Time Travel Inc. - Rewind (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
Mary.
»Leana! Bin ich froh, dich zu sehen. Himmel noch mal! Wie siehst du denn aus? Was ist denn passiert? Geht es dir gut? Komm her, wir waschen dein Gesicht.« Erst jetzt bemerkte sie den Professor, der nach mir ins Zimmer getreten war.
»Verzeihung, darf ich mich vorstellen. Mein Name ist André Tyssot. Leana und ich kennen uns von früher.«
»Professor, das ist Mary St. James. Eine gute Freundin.« Ich biss mir auf die Lippen. Erst dieser Aufruhr und jetzt präsentierte ich dem Professor auch noch meine verbotene, soziale Verbindung zur Vergangenheit in Persona.
»Sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Miss St. James.«
Einen Moment lang standen wir alle drei schweigend da und starrten die Einrichtung des Hotelzimmers an.
»Hören Sie, Leana. Ich würde vorschlagen, dass Sie sich erst mal frisch machen und eine Runde schlafen. Ich werde mir ein Zimmer nehmen und wir reden morgen weiter.«
»In Ordnung. Ich denke, Sie haben recht. Dann sehen wir uns morgen früh.«
Er nickte mit dem Kopf und verließ das Zimmer. Plötzlich wirkte er sehr alt. Ich drehte mich um und schaute in das verdatterte Gesicht einer ratlosen Mary. Glücklicherweise konnte sie nachvollziehen, dass ich jetzt nicht über alles reden wollte, und wir machten uns daran, mich wieder in einen respektablen Zustand zu versetzen. Meine Bluse hing noch immer in Streifen an mir herunter und ich war über und über mit Dreck, Ruß und Blut beschmiert. Es dauerte ewig, bis ich mich wieder leidlich sauber fühlte, und während der ganzen Prozedur versuchte ich, sorgsam darauf zu achten, dass Mary die Tätowierung nicht zu sehen bekam.
Als wir endlich im Bett waren und ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen, um endlich einschlafen zu können, begann das Bombardement. In regelmäßigen Abständen ertönte das grauenhafte Geräusch der Detonationen und die Fenster vibrierten jedes Mal beunruhigend. Am liebsten wäre ich eingeschlafen und erst in 100 Jahren wieder aufgewacht. In 93 Jahren, um genau zu sein.
Kapitel 5
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Oktober 2014
Alpes-du-Sud, Frankreich
Tom wollte gerade den Computer runterfahren, als er von draußen ungewöhnlich laute Stimmen wahrnahm. Mist! Van Orten junior war schon wieder im Anmarsch. Er war diese Woche bereits drei Mal hier aufgetaucht und allmählich gingen Tom die Ausreden über den Verbleib Tyssots aus.
»Peterson, gut, dass ich Sie erwische. Wir müssen uns unterhalten.«
»Ja, äh, ich habe sofort Zeit für Sie, Viktor. Sekunde, ich muss nur schnell ein wenig Ordnung schaffen.« Er ließ, um Zeit zu schinden und um sich eine neue Ausrede auszudenken, einen Haufen Papiere in seiner Schreibtischschublade verschwinden und setzte dann ein freundliches Lächeln auf.
»Was kann ich für Sie tun?«
»Was ich seit Längerem befürchtet hatte, ist nun eingetreten, Junge.«
Tom hasste es, wenn er ihn "Junge" nannte. Der Typ war gerade mal vier Jahre älter als er. Was fiel ihm ein?
»Mein Vater hat die Nase gestrichen voll von diesem Zirkus hier. Er will augenblicklich Ergebnisse sehen oder das war's!«
»Was meinen Sie mit "das war´s"? Ich kann nicht zaubern. Sie wissen, wo wir stehen. Soll das heißen, dass ich schon mal die Bewerbungen losschicken kann?«
Tom hatte inzwischen einige Erfahrung darin, die Geldgeber hinzuhalten, und hatte gelernt, dass es nützlich sein konnte, gleichgültig zu tun. Außerdem konnte er ohnehin nichts an der Situation ändern. Sie hatten Van Orten Enterprises belogen, was die Testergebnisse und ihre Erfolgserlebnisse anging. Er war sich dessen inzwischen völlig bewusst und spielte das Spiel des Professors mit. So oder so würden sie die Sache nur noch aussitzen können. Der Professor war Leana hinterhergereist und Tom saß nun mit dem spärlichen Rest des Teams hier fest, ohne Aussicht auf Rettung in letzter Sekunde.
»Machen Sie nur Ihre Witze. Mir ist es vollkommen egal, was Sie mit dem Rest Ihres Lebens anfangen, Tom. Ich will, dass diese Sache jetzt geklärt wird. Das ständige Gebrüll meines Vaters und überhaupt dieses ganze, sinnlose Zeitreise-Thema kotzen mich an! Also? Was können Sie mir anbieten?«
»Wenn ich jetzt nichts für Sie habe, wie läuft es dann ab?«
»Sie packen Ihren Muffin und Ihren Spice-Girls-Kugelschreiber ein und sind ab heute von der Arbeit befreit, bis wir uns ein Bild gemacht haben und wissen, ob es für Sie eine Zukunft in der Firma gibt. Das Gleiche gilt im Übrigen auch für den Professor und seine Musterschülerin, falls die beiden es
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