Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
akzeptierten sie. Für die Mehrheit der Apiru jedoch gehörten sie zu den Ägyptern, die sie vierhundert Jahre lang unterdrückt hatten. Chloe hatte das Gefühl, daß man sie nur duldete, weil Moshe mit Cheftu gesprochen und ihm dafür gedankt hatte, daß er Caleb aus dem Feuer gezogen hatte.
Das hatte nichts damit zu tun, daß sie keine Juden waren. Hunderte andere Apiru hatten sich dem Exodus angeschlossen, Menschen, die noch nie etwas von den Kindern Abrahams gehört hatten. Es lag daran, daß sie wohlhabende Ägypter waren und der Priesterschaft angehörten, was sich auch durch ihre schlichten weißen Gewänder nicht verbergen ließ. Cheftu strahlte unwillkürlich Autorität aus, und Chloe schätzte, daß man ihr das genauso ansah. Also blieben sie unter sich und in Meneptahs kleinem Clan.
Ihre Gedanken kamen zur Ruhe, als sie wieder einmal ihre Körbe aufstellte und den Umhang darüberlegte, um etwas Abgeschiedenheit und Schutz zu schaffen. Nachdem sie eine kleine Grube gegraben hatte, legte sie mehrere Fladen ungesäuerten Teiges hinein, bedeckte sie mit Sand und zündete darüber ein Feuer an. Dann nahm sie einen Topf und stellte ihn ins Feuer, um die Suppe zu bereiten, die sie bislang am Leben erhalten hatte. Elishava kam in den Schatten, ließ sich in den heißen Sand plumpsen und fächerte sich wild mit beiden Händen Luft zu.
»Wie geht es dir heute morgen?« fragte sie freundlich. »Der Marsch war gut, oder?«
Der Dialekt der älteren Frau war nicht leicht zu verstehen, doch Chloe lächelte und antwortete, daß er gut gewesen sei. Sie sah zu, wie Elishava etwas Wasser über ihre Hände goß und ihr Gesicht damit benetzte. Cheftu hatte ihr zwar erklärt, daß die jüdischen Reinheitsgebote noch nicht geschrieben worden seien, doch während der langen Zeit in Ägypten waren die Israeliten zu einem reinlichen Volk geworden. Immer mehr Menschen versammelten sich um ihr Feuer, D’vorah kam von den kleinen Mädchen, die sie Lieder singend und Geschichten erzählend begleitete, danach tauchten Cheftu und Meneptah auf, die Tag für Tag in einem der Wagen für die Kranken arbeiteten. Chloe reichte das Wasser herum, mit dem sich alle wuschen, dann gab sie jedem Suppe und Brot. Wie vor jeder Mahlzeit sprach Meneptah ein kleines Gebet zu dem Gott, dem sie das alles verdankten. »Danke, o Gott, der du auf dem Felde Brot wachsen läßt.«
Nach einem gemurmelten Dankeswort begannen alle, über ihren Tagesablauf zu berichten. Allein Chloe hatte keine weitere Aufgabe, als sich um das Zelt und um das Essen zu kümmern, zeitaufreibende Arbeiten, die einige Organisation erforderten, aber keinen Kontakt zu anderen Menschen erlaubten. Aharon war der Ansicht gewesen, die ehemalige HathorPriesterin solle sich möglichst unauffällig verhalten, da es bereits Probleme mit den Stämmen gab, die über eingebildete Gefahren jammerten und in diesem Lager des einen Gottes andere Götter anbeten wollten.
Die Sonne stand hoch und heiß am Himmel, um sie herum war nichts als Ödnis. Die Heuschrecken hatten auch hier gewütet. Was später einmal Golf von Suez genannt werden sollte, befand sich rechts von ihnen, bewacht von Patrouillen ägyptischer Soldaten, die ihre Landesgrenzen verteidigten – und die höchstwahrscheinlich als Erstgeborene gestorben waren. Chloe kaute müßig auf ihrer Unterlippe, während um sie herum gegessen wurde. Links von ihnen befand sich die Wüste des Sinai, deren himmelhohe Gipfel außer Sichtweite waren, umgeben von Staub und Schmutz sowie einer grauenhaften Trockenheit, die Kopfhaut und Nase zum Bluten brachten.
Doch die Israeliten waren befreit. Es war wirklich eingetroffen. Bedächtig nahm sie einen Schluck des kostbaren Süßwassers und beobachtete, wie Meneptah, den Blick auf D’vorah gerichtet, zu essen vergaß. Sie erholte sich gut. Die schrecklichen Verbrennungen auf ihrem Gesicht und ihren Händen waren verheilt. Sie war nicht mehr die jugendliche Schönheit von früher, aber Meneptahs verträumtem Blick nach zu urteilen, tat das nichts zur Sache. Sie war sozusagen in seine Familie gerutscht, geliebt von seiner Mutter, von seinen Schwestern und Brüdern geachtet, und Chloe wie auch Cheftu waren sicher, daß die beiden sich noch vor der Verkündung der Zehn Gebote unter dem Hochzeitszelt vereinen würden.
Cheftu beugte sich zu ihr herüber, als könnte er ihre Gedanken lesen. »Meinst du, er gibt mir seine Suppe, wenn er sie nicht mag? Obwohl ich gestern nacht im Traum Lachs im Teigmantel
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