Timeless: Roman (German Edition)
wieso es jetzt geklappt hat.«
»Ich weiß nicht, aber es ist unglaublich!«, sagte Michele. Sie zog ihn an sich und küsste ihn. »Was hast du gerade gespielt? Es gefällt mir. Es ist so eingängig.«
»Genau das wollte ich dir vorführen«, sagte er eifrig. »Ich habe an dich gedacht, und dann ist mir das Lied zugeflogen … genau wie du. Und ich möchte, dass du den Text dazu schreibst. Deshalb habe ich dich gerufen.«
Michele lächelte und wurde puterrot. »Wow, ich fühle mich geschmeichelt. Aber ich weiß nicht, ob ich es so spontan hinbekomme.«
»Natürlich schaffst du das«, sagte er zuversichtlich. »Das Lied braucht deine Worte.«
»Okay … ich werde es versuchen. Spielst du bitte die Melodie, während ich den Text verfasse? Hast du Stift und Papier?«
»Ja, hier drin.« Philip stand auf und hob den Deckel des Klavierschemels an, in dem Notenhefte, leere Notenblätter und ein Notizblock verstaut waren. Michele saß neben Philip, während er das Lied wieder und wieder spielte. Bei dieser Melodie gingen ihr drei Worte durch den Kopf: »Der Zeit hinterherjagen«. Nachdem Philip eine Weile gespielt und Michele eifrig Notizen gemacht, Worte gestrichen und neu geschrieben hatte, stand der Text. Sie holte tief Luft und sang dann mit ihrer sanften Stimme zu Philips Melodie:
Erhasch meinen Blick und schau dich um,
Ob sie mein Geheimnis erraten haben, frag ich mich.
Bin ein Wanderer zwischen zwei Welten,
in denen Liebe und Verlust gelten.
Versuche, normal und cool zu sein,
eifrig bedacht, keine Regeln zu brechen.
Doch nun wirble ich mit Lichtgeschwindigkeit durch die Zeit,
und lass mich treiben vom Strudel so weit.
Und dann sang sie den Refrain:
In der normalen Welt kann ich nicht leben,
jage deshalb der Zeit hinterher.
Ich unterwerf mich dem endlosen Wirbel,
um dort zu sein, wo du mir gehörst,
Also bring mich dorthin, ins Mysterium der Zeit.
Hals über Kopf, alles ist gut.
Nimm meine Hand, wir fliegen voll Mut.
»Wie ist das für den Anfang?«, fragte Michele schüchtern.
»Das gefällt mir!« In seiner Aufregung sprang Philip vom Hocker und wirbelte sie herum. »Es ist perfekt.«
»Wirklich?«, strahlte Michele. »Dann wollen wir daran arbeiten.«
Und so verbrachten sie die frühen Morgenstunden: schreibend und Klavier spielend, singend und lachend. Michele begriff, dass sie ihr ganzes Leben lang noch nie so viel Freude gehabt hatte.
Philip hielt »Jag der Zeit hinterher« und ihr erstes gemeinsames Lied »Bring die Farben zurück« auf Notenblättern fest. Als Michele ihm zusah, wie professionell er die Lieder auf dem Klavier spielte und dann aufschrieb, wurde ihre Bewunderung für ihn noch größer. »Du bist ein solches Genie«, platzte sie heraus und grinste.
Philip lächelte, doch er schien ihr nur mit halbem Ohr zuzuhören. Seine Miene wirkte besorgt. »Michele? Willst du etwas für mich tun?«, fragte er unvermittelt.
»Alles, was du willst.«
»Wirst du eine Möglichkeit finden, dieses Lied und auch ›Bring die Farben zurück‹ in die Welt zu tragen … in deine Zeit?«
»Ich?« Michele lachte überrascht auf. »Aber ich bin doch keine Sängerin und kenne mich in der Musikindustrie nicht aus.«
»Du könntest vielleicht eine Sängerin finden, die die Lieder vorträgt, genau wie einen Pianisten, denn ich bin ja nicht da. Ich weiß, du findest eine Möglichkeit. Und es könnte der Beginn deiner Karriere als Songschreiberin sein«, sagte Philip.
»Aber das wäre nicht fair.« Michele fühlte sich bei seinem Vorschlag unbehaglich. »Selbst wenn es mir durch irgendeinen glücklichen Zufall gelingen sollte, die Lieder auf den Markt zu bringen … warum sollte ich dann die Lorbeeren einheimsen, wenn du nicht da bist, um ebenfalls Anerkennung zu ernten? Das gefällt mir nicht. Du solltest das Lied jetzt veröffentlichen, in deiner Zeit. Dann würden dein Onkel und deine Mom vielleicht Verständnis für deine Musik entwickeln …«
»Nein«, erwiderte Philip energisch. »Ich möchte, dass diese Lieder im Gegensatz zu mir in der Zukunft weiterleben. Ich möchte, dass du weißt, dass ich irgendwie … bei dir bin.«
Einen Augenblick lang war Michele so überwältigt, dass sie nicht sprechen konnte. »Okay«, flüsterte sie.
Philip zerzauste ihr Haar. »Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich auch.« Michele schmiegte ihren Kopf an seine Schulter, als er sich wieder dem Klavier zuwandte und die Lieder erneut spielte, um sie dann auf den Notenblättern festzuhalten. Sein Gesicht
Weitere Kostenlose Bücher