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Timeless: Roman (German Edition)

Timeless: Roman (German Edition)

Titel: Timeless: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Monir
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das ganz im Stil der damaligen Zeit eingerichtet war, mit erlesenen antiken Möbeln aus der Epoche von Louis XV . und gerahmten Familienfotos in Schwarz-Weiß, die einen vergoldeten Kamin zierten.
    »Leider erlag Warren Walker 1908 im Alter von erst siebenundvierzig Jahren einem Herzinfarkt. Nach seinem Tod wurde sein jüngerer Bruder Harold zum Familienober haupt ernannt und leitete die Grundstücksgeschäfte. Er zog bei Paulette und Philip ein«, erklärte Judy. Michele dachte an Philips hartherzigen Onkel und erschauderte.
    Schließlich gelangten sie zu Philips Schlafzimmer. Micheles Herz klopfte, als sie vor der Tür stand, in die P . J . W . eingraviert war. Es war ein sonderbares Gefühl, seinem Leben so nah zu sein, aber doch mit dem Zeitunterschied von hundert Jahren.
    Philips Schlafzimmer im Palais de la Mer war im Em pire-Stil gehalten und strahlte eine ähnliche Atmosphäre aus wie sein Schlafzimmer in New York. Der Raum war in Dunkelblau gehalten, mit dunklen Holzmöbeln, und auf der Decke war ein Fresko zu sehen. Der Anblick der Schwarz-Weiß-Fotos von Freunden und der Familie, die überall im Raum zu sehen waren, schnürten ihr die Kehle zu. Wenn er doch nur hier bei ihr wäre, jetzt – und nicht bloß eine Gestalt der Vergangenheit.
    »Die Familie Walker musste harte Schicksalsschläge hinnehmen«, fuhr Judy fort, »und die größte Tragödie in der Familie betraf den Besitzer dieses Zimmers, Philip Walker.«
    Michele fuhr zusammen. Caissie beobachtete sie besorgt, als Judy weitersprach: »1927 wurde Philip Walker im Alter von fünfunddreißig für tot erklärt.«
    Michele unterdrückte einen Schrei. Der ganze Raum drehte sich um sie, und sie hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Caissie griff nach ihrer Hand, um sie zu beruhigen.
    »Seine Leiche wurde nie gefunden, und bis heute ist es ein Rätsel, wo seine sterblichen Überreste geblieben sind«, erklärte Judy. »Doch eine rätselhafte Notiz in der Zeitung, die am Tag vor seinem Verschwinden erschien, ließ die Polizei vermuten, dass er Selbstmord begangen hat.«
    Michele wich langsam zur Wand zurück, lehnte sich gegen das kühle Holz und kämpfte gegen die Übelkeit an, die immer stärker wurde. Das konnte nicht wahr sein. Es war lediglich ein Albtraum, aus dem sie gleich erwachen würde. Ihr vor Leben sprühender, schöner, entschlossener und brillanter Philip hätte sich doch nie umgebracht.
    Nie.
    »Was stand in dem Zeitungsartikel?«, wollte Amy Van Alen wissen.
    »Diese Notiz erschien damals in allen möglichen Zeitungen, und ich habe hier einen Ausschnitt, den ich euch vorlesen kann.« Judy blickte auf ihr Klemmbrett und las: »Sechzehn lange Jahre unerträglichen Wartens. Ich kann nicht mehr. Sie sollte zurückkehren – so wie sie es immer getan hat –, und jetzt erkenne ich, dass ich der Gnade der Zeit ausgeliefert und zu hilflosem Warten verdammt bin. Ich schleppe mich durch die Tage und hinterfrage den Sinn, da ich doch genau weiß, dass der einzige Ort, an dem ich sie finden kann, nicht auf dieser Erde ist. Es ist genug, ich kann es nicht mehr ertragen – ich bin am Ende.«
    Einen Augenblick lang herrschte völlige Stille unter den Schülern. Michele spürte, wie sie von der Wand abrutschte. Ihr wurde schwarz vor Augen, so erschütterte sie diese Neuigkeit. Irgendetwas ist passiert, und ich konnte nicht mehr zu ihm zurückkehren. Sechzehn lange Jahre hat er gewartet! Er hat gedacht, ich hätte ihn im Stich gelassen und ist meinetwegen gestorben – es ist allein meine Schuld! Er hatte eine glänzende Karriere als Musiker vor sich, ein langes Leben. Was ist nur geschehen? Was habe ich getan?
    »Philips Leben als Erwachsener war von Einsamkeit und Traurigkeit geprägt«, bemerkte Judy. »Gesellschafts kolumnen des Vergoldeten Zeitalters stellten ihn in seiner Jugend als Mittelpunkt jeden Balls dar. Doch je älter er wurde, desto zurückge zogener lebte er. Trotz der zahlreichen passenden und attraktiven Frauen, die um ihn buhlten, erklärte er immer, dass er gebunden sei. Doch niemand hat das Mädchen je gesehen … sofern es sie wirklich gab. Sie schien sein Ende beschleunigt zu haben. Aber jetzt zu erfreulicheren Themen …«
    Als Judy die Klasse aus Philips Schlafzimmer führte, blieben Michele und Caissie zurück und sahen sich voller Entsetzen an.
    »Ich habe ihn umgebracht … nicht wahr?«, flüsterte Michele Caissie zu. »Wie kann eine so vollkommene Liebe so enden?«
    Caissie starrte sie nur an. »Ich … ich weiß

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