Timeless: Roman (German Edition)
geborgen und beschützt, gleichzeitig hatte sie Schmetterlinge im Bauch.
Als sie sich wieder voneinander gelöst hatten, sagte Philip: »Vater war stolz auf meine Musik. Ich weiß, er hätte meinen Entschluss mitgetragen. Er war die einzig wahre Familie, die ich je hatte. Ich vermisse ihn jeden Tag.«
Michele nickte traurig. »Ich weiß, auch ich vermisse meine Mom sehr. Die Lücke, die sie hinterlassen hat, wird immer da sein. Aber vergiss nicht, was du gesagt hast: Du bist jetzt meine Familie und ich deine.«
Philip blickte sie eine Ewigkeit lang an. »Ich liebe dich, Michele Windsor.«
Michele hielt die Luft an. »Wirklich?«
Philip nickte und lächelte sie an. »Du weißt, dass es so ist.«
»Ich liebe dich auch«, flüsterte sie. Und plötzlich drück te er sie fest an sich, und sie küssten sich leidenschaftlich. Michele, die kaum mehr einen klaren Gedanken fassen konnte, ließ sich aufs Bett fallen und zog ihn zu sich hinab. Sie wollte sein Gewicht auf sich fühlen, in sein Haar fassen und seinen Rücken streicheln. Er war alles, was sie auf der Welt besaß, und sie konnte ihm nicht nah genug sein. Und dann küsste er ihren Hals, erforschte sie mit den Händen, und sie begann, sein Hemd aufzuknöpfen …
Doch plötzlich rollte Philip zur Seite und setzte sich unvermittelt auf. »Tut mir leid«, sagte er und errötete, als er versuchte, sich zu sammeln. »Ich hätte nicht …«
»Was meinst du?«, fragte Michele gekränkt. »Du willst … nicht?«
»Natürlich will ich«, erwiderte er und lachte, überrascht von ihrer Frage. »Aber wir sind nicht verheiratet.«
In diesem Augenblick erinnerte sich Michele: 1910 galt vor der Ehe alles, was über einen Kuss hinausging, als skandalös.
»Aber wir sind doch zusammen, nicht wahr? Das ist alles, was für mich zählt«, sagte Michele sanft.
Philip strich ihr eine Strähne hinters Ohr. »Michele, ich begehre dich mehr, als du dir vorstellen kannst. Aber es ist respektlos und nicht ehrenhaft, dich vor der Ehe zu besitzen. Ich kann dir das nicht antun.«
Michele versuchte, sich einen jungen Mann im Jahr 2010 vorzustellen, der so etwas zu ihr sagte, und musste unwillkürlich schmunzeln. Offenbar hatte sich auf diesem Gebiet einiges verändert.
»Okay, wenn du meinst. Aber wie können wir je heiraten, wenn ich doch gar nicht in deiner Zeit existiere? Es ist schrecklich, dass wir eigentlich überhaupt keine normalen Dinge zusammen tun oder haben können.« Sie knabberte nervös an ihrer Unterlippe. »Und … ich habe Angst, Philip. Ich habe immer noch keine totale Kontrolle über meine Zeitreisen. Was wäre wenn … Was wäre, wenn ich nicht immer zu dir kommen kann? Insbesondere, wenn du ausziehst … wie soll ich dich dann finden?«
»Ich verspreche dir, dass ich nie so weit weg sein werde, dass du mich nicht findest«, sagte Philip ernst. »Ich werde nach wie vor hier in New York sein, am Konservatorium. Auch wenn das Schicksal vielleicht einen Fehler begangen hat, indem es uns in verschiedene Jahrhunderte steckte, finden wir uns nach wie vor … wir gehören jetzt zusammen. Ich muss also der Zeit vertrauen. Meinst du nicht auch?«
Michele blickte ihn an. »Wenn du darüber sprichst, habe ich das Gefühl … dass alles einen Sinn ergibt.«
Philip grinste und schlang die Arme um sie. »Wir wollen jetzt versuchen, uns heute keine Sorgen mehr zu machen, über nichts. Lass uns einfach unser Zusammensein genießen.«
Michele lächelte und schmiegte sich an ihn. »Hört sich gut an.«
Am darauffolgenden Samstag wurde Michele durch eine SMS von Caissie geweckt. Hast du heute Zeit? Muss mit dir reden. Treffen wir uns bei Burger Heaven?
Michele runzelte die Stirn und überlegte, was das bedeuten konnte. Klar, ich bin gegen Mittag dort , schrieb sie zurück.
Während sie zu Burger Heaven ging und den kühlen Herbstwind einatmete, überlegte sie, wie sehr sich ihr Leben verändert hatte, seit sie vor einem Monat in New York gelandet war. Sie war davon überzeugt gewesen, dass ihr Leben vorbei sei – doch nachdem Philip aufge taucht war, war Michele klar geworden, dass dies in Wirk lichkeit der Beginn eines Schicksals gewesen war, in das sie sich ergeben musste. Wenn nur Mom noch bei mir wäre , dachte sie wehmütig. Sie sehnte sich danach, mit ihrer Mutter zu reden, ihr alles über Philip zu erzählen, ihre Reaktion zu erleben, ihr Lächeln zu sehen.
Als Michele eintraf, saß Caissie bereits im hinteren Teil des Lokals, vertieft in ein wissenschaftliches Buch
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