warf ihm einen strafenden Blick zu und marschierte zur Tür. Deke folgte ihr hinaus auf den Gehweg, wo sie Hamal Gazsi begegneten – dem jungen Assistenzarzt, der Vega den Hof machte. Hamal hielt einen Blumenstrauß in der Hand. Er grüßte Lexie im Vorübergehen.
“Und wer war das?”, fragte Deke.
“Dr. Gazsi. Vegas Freund.”
“Was genau leitest du hier? Eine Wohltätigkeitsorganisation oder eine Partnervermittlung?”
Lexie lächelte, aber sie sah Deke nicht an. “Ich leite eine Wohltätigkeitsorganisation mit Mitarbeitern, die ein Privatleben haben – falls du weißt, was das ist.”
Im gleichen Moment, in dem ihr der letzte Kommentar herausgerutscht war, wünschte sie schon, sie könnte ihn zurücknehmen.
Sie bogen um die Ecke und liefen in Richtung der kleinen Seitengasse, in der Deke Lexies neuen Mercedes geparkt hatte. Ein Sicherheitsmann von Bedell, Inc. kam ihnen entgegen und sagte lächelnd: “Guten Tag, Miss Murrough, Mr. Bronson.”
Deke nickte ihm zu und öffnete die Autotür. Er hielt sich jedoch zurück und bot ihr nicht seine Hilfe beim Einsteigen an. Während sie Platz nahm, nahm er den Wagen gründlich unter die Lupe. Dann öffnete er die Fahrertür, stieg selbst ein und fuhr los, nachdem er sich vergewissert hatte, dass bei Lexie alles in Ordnung war.
Deke lenkte den Mercedes sicher durch den regen Verkehr und hielt schon ein paar Minuten später vor dem Sheraton Read House Hotel. Die historische Stadtvilla im King-George-Stil strahlte gleichermaßen Eleganz und Charme aus.
Lexie nahm an, dass für sie ein Tisch im hoteleigenen Restaurant reserviert war. Doch stattdessen ging Deke schnurstracks zur Rezeption und ließ sich einen Schlüssel geben. Dann lenkte er sie in Richtung des Aufzugs.
“Wohin gehen wir?”, fragte sie.
“Es ist alles vorbereitet. Ich habe Tys Zimmer für einige Stunden beschlagnahmt, und Toni hat uns Essen bestellt.”
“Wir belagern Mr. Garretts Hotelzimmer?
“Genau.”
Die Aufzugtür öffnete sich.
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