Time Travel Inc. - Fast Forward (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
noch nicht alle nötigen Mitarbeiter eingestellt worden? Möglicherweise war sich Viktor seiner Sache gar nicht so sicher? Es gab weder Etagenpläne noch einen Hinweis darauf, welche Abteilung sich auf welchem Stockwerk befand. Also folgte ich einfach meiner Intuition.
Zuerst wollte ich sehen, wie weit Viktor mit seiner Zeitreise-Maschine war. Ich stieg in einen der Aufzüge und fuhr in das unterste Stockwerk. Meiner nicht unwesentlichen Erfahrung in Sachen Zeitreise-Labor nach befanden sich die Forschungsbereiche grundsätzlich im Untergeschoss. Bevor die Türen aufschwangen, drückte ich mich schnell an eine der Seitenwände des Fahrstuhls. Nur weil ich oben keine Sicherheitskräfte bemerkt hatte, bedeutete dies nicht, dass hier unten auch keine waren. Und tatsächlich! Vorsichtig lugte ich aus der geöffneten Tür hinaus und konnte, am Ende eines langen Ganges, einen verlassenen Schreibtisch entdecken. Dahinter befand sich eine massive Sicherheitstür. Aus einer etwas unscheinbareren, geöffneten Tür, welche ich unweit des Arbeitsplatzes entdecken konnte, kamen Geräusche. Offenbar eine Toilette. Schnell drückte ich eine der Tasten im Fahrstuhl und die Türen schlossen sich wieder. Unabsichtlich hatte ich das oberste Stockwerk gewählt.
Nach kurzer Zeit ertönte ein vertrautes Fahrstuhlgeräusch und die Türen glitten erneut auf. So leichtfüßig wie möglich schlich ich aus dem Fahrstuhl und machte mir ein Bild von der Umgebung. Treffer! Dies war offensichtlich die Chefetage. Ich blieb nahe an der Wand und setzte meinen Weg fort, vorbei am Empfang und dem Wartebereich. Es folgten ein paar schlichte, penibel aufgeräumte und unbenutzt wirkende Schreibtische. Dann tauchte vor mir eine protzige, wenn auch beeindruckend große Flügeltür auf. Als ich sie erreichte, dachte ich kurz daran, zu klopfen, schüttelte jedoch sofort energisch den Kopf und musste mich über mich selbst wundern. Sollte Viktor sich wirklich in dem Büro hinter der großen Tür befinden, sähe es wirklich erbärmlich aus, wenn ich mich derart unterwürfig anmeldete.
Plötzlich konnte ich leise Musik wahrnehmen. Ich schluckte. Das war Bachs Suite Nr. 3 in D-Dur. Eigentlich ein schönes Stück, doch in diesem Moment fühlte es sich wie die musikalische Untermalung einer Hinrichtung an. Egal! Ich holte noch einmal tief Luft und stieß die Tür anschließend mit beiden Händen kraftvoll auf. Der Anblick, welcher sich mir bot, wirkte auf mich wie das Finale in einem Film. Das Büro war nur spärlich beleuchtet, die Wände enorm hoch und in seiner Mitte stand ein massiver Schreibtisch. Ganz offenbar antik und nicht billig. Eine riesige Fensterfront nahm zwei Drittel der Bürowände ein. Die Musik war nun deutlich lauter und verlieh der Szenerie eine dramatische Note. Vom Anblick der Räumlichkeiten geblendet hatte ich nicht bemerkt, dass Viktor an einem der großen Fenster stand. Er hatte mir den Rücken zugewendet und gab sich ganz der Musik hin. Ich wagte mich ein paar Schritte vor und blieb mitten im Raum stehen. Als er sich langsam zu mir umdrehte, gefror mir buchstäblich das Blut in den Adern. Mit viel Fantasie hätte man den alten Viktor hinter der grimmig dreinblickenden, irgendwie entstellten und eiskalten Miene ausmachen können. Doch dieses Maß an Fantasie konnte ich nicht aufbringen. Der Mann, der dort vor mir stand, war nicht mehr Viktor. Er war ein Fremder. Nun verzerrte sich sein Gesicht zu einem überheblichen Lächeln, welches seine Augen jedoch nicht erreichte. Es schien, als wäre er kein bisschen überrascht, mich zu sehen.
»Da bist du ja.«
Schnell versuchte ich, meine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen, und nahm eine gerade, möglichst selbstsicher wirkende Haltung ein.
»Da bin ich, Viktor.«
»Hat ja ein bisschen gedauert«, erwiderte er, beinahe vorwurfsvoll.
»Ich hatte eine Menge um die Ohren in der letzten Zeit. Aber das weißt du sicher. Ich bin hier und ich will verdammt noch mal wissen, was du treibst.«
Anstatt mir zu antworten, umrundete er seinen Schreibtisch und ging zu einer kleinen Kommode neben der Tür. Dort begann er mit verschiedenen Flaschen, Eiswürfeln und Gläsern zu hantieren.
»Einen Drink?«
»Nein, ich will nichts trinken. Ich will wissen, was du vorhast. Und ich will wissen, warum du Tommy in die Sache mit hineingezogen hast!«
»Ich wüsste nicht, dass ich so etwas getan hätte.«
»Aber er hat dich zurückgeholt, richtig? Das hat er doch nicht einfach so getan? Du musst ihm
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