Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
dich, Herrin«, neckte das Mädchen sie. Mit einer Kraft, die Chloe dem Mädchenkörper nicht zugetraut hätte, half sie Chloe, sich aufzusetzen. Basha reichte ihr die Milch … Moment mal, woher kam dieser Gedanke? Plötzlich stürzten in einer Flutwelle, völlig ungeordnet und sinnlos, Gedanken auf sie ein, wo und wer und wieso sie war.
Sie wußte, daß Basha ihre Dienerin war und daß sie, Chloe , eigentlich RaEmhetepet war, eine der Hathor-Priesterinnen; daß sie sich hier in einem kleinen Raum unterhalb der Tempelanlage von Karnak befanden und daß sie wirklich extrem krank sein mußte, wenn das Große Haus einen Magus schickte …
Was wurde hier gespielt?
Woher hatte sie diese Informationen? Hatte man sie hypnotisiert? Einer Gehirnwäsche unterzogen? Was war hier los? Frustriert schlug Chloe auf ihr Bett ein, und Basha flüchtete ans andere Ende des Zimmers. Irgendwie ahnte Chloe, daß sie nicht mit Anton frühstücken würde.
Die bibbernde Basha schnappte sich das Tablett und entfloh durch den Türvorhang, von wo aus sie einen ängstlichen Blick zurück auf RaEm warf … nein, Chloe. Ich bin Chloe.
Nein, sagte die »andere«.
Doch, widersprach Chloe der »anderen«.
Einverstanden, sagte die Stimme nachgiebig. Du bist beides.
Beides?
Beides. Wie konnte sie RaEmhetepet sein und zugleich Chloe bleiben? Was war ihr in jenem Meer des Chaos widerfahren, das sie durchquert hatte, nachdem sie dort, in einem alten Tempel, abgereist und bevor sie hier, in einem Altarraum, angekommen war? Physisch war sie am selben Ort geblieben, doch irgendwie war sie durch die Zeit zurückgesogen worden.
Für diesen idiotischen Einfall hätte sich Chloe beinahe geohrfeigt. Auf gar keinen Fall.
So etwas geschah eher in Cammys Raumschiff Enterprise als alleinreisenden Touristinnen an ihrem Geburtstag. Sie konnte die Sprache verstehen – auch wenn es sich eindeutig nicht um Englisch, Französisch, Arabisch oder Italienisch handelte. Doch sie schaffte es nicht, ihren Verstand lang genug von sich selbst abzusondern, um die Worte zu analysieren. Auch das war höchst eigenartig; es mußte eine andere Erklärung geben. War sie vielleicht verrückt geworden?
Für die Wahnsinns-Theorie sprach immer mehr.
Chloe sah zur Tür hin, wenn man denn ein weißes Laken als Tür bezeichnen konnte. Dort war niemand zu sehen. Sie packte die Haut auf ihrem Handrücken, kniff und zwirbelte sie. Tränen traten ihr in die Augen, und auf ihren Händen blieben zornige halbmondförmige Male zurück. Sie war wach.
Hastig zerrte sie die Decke zur Seite und betrachtete eingehend ihren Körper. Auf dem Knie konnte sie die Narbe von Cammys Motorradunfall sehen und auf ihren Füßen die zahllosen schwachen Verfärbungen nach Blasen, Moskitostichen und kleinen Verletzungen. Sie streckte die Hand aus. Sie war genau wie früher – lange, elegante Finger, die auf keiner Tastatur außer der eines Computers spielen konnten, kurze ovale Nägel, und eine blasse Narbe in der Handfläche, die nach einem Hundebiß vor vielen Jahren zurückgeblieben war.
Doch die Haut war weder blaß, noch sommersprossig. Vorsichtig faßte sie nach oben und zupfte ein paar Haare aus dem Band in ihrem Genick. Ihr Haar fühlte sich an wie immer: fest, rauh und völlig glatt. Es hatte auch die gewohnte Länge, nur war es nicht mehr kupferfarben, sondern schwarz, so schwarz, daß es bläulich glänzte. Chloe ließ ihre zitternde Hand sinken.
O mein Gott.
Bevor sie Zeit hatte, sich zu fassen, kam Basha wieder herein, gefolgt von zwei dunkeläugigen Männern.
Chloe durchsuchte die Erinnerungen, die ihr Gehirn überschwemmten, und bemühte sich, den Dingen wenigstens den Anschein einer Ordnung zu verleihen, indem sie den »anderen« Geist durchsuchte, der sich ebenfalls in ihrem Kopf befand. Ohne Erfolg.
Der eine Mann trat zu ihr.
»RaEm«, sagte er und ließ seinen Blick über ihren Leib wandern, »was ist das für eine Krankheit, die dich befallen hat?« Er ließ sich neben ihr auf dem Bett nieder und nahm ihre Hand. Seine Frage klang höflich, aber distanziert. Er war jung und sah mit dem um die Taille geschlungenen Schurz und den eindrucksvollen Muskeln am Oberkörper eindeutig gut aus. Eine Hälfte ihres Geistes erkannte ihn wieder und fand seine Anwesenheit tröstlich, wenn auch überraschend.
Die andere Hälfte ihres Geistes ekelte sich vor der schweren Augenschminke und den prunkvollen Juwelen, die er angelegt hatte, von seiner gekünstelten Frisur ganz zu schweigen. Trug er
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