Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
Lachens.
»Alles ist sauberer, als ich es bin, und Hitze habe ich bis an mein Lebensende genug abbekommen.« Er ließ sich gleichgültig ins Wasser sinken, und Chloe fing an, Ruß und Schmutz abzuwaschen. Sein Körper war mit Kratzwunden überzogen, und die schwarzen Haare auf seinen Armen waren versengt, so daß nur noch die Wurzeln wie kleine Stoppeln aus der Haut ragten. Sein Haar war an den merkwürdigsten Stellen und in lauter kleinen Flecken abgebrannt, auf denen kleine, sich schälende rosa Hautflecken zurückgeblieben waren. Als Chloe sein Gesicht wusch, bemerkte sie die Bartstoppeln und gab sich alle Mühe, nicht die zornigroten wunden Stellen zu reizen, die aussahen wie von Klauen und Fingernägeln geschlagen. Seine Hände waren von Hitzeblasen bedeckt.
Chloe fragte sich, wie er mit derart verletzten Händen die Kranken hatte verpflegen können. Die Fingernägel waren rissig und brüchig und die kleinen schwarzen Härchen auf seinen Fingern verkohlt. Seine Augenbrauen waren abgesengt, doch er hatte keine schweren Verletzungen erlitten.
Dann sah sie seinen Rücken. Offenbar hatte er damit zum Feuer gestanden, dachte sie. Die Blasen waren prall mit Wasser gefüllt und sahen so aus, als wäre ihm ein brennender Ast auf die Schulter gefallen, der ihn oben am Rücken und am Hintern getroffen hatte. Cheftu war im kühlen Wasser eingeschlafen, schreckte aber augenblicklich hoch, als Chloe ihn berührte.
»Was ist passiert, Cheftu? Wie war es für dich? Erzähl es mir«, bat sie leise.
Er stöhnte und flüsterte leise, denn auch seine Lungen hatten etwas abbekommen. »Alles hat geschrien, Menschen sind in Flammen herumgerannt und haben nach Rettung gesucht. Die Häuser sind fast explodiert, so daß alle gestorben sind, die noch geschlafen haben.« Er seufzte schwer. »Ich bin zu spät gekommen; ich konnte nichts mehr unternehmen. Meneptah und seine Mutter waren bei Verwandten gewesen. Sie haben es nur ihrem Gott zu verdanken, daß sie wach und auf dem Dorfplatz waren, als sich der Wind gedreht hat und die Funken in Richtung Dorf geflogen sind.« Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.
»Du hast ja gesehen, daß die meisten Überlebenden ihre Haare oder Augenbrauen verloren und Brandblasen haben. Die mit den schweren Verbrennungen sind gestorben, was eine Gnade ist. Wir konnten ihnen nicht helfen.«
Cheftu blickte auf seine Hände, die im Fackelschein formlos unter dem Wasser wirkten. »Meine Hände machen mir Sorgen. Sie sind mein, unser Leben, damit verdiene ich unser Brot.«
Er zog eine Hand aus dem Wasser und betrachtete sie genauer. »Die Verbrennungen gehen nicht tiefer als bis unter die oberste Hautschicht. Mit etwas Öl müßten sie bald wieder heilen.«
»Was ist mit deinem Rücken?«
»Das ist egal. Ich habe keine Medizin mehr.« Er zuckte mit den Achseln und verzog in derselben Sekunde das Gesicht. »Bring mir Öl und eine Feder. Du streichst mich mit Öl ein, dann können wir nur noch das Beste hoffen.« Er hörte auf, den schwarzen Ruß von seiner Haut zu schrubben, und zog sich mühsam aus dem Becken. Noch bevor sie aus dem Wasser gestiegen war, hörte sie ihn nebenan schnarchen.
Jemand klopfte an die Tür, und Chloe öffnete, aus dem Schlaf gerissen und mit nur halb geschnürtem Gewand. Vor ihr stand ein königlicher Leibgardist, der Chloe mit einem knappen Nicken eine Schriftrolle überreichte und ihr auftrug, sie sofort an den edlen Herrn Cheftu, Erpa-ha , weiterzugeben.
»Er wurde verletzt und braucht Ruhe.«
Die Anweisungen lauteten, die Botschaft unverzüglich zu öffnen, erklärte ihr der Leibgardist. Also kehrte sie widerstrebend ins Schlafzimmer zurück, kniete neben Cheftu nieder und küßte ihn liebevoll auf die Stirn. »Geliebter, du mußt aufwachen.« Sie berührte ihn an der Schulter und zuckte erschrocken zurück, als er aufsprang und losfluchte, weil ihm die Schulter weh tat. Sein Haar stand in versengten Büscheln vom Kopf ab, und seine Miene war zutiefst entrüstet; als er Chloe sah, legte er sich beruhigt wieder hin.
»Hab geträumt, daß mich jemand aufgeweckt hat«, murmelte er schon wieder im Halbschlaf.
»Ich habe dich geweckt. Das ist für dich. Vom Prinzen.« Sie streckte ihm den Papyrus hin.
Das Kinn auf eine Hand gestützt, las er schweigend die Botschaft durch. »Ramoses ist zum König gerufen worden und hat sich die Bitte des Prinzen angehört, daß die Heuschrecken verschwinden sollen. Thut schreibt, Ramoses hätte keine Gegenleistung dafür verlangt,
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