Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
mit neuen pommes de terre und Schokol-«
Chloe hob eine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen, während vor ihrem inneren Auge eine Vision von Paella, Hummercremesuppe und Gelato al Pistaccio zu tanzen begann.
»Sag nicht so was. Wir essen dieses Zeug schließlich erst seit zwei Monaten, hau? «
Cheftu lachte und sagte auf ägyptisch: »Mmmm … denk doch mal an gebratenes Geflügel mit Granatapfel oder an mit Nüssen gefüllte Fische …«
Chloe zuckte mit den Achseln. »Wenn ich mich recht entsinne, dürfen wir noch etwa vierzig Jahre lang Suppe essen.«
»Immerhin hat uns das Große Haus nicht verfolgt, also wird es womöglich gar nicht nötig sein, das Meer zu teilen, auf dem Berg Sinai wird es keine Probleme geben, und wir brauchen keine vierzig Jahre durch die Wüste zu ziehen.«
Chloe sah ihn an und stellte ihren Teller ab. »Glaubst du, wir haben in die Geschichte eingegriffen?« Sie sah zu den plaudernden Apiru hinüber.
»Ich weiß nicht, was ich sonst glauben soll. Thut ist ein gebrochener Mann. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er sich anders besinnt. Er hat begriffen, daß dies kein Steingötze ist, sondern eine lebendige, atmende Gottheit. Er wollte nichts lieber, als daß wir verschwinden, auch wenn er natürlich Moshe bedroht hat, um sein Gesicht zu wahren.«
»Deshalb hat er uns ziehen lassen?«
»Es war ihm gleichgültig. Meneptah hat erzählt, sein Junge Turankh hätte in dem Streitwagen gelegen, mit rosafarbenen Wangen, als sei er noch am Leben, und mit geflochtener Jugendlocke, weil er am nächsten Tag an einem Mannschaftsspiel teilnehmen wollte. Thut hatte nur noch seine zerstörte Familie und sein zerstörtes Land im Sinn. Ich kann verstehen, daß er so um seine Familie besorgt ist. Seine Trauer kann ich mir nicht ausmalen.«
Die Sonne war blendend hell, und die Menschen wickelten sich zum Schlafen in ihre Unhänge. Chloe schirmte die Augen ab, bis die schwere Wolke, die jeden Tag den Himmel überzog, den Himmel verdunkelte und eine frische Brise vom Meer her die Luft abkühlte.
Sie stand auf und trug die getöpferten Teller in den Sand. Dort kauerte sie nieder, schrubbte alles mit Sand sauber, reinigte die poröse Oberfläche und packte alles wieder zusammen. Sie war schläfrig und legte sich im Schutz ihres Umhangs zur Ruhe, die Wange auf Cheftus gleichmäßig schlagendes Herz gebettet. »Ich bin so froh, daß du bei mir bist«, meinte er schläfrig. »Wir gehören zusammen. Nicht einmal die Zeit konnte uns trennen.«
»Wenn du dir ein Zeitalter aussuchen könntest, in das du zurückkehren könntest, Cheftu, für welches würdest du dich entscheiden?« fragte sie, die Augen im Schatten halb geschlossen.
Er stützte sich auf einen Ellbogen und streckte die Hand nach dem Wasserschlauch aus. »Woher hast du nur diese Fragen, hau ?« Er lachte. »Aus Ägypten? Wenn ich es mir aussuchen könnte?« Er dachte kurz nach, trank dabei einen kleine Schluck und lauschte, während sich die Geräusche von vielen tausend Menschen in der Stille des Tages verloren. »Die Zeit Salomons. Den Tempel in Jerusalem zu sehen … aii , das wäre wunderbar, phantastisch. Und du, chérie? «
Chloe blickte über die Sanddünen hinweg und zu den dahinter aufsteigenden Felsenklippen. Berge auf der einen Seite, das Meer auf der anderen. »Wenn ich durch die Zeit wandern könnte?« Sie schüttelte den Kopf. »Wenn ich die Wahl gehabt hätte, wäre ich in meiner Zeit geblieben. Geschichte hat mich nicht besonders interessiert. Fortschritt und Veränderung … alles sollte schneller, technischer werden. Ich wäre in die Zukunft gereist.« Sie feixte. »Ich wette, da haben sie noch mehr Eiskrem-Sorten.«
»Wohin würdest du also gehen?«
Chloe biß sich auf die Lippe. Ohne dich nirgendwohin, wollte sie sagen. »Ich weiß nicht.«
Sie lachten und schmiegten ihre müden Körper aneinander. Wenig später meinte Cheftu: »Es überrascht mich, daß du eine solche Frau der Zukunft bist«, sagte er. »Du hast dich so gut in diese Welt eingefügt.«
»Indem ich Pharao vor den Kopf gestoßen habe, ein Mädchen umgebracht habe –«
»Chloe. Non , das war nicht deine Schuld. Du hast es nicht gewußt.«
Sie zuckte mit den Achseln. »Ich habe einen ziemlichen Schlamassel angerichtet.« Außer bei meiner Kunst, dachte sie. Meine Fähigkeiten haben sich vervielfacht. Mein Gedächtnis ist schärfer geworden. Ich bin als Künstlerin viel besser als je zuvor. Irgendwie wird Cammy meine Arbeiten finden. Ich muß die
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