Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
»Der edle Herr Cheftu hat Anweisung gegeben, daß du von seinen Sklaven betreut werden sollst«, meinte er betreten.
»Wieso?« fauchte sie.
»Der edle Herr bezweifelt, daß deine Sklaven wirklich in deinem Interesse handeln. Du bist vergiftet worden, und Basha ist geflohen. Das hier ist D’vorah«, dabei deutete er auf die Frau. »Sie wird dir dienen.« Gleich darauf verschwand er, gefolgt von D’vorah, mit einer knappen Verbeugung in die Küche.
Chloe verzog das Gesicht unter den Schmerzen und Qualen, die sich bemerkbar machten, seit sie wieder bei Besinnung war. Sie versuchte sich die Ereignisse des vergangenen Abends ins Gedächtnis zu rufen. In ihrem Kopf lief eine Szene ab, die aus einem S&M-Video zu stammen schien, und angewidert schaltete Chloe ab. Was für einen grotesken Abklatsch RaEms hatte sie da abgegeben?
Als Cheftu zurückkehrte, sah er, wie RaEm ihren flach gewordenen Bauch in den Händen hielt. Sie preßte die zitternden Hände dagegen und sah mit feuchtem Blick zu ihm auf. Die Auseinandersetzung wenige Minuten zuvor war vollkommen vergessen.
»Das Kind hat nicht überlebt.« Das war eine Feststellung, so als würde sie seine Erwiderung fürchten.
Cheftu nickte widerstrebend und ohne sich ihrem Blick zu stellen. »Wir … wir konnten nicht feststellen, was es war.«
Sie sah ihn verständnislos an.
»Ob ein Junge oder ein Mädchen«, murmelte er.
»Ja.« Sie schloß die Augen und schluckte schwer.
»Wie weit – ich meine, wie alt war es?« Ihre Stimme war kaum noch ein Hauch, und Cheftu mußte sich über RaEm beugen, um sie zu verstehen.
Er wandte sich ab.
»Hundertvierundzwanzig bis hundertvierunddreißig Tage, würde ich schätzen. Etwa die Hälfte seiner Zeit bei dir.« Er fuhr sich über die Lippen und sah auf sie herab. »Wer ist der Vater, RaEm? Er hat ein Recht darauf, es zu erfahren.«
Sie wollte sich aufsetzen und stöhnte sofort vor Schmerz. »Erst gestern, das heißt, wenn das gestern war, habe ich begriffen, daß ich ein Kind bekommen werde.« Die Worte kamen in einem Schwall, halb dahingeflüstert, gläsern und zittrig. »Basha muß mich vergiftet haben, aber ich war zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt, um das zu realisieren. Ich hatte Angst und war nervös, ohne eigentlich zu wissen, warum. Eine Vorahnung. Vielleicht hätte ich mir doch ein Horoskop legen lassen sollen.«
Cheftu sah, wie die verschiedensten Gefühle über ihr Gesicht jagten. Als letztes blieb ein zu Herzen gehendes, trauriges Lächeln. Sie fuhr sich mit der Zunge über die spröden Lippen und schluckte, während ihre Hände sich in den Leintüchern verkrampften. Er sah, wie sie sich auf die Unterlippe biß, und kämpfte gegen den unwillkürlichen Drang an, sie an seine Brust zu drücken und sie zu trösten.
Langsam ließ sie sich auf das Kissen zurücksinken, mit einer Hand ihren Anhänger streichelnd, dann schlug sie beide Hände vor das Gesicht. RaEm gab keinen Laut von sich, doch ihre braunen, bandagierten Schultern begannen zu zittern.
Überzeugt, daß sie ihr Kind betrauerte, wollte er sich davonschleichen, um ihre Erinnerung an das Ungeborene nicht zu stören. Er winkte die wartenden Apiru-Sklaven fort.
»Cheftu«, flüsterte sie mit gebrochener Stimme, »bitte …«, und damit streckte sie eine zitternde Hand nach ihm aus.
Vorsichtig trat Cheftu an ihre Seite und ließ sich auf dem Rand ihrer Liege nieder. Er legte eine zärtliche Hand auf ihre Schulter. Und dann warf sie sich in seine Arme, die Beine angezogen, so daß sie halb auf seinem Schoß lag, den Kopf an seiner Brust geborgen.
Cheftu war wie vom Donner gerührt. Wer war das? Zu weinen? In der Gegenwart eines anderen Menschen? Etwas jenseits von ihr Selbst sich so zu Herzen nehmen, daß sie deswegen weinte? Dies war eine ganze andere RaEm.
Liebevoll strich er über ihr verklebtes schwarzes Haar, wiegte sie wie ein Kind, während seine Worte und seine Stimme in ihren herzzerreißenden Schluchzern untergingen. Die Paste auf ihrem Leib schweißte sie zusammen.
Nur mit Mühe schaffte er es, sie durch die aufstoßenden Tränen hindurch zu verstehen. »Ich habe versprochen, es zu beschützen«, weinte sie. »Wie konnte ich nur so versagen? Erst gestern habe ich es begriffen. Wie konnte ich das nur tun?«
Cheftu sank unter den Qualen in ihrer Stimme zusammen. »Süßer Mondstrahl, zur Liebe gehört auch Schmerz«, flüsterte er. »Der Gott wird dich beschützen. Keine Angst. Du wirst noch ein Kind bekommen. Asst. Dies hier war nur
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