Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
leckte sein Gesicht mit Sandpapierzunge ab, während er sich zugleich knurrend erkundigte, was eigentlich los war.
Chloe ließ sich an den qualmenden Überresten ihres Feuers nieder und nahm Thiefs Pfote in die Hand. Sie entdeckte den mit Sand verklebten Schnitt. Nachdem er etwas Wasser auf seine Pfote und in seinen Magen bekommen hatte, ließ sich Thief zum Schlafen nieder, schützend um sie und Cheftu geschmiegt und der dunklen Nacht zugewandt. Sie lag hinter ihm neben Cheftu, grub ihre Finger in Thiefs Fell und dankte Gott dafür, daß sie einen weiteren Tag überlebt hatten.
Die langsam vorwärts kriechenden Sonnenstrahlen ließen Chloe wach werden. Sie lag unter dem Überhang und blickte über den Wadi. Es überraschte sie, wie schön diese Klippen und Felsen im klaren Morgenlicht aussahen. Jeder Fels war in Myriaden von Farbtönen gestreift, teils grell, teils blaß, die der elenden, todbringenden Wüste um sie herum eine Art Leben verliehen. Jetzt fielen ihr auch die Pflanzen auf, kleine Blumen und Gräser, die überall dort, wo wohl ein Tropfen Wasser floß, hoch aufschossen. Sie hörte ein Kratzen und sah Thief, der mit einem kleinen pelzigen Etwas im Maul von der Jagd zurückkehrte. Chloe sah auf Cheftu. Er brauchte eine bessere medizinische Versorgung. Sie mußte ihn aus dieser Schlucht hinausschaffen. Sein Atem ging flach, unregelmäßig und viel zu schnell. Sie stand auf und kletterte von ihrem Überhang aus nach oben, leise nach Luft schnappend, wenn ihr die Steine durch die Sandalen schnitten.
Schwer atmend zog sie sich schließlich auf die Felsnadel hinauf Vor ihr lag ausgebreitet die Wüste Sinai oder wenigstens ein Teil davon. Sie nahm einen tiefen Schluck Wasser, durchtränkte ihr zerfetztes Kleid damit und band es dann um ihren Kopf. Nur ein paar Klippen weiter erstreckte sich meilenweit nichts als Sand. Doch dahinter, genau am Horizont, konnte sie einen grünen Fleck ausmachen. Die Oase? Sie nahm noch einen Schluck und kletterte den Berg wieder hinunter. Sie hatte keine Wahl, sie mußten es versuchen.
Beinahe meinte sie Mimis gütige Südstaatenstimme zu hören: »Eine Kingsley gibt niemals auf.«
Stunden später betrachtete Chloe ihr Werk. Es sah verflucht unbequem für Cheftu aus, das stand fest, aber sie konnte ihn unmöglich tragen. Sie konnte ihn auch schlecht auf Thiefs Rücken packen. Also gab es nur diesen Kompromiß.
Er lag ausgestreckt auf seinem Umhang, der den größten Teil seines Körpers fest umhüllte und damit schützte. Die Arme hatte sie ihm über den Kopf gestreckt und an die Handgelenke ein Lederbändel geknotet, das zu Thief und um ihn herum führte. Chloe trug ihre mageren Vorräte, hatte ihren eigenen zerfetzten Umhang um den Kopf gebunden und die Wasserschläuche wie Patronengurte vor der Brust gekreuzt. Sie würde Cheftu an den Füßen packen.
Ihrer Schätzung nach hatten sie etwa zwölf Meilen Vogelfluglinie zurückzulegen. Da der Wadi sich hin und her schlängelte, wäre es bestimmt mehr. Keinesfalls weniger. Alle hatten Wasser getrunken, und Thief hatte noch dazu gefressen. Jetzt war nichts mehr zu tun, außer loszuziehen. Mit einem Stoßgebet zu Gott, sie zu behüten, bückte sie sich, nahm Cheftus Beine unter die Arme und rief Thief zu, loszulaufen.
Chloe stolperte durch die Dunkelheit. Sie waren zwar erst wenige Stunden unterwegs, doch ihr kam es wie eine Ewigkeit vor. Thief hatte erst energischen Widerstand dagegen geleistet, als Lasttier zu dienen, doch nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen, irgendwelchen Kleintieren nachzujagen, trabte er getreulich voran. Chloes Rücken war ruiniert. Man sollte nicht meinen, daß ein Haufen Haut und Knochen wie Cheftu soviel wiegen konnte. Sein Fieber hatte sich verschlimmert, und Chloe spürte, wie die Wirklichkeit sich ein- und wieder ausblendete. Sie aß etwas von dem Gras, das sie in den Felsspalten fanden, dann packte sie von neuem ihre Last. Wasser hatten sie noch genug – sie hatte noch ein paar Kalkfelsen entdeckt.
Schließlich ging sie in die Knie, ließ Cheftus Beine los und brach an seiner Seite zusammen. Thief schnupperte miauend und greinend an ihrem Gesicht, doch das war Chloe egal. Schlafen. Nur noch schlafen, ohne etwas zu fühlen.
Schlafen …
Am dritten Tag schleifte Chloe Cheftu nur noch hinter sich her. Er war kein einziges Mal aufgewacht. Entweder war er tot, oder er lag im Koma, und sie hatte zuviel Angst, um nachzuprüfen, was davon zutraf. Chloe hatte Thief befreit und zog Cheftu nun
Weitere Kostenlose Bücher