Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition)

Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition)

Titel: Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Monir
Vom Netzwerk:
sich Rebecca seltsamer, und das habe ich ihr heute auch gesagt. Sie warf den Kopf zurück, lachte ihr typisches Rebecca-Lachen und sagte mir, ich solle mich nicht so offenkundig eifersüchtig aufführen. Zugegeben, sie hat recht: Ich beneide sie um ihre Zauberkraft – und doch fürchte ich, ihre Kräfte könnten böse Folgen haben, wenn sie unkontrolliert eingesetzt werden.
    Jetzt, da wir einander heimlich versprochen sind, hat Rebecca nur zu deutlich gemacht, dass sie mindestens einen Besuch pro Monat von mir erwartet. Vom Campus meiner Universität aus ist das eine ziemlich weite Reise; es gibt keine durchgehende Zugverbindung von Ithaca, so dass ich zuerst nach Pennsylvania fahren und dort in den Zug nach Manhattan umsteigen muss.
    Trotzdem komme ich wie versprochen einige Wochen nach Weihnachten wieder, und Rebecca ist so begierig darauf, mir etwas zu erzählen, dass sie schier aus der Haut fährt. Sie hält ein ledergebundenes Notizbuch in den Händen, als wollte sie es nie wieder hergeben.
    »Ich hatte heute aufregenden Besuch«, platzt sie heraus. »Millicent August – ist das nicht ein faszinierender Name? Tja, du wirst nie erraten, wer sie ist.«
    Ich lasse mich in einen Sessel fallen, und sofort habe ich schlechte Laune. Jedes Mal, wenn ich mir eines von Rebeccas außergewöhnlichen Abenteuern anhören muss, meldet sich mein neidisches Alter Ego. Mir will sich einfach nicht erschließen, warum ich in den rückständigen 1880er Jahren feststecken muss, statt wie Rebecca in die Zukunft reisen zu können und dort medizinische und wissenschaftliche Wunder zu entdecken. Ich versuche mir in Erinnerung zu rufen, dass sie mich mitnehmen wird, sobald wir verheiratet sind – obwohl es an mir nagt, dass sie mich damit manipuliert und mich mit der Verheißung des Zeitreisens bei der Stange hält. Aber das bloße Versprechen ist verlockend genug, um mich an meine Position als Rebeccas widerwilliger Verlobter zu binden.
    Sie kann ihre Neuigkeiten nicht länger für sich behalten und beugt sich zu mir herüber. »Millicent August ist beinahe hundert Jahre alt, aber sie sieht nicht älter aus als meine Mutter, und sie ist die Vorsitzende der Zeitgesellschaft. Es scheint da draußen eine ganze Menge Leute zu geben, die so sind wie ich. Ich weiß nicht recht, ob ich trau rig sein soll, dass ich nicht die Einzige bin, oder erfreut, dass es nun Menschen gibt, die mit mir auf einer Stufe stehen und mit denen ich mich verbünden kann.«
    Ich richte mich in meinem Sessel auf, mit einem Mal vollkommen aufmerksam. »Andere können es also auch? Hast du sie gefragt, wie es geht?«
    Rebecca macht eine Pause, bevor sie antwortet. »Es nennt sich das Zeitreise-Gen. Wenn man das Gen hat, weiß man es – so wie ich.« Sie deutet auf das Buch. »Millicent hat mir dieses Handbuch mit Informationen über die Zeitgesellschaft gegeben. Nur Mitglieder dürfen es zu sehen bekommen. Es gibt alle möglichen Regeln und so, sagt sie.« Rebecca verdreht die Augen. »Aber der eigentliche Grund, aus dem sie zu mir kam, war eine Einladung. In San Diego in Kalifornien wird gerade ein Grand Hotel namens Aura erbaut. Alle halten es für ein normales Luxushotel, aber in Wirklichkeit ist einer der Erbauer Mitglied der Zeitgesellschaft, und das Hotel ist unsere neue Zentrale …«
    Ich strecke die Hand nach dem Buch aus. »Darf ich es lesen? Bitte.«
    »Irving. Ich habe dir doch gesagt, es ist nur für Mitglieder.«
    »Aber wir werden heiraten, oder nicht? Und Eheleute teilen alles miteinander.« Noch während diese Worte aus meinem Mund kommen, hasse ich mich dafür, dass ich mich auf diese furchtbare Verlobung eingelassen habe. Aber ich kann nichts dagegen tun, ich will unbedingt die Zukunft sehen.
    »Wenn wir verheiratet sind, kannst du der Zeitgesellschaft vielleicht ebenfalls beitreten«, schlägt Rebecca vor, das Buch fest an sich gedrückt. »Aber bis dahin widersetze ich mich Millicents Wünschen lieber nicht.«
    Ich sehe Rebecca mit zusammengekniffenen Augen an. Es ist typisch für sie, mit etwas anzugeben, nur um es dann eifersüchtig zu bewachen. Und dann fällt mir ein, dass sich Rebecca nie und von niemandem Vorschriften machen lässt. Sie verabscheut Autorität. Ihre arme Mutter musste während ihrer Erziehungsversuche Entsetzliches durch machen und gab es schließlich auf. Es ist einfach nicht Rebeccas Art, die Regeln der Zeitgesellschaft zu befolgen. In diesem Moment weiß ich: An der Geschichte muss noch mehr dran sein.
    ***
    Nachdem ich

Weitere Kostenlose Bücher