Time Travel Inc. - Fast Forward (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
völlig irrelevant, wohin ich dich schicke. Du wirst schon sehen. Wie sagt man so schön: Der Weg ist das Ziel«, er begann laut zu lachen.
Ich verstand kein Wort. Dieser Mann war völlig wahnsinnig. Er hatte unser gesamtes Team auseinandergerissen. Er hatte mir John weggenommen. Er hatte den Professor getötet und nun würde er auch mich töten. Ganz offenbar plante er hier keinen normalen Zeitsprung. Höchstwahrscheinlich hatte er vor, mich mitten in eine mittelalterliche Schlacht zu schicken. Vielleicht auch direkt nach Hiroshima. Ich malte mir das Schlimmste aus.
»Noch irgendwelche letzten Worte?«
Ich blieb stumm. Was sollte ich auch sagen? Weder konnte ich ihn von seinem Vorhaben abbringen, noch hatte ich das Bedürfnis auch nur ein weiteres Wort mit diesem Irren zu wechseln.
Viktor drehte sich um und ging geradewegs auf die Kommandozentrale zu. Oben angekommen schloss er die Tür hinter sich und begann, damit die Steuereinheit mit Daten zu füttern. Wie vertraut mir dieser Vorgang doch war. Trotzdem fühlte ich mich unglaublich hilflos. Niemand wusste, dass ich hier war. Und vermutlich würde es nie jemand erfahren, dachte ich. Um mich herum erfüllte sich die Luft mit einem leisen Surren. Er hatte wirklich vor, mich durch die Zeit zu schicken. Ohne Geld, ohne passende Kleidung, ich würde auffallen wie ein bunter Hund. Plötzlich knackte es in einem der Lautsprecher, welche über meinem Kopf installiert waren. Eine Frage schoss mir durch den Kopf: Wieso hatten wir in unserem Labor ein Display und keine Sprechanlage installiert? Hatte Tommy nicht gesagt, sie wären nicht laut genug? Warum zum Teufel dachte ich jetzt über so unwichtige Dinge nach? Ganz offenbar konnte ich nicht mehr klar denken. Über mir ertönte Viktors Stimme.
»Wie sieht's aus? Schon mal bei geringem Energielevel gereist?«
Wäre ich nicht auf dem Stuhl festgeschnallt gewesen, hätte die Erkenntnis mich umgeworfen. Er hatte nicht vor, mich in irgendeine andere Zeit zu schicken. Er wollte die Zeitmaschine dazu nutzen, um mich hier vor seinen Augen umzubringen. Es ergab einen Sinn. Ich sollte das durchmachen, was Professor Tyssots Technologie auch ihm angetan hatte. So sehr mich die ganze Situation bis hierhin bereits überfordert hatte, so heftig war meine Reaktion nach dieser Offenbarung. Tränen bahnten sich ihren Weg über mein Gesicht und fielen in meinen Schoß. Es gab keine Möglichkeit ihn aufzuhalten. Ich würde hier und heute sterben. Nein, schoss es mir durch den Kopf, nicht einfach sterben. Es würde unbeschreiblich grausam werden. Die Schmerzen mussten unerträglich sein. Mein Atem ging nun stoßweise und ich rüttelte wie verrückt an meinen Fesseln. Ich musste hier raus!
»Viktor!«, schrie ich wie besessen, »hör auf damit. Mach mich los. Das kannst du nicht tun!«
Der Stuhl begann bedenklich zu schwanken, doch ich hörte nicht auf zu zappeln. Ich musste irgendetwas tun. Das Geräusch um mich herum schwoll an. Die Luft begann zu flimmern. Oben, in der Kommandozentrale, konnte ich Viktor dabei beobachten, wie er abstoßend fasziniert zusah. Ich wusste nicht weiter. Instinktiv hörte ich auf, mich zu bewegen, in der Hoffnung, dass es den Prozess weniger schmerzhaft gestalten würde. Wie eine ironische Antwort brach dieser jedoch sogleich über mich herein. Zuerst nur in den Händen und in den Beinen. Doch schnell begann er sich gleichmäßig über meinen ganzen Körper zu verteilen. Mir blieb die Luft weg. Etwas Vergleichbares hatte ich in meinem ganzen Leben noch nie gefühlt. Zuerst blieben mir die Laute noch in der Kehle stecken. Mit zusammengebissenen Zähnen wehrte ich mich gegen den Schmerz. Doch es war einfach nicht auszuhalten. Ich öffnete den Mund, warf den Kopf in den Nacken und stieß einen markerschütternden Schrei aus. Keine Artikulation. Kein Fluch oder Drohungen. Einfach nur purer, primitiver Schmerz. Ich hoffte, dass ich bald ohnmächtig werden würde. Sollte dies mein letzter Wunsch sein? Ich konnte es nicht fassen. John! Vor meinem inneren Auge sah ich sein Gesicht. Ich würde ihn nie wiedersehen. Ich versuchte mich, damit zu trösten, dass das Letzte, was wir uns gesagt hatten, liebevolle Worte des Abschieds waren. Wie naiv von mir zu glauben, dass ich einen Mann aus dem 20. Jahrhunderts an mich binden und mit ihm und meinen Freunden an einem geheimen Forschungsprojekt arbeiten könnte. So viel Glück konnte kein Mensch haben. Ich hätte es mir denken können. Doch auch der größte Pessimist
Weitere Kostenlose Bücher