Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
überreichte ihr eine Faustvoll getüpfelter brauner Eier, sah wohlwollend auf das Feuer und ging sich dann waschen.
Ihre Teller brachten ihn zum Lächeln, und sie schickten ein schnelles Dankgebet zum Himmel, wie sie es getan hatten, seit sie zu den Apiru gestoßen waren, dann rissen sie das Fleisch von den zähen, übergaren Vögeln. Sie bissen auf mehr als nur eine verschmorte Feder, doch Chloe fand, daß das Mahl alles in allem genießbar war. Cheftu war offenbar ihrer Meinung – er lutschte die Knochen ab und brach sie auf, damit der kleine Löwe an das Mark kam.
»Das Tier braucht einen Namen«, meinte Chloe beiläufig.
»Wenn wir nach seinen Eßgewohnheiten gehen, wäre ›Dieb‹ ein guter und passender Name«, antwortete Cheftu, während er dem Fellbündel einen noch nicht abgenagten Knochen aus den Pfoten riß.
Chloe grinste. »Ich hätte mir etwas Netteres vorgestellt, schließlich scheint er bei uns bleiben zu wollen.«
»Wie war’s mit ›Miuw‹?«
»Ich werde doch keinen Löwen ›Katze‹ nennen! Er hat einen besseren Namen verdient, nicht wahr, mein Lieber?« gurrte sie dem schnurrenden Tier zu.
»Bast?«
»Das ist fast so schlimm wie ›Katze‹.«
»Wie war’s mit Ankh? Ich meine, er hat uns zum Wasser geführt und uns damit das Leben gerettet.«
»Wie ein Engel«, sann Chloe nach.
Cheftu schnaubte. »Wenn er ein Engel ist, dann haben die hier aber andere Regeln als zu meiner Zeit!«
»Weil er deinen Fisch geklaut hat?«
»Ganz genau. Mein Mittagessen hat er auch gestohlen. Er lebt davon.« Sie sahen den kleinen Löwen an, der auf den Hinterläufen saß und sich den Bauch leckte, entspannt wie ein nasser Lappen und dick wie ein Panda.
»Also gut, er soll ›Dieb‹ heißen«, erklärte sich Chloe einverstanden. »Aber auf englisch.«
»Thief? Eine gute Wahl«, befand Cheftu und trank einen langen Schluck.
Chloe stand auf und überließ der Raubkatze die Vogelreste. Cheftu sah Chloe an. »Willst du hier am Feuer sitzen bleiben?« fragte sie ihn.
Er kam auf die Füße und blieb ihr gegenüber stehen, den Körper von den Flammen rot umrahmt. »Soll ich?«
Chloe stockte kurz der Atem und in ihrem Leib begann es zu glühen. »Nein, Cheftu. Komm mit mir ins Bett … bitte.«
Er schwieg einen Augenblick. »Wir sind immer noch sauer aufeinander.«
»Das ist mir egal. Ich will dich.« Sie streckte die Hand aus, berührte seine warme Haut. »Bitte.« Sie packte seinen Gürtel und zog ihn näher. Er roch erdig, und Chloe wurde bewußt, daß er mit getrocknetem Schlamm überzogen war. Sie küßte einen sauberen Hautfleck dicht über seinem Schlüsselbein.
»Wollen allein genügt mir nicht.« Er packte sie bei den Schultern und hielt sie auf Abstand. »Ich habe dir alles gegeben, Chloe, ich habe alles für dich gegeben. Und immer noch willst du mehr. Immer geht es darum, was du willst.«
»Cheftu?« Chloe war wie vor den Kopf geschlagen. So sah er sie also? Besitzergreifend und gierig?
»Heute nacht werde ich nicht nachgeben. Ich liebe dich. Ich würde für dich sterben. Doch ich werde es nicht dulden, daß ich für dich nur ein Zeitvertreib sein soll.«
Er wich zurück. »Mir ist klar, daß du nicht für alle Zeit mit mir zusammenbleiben möchtest.« Sein Blick durchbohrte sie. »Obwohl ich das gerne hätte. Auch wenn das kleinlich ist, kann ich es heute nacht nicht ertragen, dir nahe zu sein.«
Chloe stand still wie ein Xenotaph, dann sank sie langsam zu Boden.
»Ich werde einen Weg heim für dich finden«, sagte er und ging davon.
Tränen brannten sich eine Bahn durch die Maske aus Staub und Sand, die ihr Gesicht überzog. Den Begriff »Daheim« hatte sie nie mit einem bestimmten Ort, sondern stets mit bestimmten Menschen verbunden. Jetzt war sie dort daheim, wo Cheftu war. Zu dumm, daß ihr das nicht rechtzeitig aufgegangen war.
16. KAPITEL
Der Morgen dämmerte, und Chloe rekelte sich genüßlich in ihren Decken. Cheftu lag neben ihr auf dem Bauch und diente ihr mit seinem Rücken als Kissen. Ein liebevoller Kuß wurde mit einem schläfrigen Grunzen belohnt. Hinter dem Höhleneingang konnte sie den Strand sehen. Es war Ebbe, und die frühmorgendlichen Wolken am Himmel waren in dezentem Violett, Rosa und Orange getönt. Das Lärmen der Vögel verwehte im Wind, und Chloe lächelte. Thief hatte sich zwischen ihnen zusammengekuschelt, sein Kopf ruhte auf Chloes Bein, sein Leib lag eingerollt auf Cheftus Waden. Chloe fuhr mit der Hand über Cheftus welligen, festen Leib, der im
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