Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
kann, bau? «
Schweigend schauten sie zu, wie der Tag zu Ende ging, der Himmel sich zu einem tiefen Azurblau verdunkelte, und hörten die Schreie der Tiere, die entweder erwachten oder sich jetzt zum Schlafen niederließen.
»Was wirst du tun, nachdem du zurückgekehrt bist?« fragte er leise.
Chloe spürte, wie sich ihre Muskeln anspannten. Sie wollte nicht zurückkehren, nicht mehr und nicht ohne Cheftu. Und doch mußte sie eindeutig zurückkehren, und Cheftu hatte sich nicht bereit erklärt, sie zu begleiten. »Ich … ich weiß nicht. Bestimmt hat meine Schwester im vergangenen Jahr Todesängste ausgestanden; ich fürchte, es wird sie noch mehr verstören, wenn ich plötzlich wieder auftauche. Ich frage mich, wie ich mein wirkliches Aussehen wieder annehmen soll.«
»Du siehst nicht so aus?« fragte Cheftu verdutzt.
»Nein. Mein eigentlicher Körper und der hier sind sich so ähnlich wie jene Hathors und Sechmets.«
»Ha? Wie meinst du das?« Er tat völlig belanglos, doch er platzte fast vor Neugier.
Chloe antwortete wie selbstverständlich: »Ach, du weißt schon. Langes graues Haar, Hakennase, kleine Schweinsaugen und Buckel. Für eine Vierundachtzigjährige mache ich mich gar nicht schlecht.« Sie sprach englisch und lachte laut auf, als Cheftu ihre Worte in Gedanken übersetzt hatte. Der Arme, er versuchte zu entscheiden, ob sie es ernst meinte oder nicht.
»Das ist ein Witz, korrekt? Außerdem kannst du nicht älter sein als Mitte Zwanzig, was immer noch ziemlich alt ist.«
Er hörte sich nervös an.
Sie lachte entrüstet auf und sah ihn an. »Vierundzwanzig ist nicht alt. Wie alt bist du eigentlich, einunddreißig?«
»Ja, aber ich bin ein Mann. Wie hat du ausgesehen?« überging er ihr Schnauben angesichts seiner sexistischen Reaktion.
»Die Farben sind anders, das ist alles. Ich habe dasselbe Gesicht, denselben Körper …«
» Asst , also, das mit dem Körper finde ich sehr gut«, urteilte er und berührte sie dabei an seinen liebsten Stellen. »Warst du blond oder brünett?« flüsterte er, die Lippen an ihrem Hals.
Chloe stockte der Atem. »Eigentlich rothaarig …«
»Mit elfenbeinblasser Haut …«
»Weißer, eindeutig weißer Haut.« Eher wie ein totes Huhn, dachte sie.
»Darf ich dir einen neuen Geschmack zeigen?« flüsterte er in ihr Ohr.
Das Blut dröhnte in ihren Ohren, als sie sich in seinen Armen umdrehte, um ihn zu küssen. »Ich glaube, wir sollten uns ein Sundae genehmigen.«
»Sand-Ei?«
Sie knabberte an seinem Ohrläppchen. »Nicht Sand-Ei. Ein Sundae ist ein ganz besonderes Eis.«
»Inwiefern besonders?«
Ihr Atem begann zu beben, als sie seine rauhen Hände über ihre nackte Haut streichen spürte. »Drei Sorten auf einmal, Sirup und Nüsse.«
»Drei?« Erstaunt löste er sich von ihr.
»Wenn dir das natürlich zuviel ist …?«
»Natürlich nicht«, widersprach er und schob ihre Beine auseinander. »Ich wollte das nur klarstellen. Drei sind kein Problem.«
»Cheftu? Ich, also, ich möchte, daß jede … anders ist.«
Die Tage vor Hatschepsuts leerem Mausoleum waren beinahe wie Flitterwochen. Morgens saßen sie in der Sonne, hielten sich an der Hand und genossen den ersehnten Frieden, von niemand verfolgt zu werden, unverletzt zu sein, nicht hungern zu müssen. Es war eine willkommene Abwechslung, milde gesagt. Mittags liebten sie sich und verschliefen dann den Nachmittag. In der Abenddämmerung ging einer von beiden mit Thief auf die Jagd, danach teilten sie ihr Essen am offenen Feuer. Ganz in der Nähe hielt sich eine Löwenmeute auf, und manchmal ging Thief mit den anderen Löwen auf Jagd, wenn auch in angemessenem Abstand zu den Löwinnen und ihren Jungen.
Verlorenes Gewicht wurde zurückgewonnen, neue Energie getankt; und dann war es soweit. Sie mußten weiter.
Gemeinsam wanderten sie ein letztes Mal durch das Grab, bestaunten Hatschepsuts Schätze, blieben ehrfürchtig vor der Moses-Statue stehen und kehrten schließlich nach unten in den Eingangsraum zurück. Sie versiegelten die Öffnung zur Grabkammer, und Cheftu drückte sein privates Siegel als Erpa-ha Ägyptens in den feuchten Lehm. Chloe versuchte, sich ins Gedächtnis zu rufen, was Cammy über den Fundort der Schriftrollen gesagt hatte, und als sie im Gang an zwei riesigen Wasserkrügen vorbeikamen, begriff sie, daß damit das letzte Puzzlestück seinen Platz gefunden hatte.
Noch einmal sahen sie alle Zeichnungen durch, und Chloe fragte sich, ob und unter welchen Umständen sie ihre Werke
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