Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
müde.
»Du bist nicht für mich verantwortlich, Cheftu«, widersprach Chloe. »Ich bin es selbst.«
Zum ersten Mal an diesem Morgen sah er sie wirklich an. »Ich weiß sehr gut, daß du selbst für dich sorgen kannst, doch ich bin für dich verantwortlich, weil dir mein Herz gehört. Ich kann nicht essen, wenn ich nicht weiß, daß du ebenfalls etwas zu essen hast Ich kann nicht schlafen, wenn dein Körper nicht neben mir liegt. Du bist ein Geschenk, weil ich dich liebe.
Aus keinem anderen Grund. Ohne irgendwelche anderen Bindungen oder Fesseln. Weil du meine Seele bist.«
Er wandte den Blick ab. »Du verstehst mich nicht. Ich glaube du siehst dich als Sache, als Besitz oder als Schoßtier, um das ich mich kümmere, weil ich dich ›besitze‹ –« Seine Stimme brach. »Ich werde dich niemals besitzen, Chloe. Du kannst gehen, wann immer du willst. Du bist frei, jede Entscheidung zu treffen, die du möchtest. Ich werde dafür sorgen, daß du soweit in Sicherheit bist, daß du diese Entscheidungen treffen kannst.« Sein leidender Blick traf auf ihren. »Erlaube mir das, Chloe.«
Beschämt und betreten über seine Worte wandte sie sich ab. Sie wollte ihn umarmen, doch die Kluft schien zu tief. Sie beide waren alles, was jeder von ihnen hatte. In ihrem Kopf dröhnten unbeantwortete, schmerzhafte Fragen. Nach einer Weile strich ihr Cheftu in einer sanften Liebkosung übers Haar. »Paß auf dich auf, meine Teure«, sagte er und verschwand. Der kleine Löwe sprang in einem Satz von Chloes Schoß, um ihm zu folgen, und ließ Chloe allein unter dem strahlend blauen Himmelszelt zurück.
Sie schuftete den ganzen Tag, säuberte erst das Gelände und fegte dann die größte Höhle mit einem Palmwedelbesen aus. Als sich eine große Vogelschar auf dem Strand und auf den Akazienbäumen darüber niederließ, nahm sie ihren bemalten Wurfstock und ging auf die Jagd. Nach zwei Stunden hatte sie zwei Vögel und ein unglückliches pelziges braunes Ding erlegt, das unter den Bäumen durch das Gras gehuscht war. Das durfte Cheftu abziehen. Stolz und angeekelt zugleich hackte sie den Vögeln die Köpfe ab, rupfte sie und schnitt sie auf.
Dann gab sie ihr Frühstück wieder von sich.
Da sie nicht genau wußte, was als nächstes zu tun war, spießte sie die Tiere auf einen Stock und hängte sie über das Feuer. Blutstropfen fielen auf die Steine darunter und verbrutzelten. Chloe nahm an, daß die Vögel eine Weile brauchen würden, also ging sie schwimmen. Das Wasser war phantastisch warm und reinigend und wusch die tagealte Schmiere von ihrer Haut. Als sie wieder an Land kam, hockten um ihr Feuer herum riesige, häßliche Vögel, die an dem Fleisch auf dem Spieß herumhackten. Brüllend rannte Chloe auf sie zu, voller Zorn, daß ihr schwer erarbeitetes Essen stibitzt wurde.
Bis sie das Feuer erreicht hatte, waren die Vögel weggeflogen, wobei sie allerdings das tote braune Pelztier mitgenommen hatten. Chloe blickte zum Himmel auf.
Die Sonne war bereits auf dem Weg nach Westen, bis zur Abenddämmerung waren es vielleicht noch drei Stunden. Entschlossen packte sie ihren Wurfstock, malte sich die Augen mit Holzkohle schwarz und machte sich auf, das Essen zu erlegen.
Als die Sonne unterging, saß sie wieder neben dem Feuer und drehte drei mit Kammuscheln gefüllte Vögel über den Flammen. Beim Ausnehmen war ihr wieder schlecht geworden, doch das Knurren ihres Magens hatte dazu beigetragen, ihre Übelkeit schneller in den Griff zu bekommen.
Ohne das Feuer aus den Augen zu lassen, ging sie in die größte Höhle, wo sie aus einigen Palmwedeln ein Bett auslegte, das weicher und besser gepolstert war. Sie hatte auch einen vierkantigen Stein entdeckt, den sie neben dem Bett aufstellte, dann zündete sie etwas Weihrauch an, um den Duft des vorigen Höhlenbewohners zu vertreiben. In der kleinen Höhle, in der sie die vergangene Nacht verbracht hatte, lagerte sie das Essen, jedenfalls das wenige, was davon noch übrig war, wobei sie Säcke an geknickten Ästen aufhängte, um sie vor diebischen Tieren zu schützen.
Sie hatte sogar ein paar Palmwedel zu großen, starren Tellern zusammengewoben. Dann wartete sie. Und wartete, in ihren Umhang gehüllt, während der Mond über den Himmel wanderte. Der junge Kater tauchte als erster wieder auf.
Sie drehte sich um und sah Cheftus schwarze Silhouette die Klippen herunterklettern. Als er in den Feuerschein trat, erkannte sie, daß sein Körper und seine Kleider schlammbedeckt waren. Er
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