Time Travel Inc. - Rewind (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
er die Schenkung dieses Jahr zurückgezogen. Der alte Mann hat Angst, dass ihm keine Bilder überbleiben, jetzt wo er fast blind ist. Tja, das war eigentlich auch schon alles. Ich beschloss, Mark und Malcom aus eigener Tasche zu bezahlen und das Teil zu klauen. Ich finde den Gedanken schön, dass das Gemälde am Ende doch noch seinen Weg in unser Haus gefunden hat. Na ja, fast«, korrigierte er sich. »Es wird seinen Weg finden. Schon in wenigen Tagen.«
»Oh John. Das tut mir so leid. Deine Eltern, dein Onkel, das wusste ich nicht.«
Ich umarmte und streichelte ihn wie einen kleinen Jungen, der sich das Knie verletzt hatte.
»So was passiert. Dagegen ist niemand gefeit. Du hast doch sicher auch schon mal jemanden verloren, der dir wichtig war, oder nicht?«
»Ja, das habe ich. Es ist furchtbar. Unbeschreiblich.«
Eine Weile saßen wir schweigend da und starrten ins Feuer. Jeder dachte an frühere Zeiten und an die Unbekümmertheit von damals. Irgendwann drehte ich mich zu ihm, um ihm eine Frage zu stellen.
»Wann? Wann musst du das Bild abholen, John?«
Er zögerte und zwirbelte eine fransige Strähne des Teppichs zwischen seinen Fingern.
»Einen Tag vor deiner Abreise. Es ist etwa 50 Meilen von hier entfernt. Mark hat das Bild die ganze Zeit verwahrt, weil sie mir auf der Spur waren, nachdem Malcom Panik bekommen und uns verraten hat. Nun will Mark weg von hier, nach Kanada. Ich muss es holen, verstehst du? Er kann es nicht behalten. Das wäre zu gefährlich für ihn. Und ich möchte es hier haben. Ist das in Ordnung für dich?«
»Ja, geh nur. Wann wirst du wieder hier sein?«, fragte ich verständnisvoll.
»Gegen Abend. Ich verspreche es. Willst du es dir nicht noch einmal überlegen, ob ich dich dann, wohin auch immer, bringen soll?«
»Nein. Ich möchte mich hier von dir verabschieden. Ich werde mir ein Auto mieten. Es ist besser, wenn wir es hier hinter uns bringen. Der Abschied wird ohnehin schon schlimm genug.«
»Und du bist dir noch immer ganz sicher, dass es keine andere Möglichkeit gibt?«
»Ja, ich bin mir sicher.«
Nachdem John zu seinem Treffen mit Mark gefahren war, beschäftigte ich mich mit meiner morgigen Abreise. John würde am Abend wiederkommen und dann wollte ich mit allem fertig sein, damit wir die letzten Stunden gemeinsam verbringen konnten. Wir hatten vor, ganz schick essen zu gehen und danach aufs Dach hinaufzusteigen, um unseren Abschied dort zu begehen. Es war die Stelle, an der wir uns das erste Mal geliebt hatten und sie hatte daher einen sentimentalen und romantischen Wert für uns.
Obwohl ich mich sehr auf den Abend freute, überkamen mich in regelmäßigen und immer kürzer werdenden Abständen traurige Gefühle. Ich wollte bei ihm sein. Jede Minute, jede Sekunde wollte ich bei ihm sein. Wie konnte das Leben nur so grausam sein? John nannte es Schicksal. Ich sah eher einen ausgeklügelten Plan des Teufels darin. In all meinen Jahren, in denen ich im 21. Jahrhundert nach einem tollen Mann gesucht hatte, war nur Bockmist dabei herausgekommen. Dies hatte mich darin bestärkt, mich mehr und mehr meiner Arbeit zu widmen. Und nun, da ich hier war, traf ich auf John. Er war alles, was ich mir je gewünscht hatte, und noch mehr. Er war stark und männlich. Er strahlte eine angenehme Ruhe und Überlegenheit aus. Seine Hände waren, in meinen Augen, das Wundervollste, was mir je widerfahren war. Aber es war nicht nur seine Erscheinung, die mir so gefiel. Er war zärtlich und verständnisvoll. Seine Geduld schien grenzenlos und ich konnte mich Stunden über Stunden mit ihm unterhalten. Sicher war auch er nicht perfekt. Niemand war das. Doch ich konnte mir einfach nicht mehr vorstellen, ohne ihn zu sein. Frustriert packte ich meine Sachen und legte die Kleider für morgen raus. Eigentlich war nun alles bereit. Ich beschloss, einen Spaziergang zu machen. Es war bereits nach Mittag und ich würde rechtzeitig zurück sein, noch bevor er nach Hause kam.
Als ich drei Stunden später wieder in meinem Zimmer saß, war er noch nicht da. Ich ging hinunter und spielte eine Partie Karten mit Abby. Sie wusste, dass meine Nerven gespannt waren wie Drahtseile, und versuchte, mich mit kleinen Anekdoten und Geschichten über ihre und Johns Kindheit aufzuheitern. Die Zeit verging und es war noch immer kein John in Sicht. Wir konnten nichts tun. Wir wussten weder wo er sich mit Mark getroffen hatte, noch ob er bereits auf dem Rückweg war. Es machte mich schier wahnsinnig. Als die Uhr
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