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Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor

Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor

Titel: Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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hatte die Lehmziegelwände mit goldgeprägten, lebensgroßen Darstellungen ihrer selbst schmücken lassen. Er wußte, daß er, wenn er genau hinsehen würde, auch Darstellungen von sich selbst entdecken könnte, mit dem Thotköpfigen Stock in einer Hand und der Feder der Wahrheit auf dem Kopf.
    Auf demselben Bild wäre auch die graziöse Gestalt einer Frau mit den Hörnern und der Scheibe Hathors zu sehen. Leise fluchend folgte er der Sklavin durch den gewundenen Gang zurück in den Festsaal. Ohne einen weiteren Gedanken trat er zu einer der pausierenden Tänzerinnen, deren schwarzes Haar auf ihre Schultern und ihren Rücken hing und deren Leib vom Tanzen warm und feucht war, drückte seine Lippen auf ihre und gab ihr einen grimmigen Kuß.
    Die Tage fügten sich zu einem festen Muster.
    Chloe bekam mit, daß sie der Göttin nicht dienen konnte, da sie krank und daher mit einem Makel behaftet war. Allerdings konnte sie, da sie während des Dienens krank geworden war, auch den Tempel nicht verlassen.
    Alle paar Tage tauchte Cheftu gemeinsam mit seinen beiden Priestern auf, um Chloe widerwärtige Tränke zu verabreichen, sie Muschel- und Knochenamulette fertigen zu lassen und ihr zahllose Einläufe zu verpassen.
    Noch nie in ihrem Leben hatte sie ihre Dinge mit solcher Regelmäßigkeit verrichtet.
    Cheftu hatte kein weiteres persönliches Wort mehr mit ihr gewechselt, und als er einmal mit Makab zusammen erschienen war, hatten die beiden Chloe vollkommen ignoriert und statt dessen Wetten darauf abgeschlossen, welcher Adlige von der Jagd mit Pharao – ewig möge sie leben, verdammt noch mal! – mit einem Löwen als Trophäe heimkehren würde.
    Sie verbrachte die milden Wintertage damit, durch den Tempel in all seiner Pracht zu wandern – eine Pracht, gegen die sich selbst Hollywood auf LSD wie ein alter SchwarzweißFilm ausnahm.
    Überall glitzerten Edel- und Halbedelsteine. Sie hatte erfahren, daß jedes einzelne Auge, das man in der Säulenhalle sehen konnte, eine Einlegearbeit aus Onyx war. Jede Abbildung des Gottes Amun war mit Lapis, Karneol und Feldspat verziert. Der ithyphallische Gott Min stellte ein goldbeschlagenes Kondom zur Schau.
    Für die Ägypter waren all dies echte Neu-Schöpfungen ihrer Götter und Göttinnen, und jede einzelne davon war auf magische Weise mit Leben beseelt. Dieselbe Magie wurde auch bei den Toten während der Mundöffnungs-Zeremonie angewendet, wodurch es ihnen möglich wurde zu riechen, zu hören, zu essen und sich zu bewegen, ja, sogar einander zu lieben wie im Leben.
    Eines Tages wanderte Chloe durch den Säulengang zum Tempel Thutmosis des Ersten – der noch viele Jahre lang nicht fertiggestellt würde, obwohl der Pharao mittlerweile vor beinahe 40 Überschwemmungen zu Osiris geflogen war –, als sie etwas gleißen sah. Pharao Hatschepsut, ewig möge sie leben!, ließ dort ihre Obelisken aufstellen und mit Elektrum überziehen, einer unbezahlbaren Legierung aus Gold und reinem Silber. Weil die Obelisken sich über das Dach des Tempels erhoben, hatte man das Dach einfach abgerissen, so daß die metallbeschlagenen pyramidenförmigen Spitzen den türkisen Himmel durchstachen.
    Auf der Baustelle hasteten unzählige schwitzende, dunkelhäutige Ägypter hin und her. Ab und zu wagten sie einen verstohlenen Blick auf Hat, die wie ein Löwe im Käfig auf und ab marschierte. Mit einer Kombination von Seilen, Flaschenzügen und Muskelkraft wurden die Obelisken in ihren Sandgruben aufgerichtet. Chloe gab sich alle Mühe, unsichtbar zu bleiben, doch die schwarzen Augen Senmuts, des Architekten und Großwesirs, spürten sie auf, und man bat sie höflich zu gehen – natürlich nur zu ihrer eigenen Sicherheit.
    Noch Tage danach ereiferte man sich am Hof darüber, daß die Armee keine neuen Brustpanzer bekommen sollte, nur damit Pharao Monumente errichten konnte, mit denen ihrer heiligen Empfängnis, Geburt und ihrem Leben gedacht werden sollte. Soweit Chloe es mitbekam, hatte die Armee seit Monaten kein neues Material mehr erhalten, weil Pharao viel mehr daran gelegen war, längst aufgegebene Tempel zu verschönern, als das ägyptische Imperium zu vergrößern, was mit ein Grund dafür war, daß Thutmosis III., ihr Neffe, an Hats Leine zerrte. Er wollte neue Länder erobern und als Pharao neue Kriegsbeute nach Ägypten bringen.
    Offenbar hatte Hatschepsut ihrem Land eine lange Friedenszeit gebracht, doch das Volk wollte Krieg. Mit jedem Tag wuchs Hatschepsuts Paranoia vor dem jungen Mann in

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