Time Travel Inc. - Fast Forward (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
gesprochen. Doch John hatte mir deutlich klargemacht, dass er bei mir sein wollte. Was Tommy da vermutete, war Unsinn. John wäre nicht einfach dortgeblieben, ohne mich zu informieren. Außerdem hätte er genau gewusst, dass ich mir Sorgen machen und ihm folgen würde.
Tommy interpretierte mein Schweigen offenbar als Unsicherheit. Er trat einen Schritt näher und legte den Kopf schief.
»Du bist dir gar nicht so sicher, richtig? Du weißt nicht, ob er in unserer Zeit leben will. Mit dir.«
Ein triumphierendes Grinsen machte sich auf Toms Gesicht breit und mir wurde beinahe übel. War dies wirklich mal mein Freund gewesen?
»Tommy«, begann ich so gefasst, wie es mir unter diesen Umständen möglich war, »ich habe keine Ahnung, was mit John geschehen ist. Ich weiß auch nicht, ob er freiwillig oder gegen seinen Willen im Jahr 1922 geblieben ist. Was ich aber ganz sicher weiß, ist, dass DU nicht die geringste Ahnung von mir oder John oder dem, was wir füreinander empfinden, hast. Du bist ein gemeiner, widerwärtiger Mensch geworden und ich habe keine Ahnung warum. Ich will es auch gar nicht mehr wissen. Du bist keinem eine Hilfe. Weder bist du für das Team nützlich noch für dieses Projekt. Aber am meisten schadest du dir selbst. Du merkst es nur nicht. Es ist mir egal, was dir bei deiner Suche nach Viktor passiert ist. Das ist deine Sache. Du möchtest offensichtlich nicht darüber sprechen. Bitte! Ich will es auch nicht mehr wissen. Ich will nur, dass du deine vergifteten Gedanken für dich behältst und uns diese Sache in Ordnung bringen lässt. Wir brauchen deine Hilfe nicht. Jess hat alles im Griff.«
Mein letztes Argument saß. Tommy lief knallrot an und eine Weile starrten wir uns wie zwei Gegner in einem Boxkampf an. Er hatte meinem Ausbruch offenbar nichts entgegenzusetzen, also entschied ich mich, endlich zu verschwinden. Jess und Tyssot hatten scheinbar die Luft angehalten. Jedenfalls machten sie keine Anstalten, sich einzumischen. Sollte mir recht sein. Ich hatte ohnehin genug. Ich schnappte meine Tasche und rauschte davon. Ich wollte nur noch nach Hause. Wie immer, wenn zu viele Gedanken in meinem Kopf kreisten, griff ich mir an den Hals, um die Kette zwischen meinen Fingern zu spüren, doch sie war nicht da. Sie war bei John und John war verschwunden.
Zwei Stunden später knallte ich die Autotür meines Wagens zu und stürmte in meine Wohnung. Völlig von Sinnen hatte ich mich nach dem Streit mit Tommy auf den Weg nach Hause gemacht und konnte bloß froh sein, keinen Unfall gebaut zu haben. Meine Wut war grenzenlos. Ich schmiss die Schlüssel weg und polterte in die Küche. Dort schnappte ich mir eine Flasche Wein und ein Glas, wobei ich kurz überlegte, auf das Glas zu verzichten, und machte mich auf den Weg ins Wohnzimmer. Es war mir egal, was das Protokoll für Zeitreisende vorsah. Ich würde jetzt etwas trinken, egal wie es mir morgen gehen würde. Ich würde frühestens in zwei Tagen aufbrechen können, um John im Jahr 1922 ausfindig zu machen. Da konnte ich heute ruhig einmal über die Stränge schlagen. Es war auch bitter nötig. Immer noch vor Wut zitternd füllte ich mein Glas bis zur Oberkante und nahm einen kräftigen Schluck. Mein Blick streifte ruhelos durch das Zimmer, auf der Suche nach etwas, das ich kaputt schmeißen konnte. Ich musste mich irgendwie abreagieren. Einen kurzen Moment lang spielte ich mit dem Gedanken, die Weinflasche in den Fernseher zu katapultieren. Allerdings kam das als großer Liebhaber von Filmen nicht infrage. Also suchte ich weiter und mein Blick fiel auf einen kleinen Gegenstand. Ich musste blinzeln und warf einen misstrauischen Blick auf mein Weinglas. Kräftiger Schluck hin oder her. Betrunken konnte ich wohl kaum sein. Doch sie lag tatsächlich dort, als wäre sie nie fort gewesen. Direkt vor mir auf dem Tisch. Meine Kette. Hatte ich nun Halluzinationen? Ging mein Verstand jetzt völlig mit mir durch? Vorsichtig streckte ich die Hand aus und betastete das Schmuckstück. Es war tatsächlich da. Keine Frage. Ich nahm die Kette in die Hand und betrachtete sie kritisch. Das konnte nicht wahr sein. Mein Verstand setzte aus. Fieberhaft versuchte ich, eine plausible Erklärung für ihr plötzliches Auftauchen zu finden.
»Ich sagte doch, dass ich sie reparieren lassen werde.«
Seine so schmerzlich vermisste Stimme ließ mich augenblicklich vergessen, dass er gar nicht hier sein konnte. Langsam drehte ich mich um und sah ihn an. John. Er war hier. Der
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