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Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition)

Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition)

Titel: Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Monir
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geheimen Neigung des Architekten weiß. Er fragte mich, ob ich den Windsors davon erzählen wollte, und ich wusste sofort, dass ich es nicht tun würde.« Er sieht mich schuldbewusst an. »Das macht mich jetzt wohl zu einem schlechten Butler, aber ich brauchte dieses Geheimnis. Weißt du … ich habe auch ein Mädchen, und dies ist der einzige Ort, an dem wir uns treffen können.« Er senkt den Blick, und ich muss ein Lächeln unterdrücken. Ich hatte schon immer das Gefühl gehabt, dass zwischen ihm und Rebeccas französischem Zimmermädchen etwas lief.
    »Ich verstehe dich.« Ich lege Rupert die Hand auf die Schulter und will gerade noch etwas sagen, als mich eine Vision überkommt, so stark, dass sie von einem sengenden Kopfschmerz begleitet wird.
    Ich stehe in dem geheimen Gang und warte auf jemanden. Meine Handflächen sind feucht, mein Magen flattert, und doch bin ich glücklicher als je zuvor. Ich blicke an mir hinunter und unterziehe meine Kleidung einer gründlichen Prüfung. Ich hoffe, dass ich in dieser seltsamen Kombination aus blauer Hose und einem Baumwollhemd mit dem Aufdruck »New York Giants 1991« gut aussehe. Es bringt mich zum Kichern, als ich daran denke, dass es mehr als hundert Jahre in der Zukunft modern sein wird, schlichter gekleidet zu sein als die armen Leute zu meiner Zeit.
    Plötzlich höre ich, wie das Bücherregal mit einem schabenden Geräusch zur Seite geschoben wird. Mein Herz schlägt höher, und ich versuche angestrengt, das Grinsen auf meinem Gesicht unter Kontrolle zu bringen. Sie ist da.
    »Irving? Was ist los? Geht es dir gut?«
    Als mich Rupert an den Schultern packt und wild schüttelt, wird mein Blick wieder klar.
    »Mir geht’s gut«, keuche ich. »Ich hatte nur … einen schlimmen Krampf im Bein. Jetzt ist er wieder weg.« Ehrfurchtsvoll blicke ich in den Geheimgang. Mein Herz schlägt schneller, als mir bewusst wird, dass es passieren wird. Ich werde wirklich in die Zukunft reisen, und nicht nur ins Jahr 1910 wie Rebecca – ich werde über hundert Jahre weit reisen!
    »Danke, dass du mir das anvertraut hast«, sage ich zu Rupert. »Mein Gefühl sagt mir, dass ich einen Geheimgang brauchen werde. Vielen Dank.«
    Als wir die Bibliothek verlassen, kreisen meine Gedanken nur um eine Frage: Wer ist das Mädchen aus meiner Vision – das Mädchen, auf das ich im Jahr 1991 warten werde?
    ***
    2. Februar 1888
    Als ich am zweiten Februar um sechs Uhr morgens aufwache, bin ich noch ein vollkommen anderer Mensch, als ich es am Ende dieses Tages sein werde. Ich schlage die Augen auf und sehe mein vertrautes schlichtes Zimmer an der Cornell Universität vor mir. Schnell ziehe ich mich an und eile in den Waschraum, um mich vor der ersten Stunde zu rasieren.
    Als ich wenige Minuten später zurückkehre, sitzt an meinem Schreibtisch eine Frau , die, den Blick zur Tür gerichtet, auf mich wartet.
    Wie gelähmt starre ich sie an. Mädchen ist der Zutritt zu den Schlafräumen der Jungen streng verboten – wie ist sie an den Aufsehern vorbeigekommen? Außerdem ist sie kein Mädchen, sondern eine fremdartig und ätherisch aussehende Frau mit silbernem Haar, das ihr bis zur Taille reicht, und durchdringenden grünen Augen. Sie lächelt mich an.
    »Irving Henry. Ich frage mich schon seit einer ganzen Weile, wann ich dich wohl kennenlernen würde.«
    Nervös lasse ich meinen Blick zwischen ihr und der Tür hin und her wandern, und schließe dann nach kurzem Zögern die Tür hinter mir. Ich will erfahren, wer diese Frau ist – darf aber nicht riskieren, dass einer meiner Studienkollegen sie sieht.
    »Wer sind Sie?«, will ich wissen. »Was haben Sie sich dabei gedacht, in mein Zimmer einzubrechen?«
    »Oh, ich bin nicht eingebrochen«, sagte sie ruhig. »Die Tür stand offen.«
    »Woher kennen Sie meinen Namen? Und noch einmal: Wer sind Sie?« Ich stehe mit dem Rücken zur Tür, nahe genug, um mich schnell davonzumachen, wenn sich die Frau als unzurechnungsfähig entpuppen sollte, wie ich vermute.
    »Mein Name ist Millicent August. Vielleicht haben Sie schon von mir gehört.« Sie sieht mich aufmerksam an, als sie mir die Hand reicht.
    Mir klappt der Kiefer herunter. »Millicent August? Die Gründerin der Zeitgesellschaft?«
    »Genau die.«
    »Was wollen Sie bei mir? Geht es um Rebecca?«, frage ich verwirrt.
    »Ich bin eurer beider wegen hier«, sagt Millicent sanft. »Weißt du, mit Rebecca stimmt etwas nicht. Hat sie dir zum Beispiel gesagt, wie es kommt, dass sie durch die Zeit reisen

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