Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
Brust durchgerüttelt wurde.
»Einunddreißig Sorten ist eine ehrfurchtgebietende Anzahl, chérie. Erzähl mir nicht, daß ich sie ganz allein erfinden muß.«
»Nein … ich werde dir Unterstützung geben. Allerdings ist meine Lust auf Süßes gestillt.« Sie zögerte einen Moment. »Vorerst.«
»Isis sei gelobt!«
Sie versetzte ihm einen liebevollen Puff auf den Oberarm.
»Sprich mit mir. Ich vermisse es so, daß jemand mit mir englisch oder französisch spricht oder was immer du vorziehst.« »Bien. Was soll ich dir erzählen?«
Schlagartig hellwach, setzte sie sich auf. »Alles! Deine Vergangenheit, wie du hier gelandet bist, wie das für dich war. Von deiner Familie, deiner Arbeit, was für ein Gefühl es war, vom Franzosen zum Ägypter zu werden.«
Cheftu schwieg lange, während es im Zimmer stetig dunkler wurde. »Ich war sechzehn. Mein Bruder gehörte zu Napoleons Armee von Wissenschaftlern und Forschern. Ich war als Gehilfe mitgekommen. Keine Arbeit war zu niedrig für mich: ob Tragen oder Graben. Ich lernte soviel wie möglich über Ägypten, obwohl ich damals bereits ein studierter Linguist war.« Er lachte. »Ich habe sogar eine Stelle an einer Universität abgelehnt, um mitreisen zu können. Ich war in Liebe entbrannt zum Alten Ägypten mit all seinen Mysterien und Geheimnissen. Ich wollte es ganz und gar kennenlernen.«
Er legte eine Hand auf Chloes Brust und hielt sie in der Dunkelheit, während unter seinen Fingern ihr Herz schlug.
»Ich hatte es mir zur Gewohnheit gemacht, mich nach Einbruch der Dunkelheit aus dem Lager zu schleichen, wenn wir in der Nähe großer Monumente waren. Dann spazierte ich durch die Ruinen und malte mir aus, wie sie früher wohl ausgesehen hatten. Eines Nachts bin ich durch Karnak geschlendert. Ich bin in Hathors Kammer getreten und in einen Mahlstrom der Sinne geraten. Da war noch jemand anderer, ein zweiter Junge, der genauso alt war wie ich. Ich habe ihn gepackt, obwohl es viel zu –«, er suchte nach dem richtigen Wort, »zu neblig war, um irgendwas zu sehen. Aufgewacht bin ich in den Kleidern eines W’rer-Priesters in Hathors Silberkammer.
Tagelang konnte ich nichts sehen, und die Ärzte meinten, ich würde unverständliche Dinge murmeln. Als Cheftu, der Junge, aufwachte, war er in einer anderen Familie, einer anderen Welt gelandet. Einer Welt, in der ich als Mann galt. Als Kopf des Haushalts. Aufgrund meiner ›Erfahrung‹ sagte man, ich sei dem Großen Gott geweiht, und so wurde bestimmt, daß ich den Neter-Priestern diente und deren Geheimnisse lernte.«
Schweigend saß sie da. Sie würde ihn nicht fragen.
»Zwei Jahre lang habe ich das Haus des Lebens kein einziges Mal verlassen. Mein Leben bestand nur noch aus Körpersäften, Kräutern, Zaubersprüchen, chirurgischen Eingriffen. Dann durfte ich wieder gehen und als Heiler arbeiten.« Er seufzte. »Ich war jung und dumm.« Seine Finger spielten in Chloes Haar. »Meine Familie gehörte zur Aristokratie. Zu den Adligen Ägyptens. Es war an der Zeit, mir eine Frau zu suchen. Höchste Zeit, um genau zu sein. Ich hatte RaEm ein einziges Mal in einem Garten geküßt, obwohl ich damals nicht wußte, wer sie war. Später begegnete ich ihr auf einem Fest Pharaos wieder.« Er senkte den Blick. »Sie, oder eher ihr, habt euch immer nahegestanden. Sie war eine von Hats wenigen Freundinnen.«
RaEm fand mich attraktiv, und da sie nicht verheiratet war und damals auch gerade nicht im Tempel gedient hat, lud sie mich ein, sie in ihrem Landhaus im Delta zu besuchen. Sie war von Kindheit an Priesterin gewesen, deshalb war sie viel erwachsener als ich, ohne Obhut und ohne feste Regeln. Sie war zwar jünger, aber sehr begabt. Ich war heißblütig, und mich leitete nur mein … Nun gut, bevor ich begriff, was ich da tat, hatte ich sie schon ins Bett gezogen.« Er hielt kurz inne, und Chloe spürte die Spannung in seinem Körper.
»Oder eher sie mich.«
Ein paar Sekunden saß er schweigend da und starrte in die Nacht vor dem Fenster hinaus. »Ich eilte heim, beschämt, verängstigt, und wollte um ihre Hand anhalten. Ich hatte das Gefühl, das sei meine Pflicht. Der Franzose in mir hatte keine andere Wahl, doch mir war klar, daß die Ehe etwas sehr Ernstes ist. Anders als in meinem Land wird Ehebruch hier nicht geduldet. Also wandte ich mich an meinen Vater, der sich an ihren Vater wandte, und der Ehevertrag wurde aufgesetzt.
Da wir beide der Oberschicht angehörten, sollte ein großes Hochzeitsfest stattfinden. Ihre
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