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Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition)

Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition)

Titel: Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Monir
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mich gerade Rebeccas erdrückender Abschiedsumarmung entwunden habe, gehe ich allein die große Treppe hinunter. Mein Haar ist noch zerzaust und mein Gesicht zu einer Grimasse verzerrt, als ich die letzte Stufe erreiche. Den Butler Rupert, der am Fuß der Treppe steht, bemerke ich erst, als er sich vernehmlich räuspert.
    »Oh … hallo Rupert. Ich bin gerade auf dem Weg in die Stadt, um meinen Zug nach Hause zu kriegen.«
    »Du wirst wohl in Zukunft öfter herkommen, richtig?« Rupert sieht mich wissend an. »Auch nach deinem Abschluss.«
    »Was meinst du damit?«, frage ich scharf. Weiß er Bescheid?
    »Ich meine, dass Miss Rebecca immer bekommt, was sie will«, sagt Rupert betont. »Als dein Freund hatte ich gehofft, du würdest ein besseres Mädchen finden – obwohl ich deine Gründe, mit ihr zusammen zu sein, verstehen kann. Aber wenn du in Zukunft in Windsor Mansion leben willst, sollte ich dir wohl etwas zeigen. Es könnte dir eine Fluchtmöglichkeit bieten, wenn du sie brauchst.«
    Rupert geht in Richtung Bibliothek, und ich schlurfe hinter ihm her. Mein Gesicht brennt vor Scham, weil er offenbar irgendwie erfahren haben muss, dass ich Rebecca heiraten will, obwohl ich sie definitiv nicht liebe. Er muss denken, ich täte es des Geldes und des Standes wegen, und bei diesem Gedanken winde ich mich vor Abscheu. Wenn ich Rupert doch nur die Wahrheit sagen könnte!
    Schon bald haben wir die Bibliothek erreicht; mit ihren deckenhohen Regalen und den endlosen Buchreihen hinter Glas ist sie mein Lieblingsraum im neuen Windsor Mansion. Wertvolle Kunstwerke und herrschaftliche Möbel zieren die Bibliothek, aber ich habe nur Augen für die Reihen ledergebundener Bücher – es müssen Hunderte sein. Rupert blickt sich vorsichtig im Zimmer um, dann geht er auf eines der verglasten Bücherregale an der hinteren Wand der Bibliothek zu. Zu meiner Überraschung stemmt der stets höfliche Butler seine Hände ziemlich grob gegen das Regal, als versuchte er, es zu verschieben!
    »Was tust du da?«, frage ich bestürzt. »Nicht, dass du es noch kaputt …«
    Mitten im Satz breche ich ab, und mir bleibt der Mund offen stehen, als das Regal wirklich zur Seite schwenkt und einen großen Hohlraum freilegt, der an einen Tunnel erinnert. Beim Nähertreten erkenne ich, dass es tatsächlich ein Tunnel ist, gemauert aus grauem Stein und Ziegeln, gerade hoch genug, um aufrecht darin stehen zu können.
    »Was ist das?«, rufe ich aus.
    So schnell, wie er den Geheimgang geöffnet hat, schließt Rupert ihn wieder und schiebt das Regal an seinen Platz zurück, wobei er nervöse Blicke zum Eingang der Bibliothek wirft. »Es ist ein geheimer Gang, der zum Rasen hinter dem Haus führt. Für einen Raum aus Stein und Ziegeln, ohne Heizung oder Schmuck, ist es ein überraschend behaglicher Ort, um sich für eine Weile zurückzuziehen.« Rupert lächelt, doch dann wird seine Miene ernst. »Niemand sonst weiß davon, vor allem nicht die Familie. Deshalb musst du es geheim halten. Ich habe es dir gezeigt, weil ich glaube, dass du es eines Tages brauchen könntest. Miss Rebecca ist ziemlich hässlich zu allen Angestellten, und auch wenn sie im Moment Gefallen an dir findet … man kann nie wissen, ob sie nicht eines Tages auch dir gegenüber gemein wird.«
    Ich senke den Blick. »Es ist nicht so, wie du denkst. Ich bin nicht … Ich meine, ich würde nicht …«, stammele ich, bis Rupert mich unterbricht.
    »Du brauchst es nicht zu erklären«, sagt er freundlich. »Du bist achtzehn Jahre alt und willst ein besseres Leben. Ich verstehe das.«
    Für einen Augenblick bin ich kurz davor, einfach mit der Wahrheit herauszuplatzen. Schließlich hat Rupert mir gerade auch ein Geheimnis anvertraut. Aber dann male ich mir seine Reaktion aus – wahrscheinlich würde er in Panik geraten und glauben, ich wäre verrückt geworden. Ohne Rebeccas Kooperation fehlt mir schließlich jeder Beweis.
    Plötzlich kommt mir eine Frage in den Sinn. »Rupert – wenn die Familie nichts von diesem Gang weiß, woher kennst du ihn dann?«
    »Es war das Geheimnis des Architekten. Er liebte es, seinen Kunden kleine, versteckte Streiche zu spielen und den Plänen einzelne Elemente hinzuzufügen. Damit wollte er zeigen, dass er das Haus erschaffen hatte, ganz egal, wem es später gehörte. Ich hatte den Auftrag, den Bau dieses Hauses zu überwachen, während die Windsors im Fifth Avenue Hotel wohnten. Deshalb bin ich neben den Bauarbeitern und jetzt dir der Einzige, der von der

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