Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition)
ich dem Schlüssel in meiner Hand zu. »Bring mich nach New York, ins Jahr 1991.«
Der Schreck fährt mir in die Glieder, und ich schreie auf, als ich wie von unsichtbaren Fäden in die Luft gehoben werde. Wie ein Phantom schwebe ich über Zimmer 1991, steige höher und höher hinauf, bis ich mich der gewaltigen Decke des Aura Hotels nähere. Und dann beginnt sich mein Körper zu drehen, schneller als ich es je für möglich gehalten hätte, so schnell, dass ich verzweifelt in die Luft greife, um mich abzubremsen. Mir ist entsetzlich schlecht, als würde mein Herz mir jeden Moment den Dienst versagen. Es ist nicht menschlich, sich mit solcher Geschwindigkeit zu bewegen!
Ich schieße durch das Dach des Aura und schreie entsetzt auf, als ich in den freien Himmel aufsteige und San Diegos Sandstrände so tief unter mir liegen, dass sie nur noch winzige Farbtupfer sind.
Ich fliege! Adrenalin vermischt sich mit Angst, als mir klar wird, dass niemand da ist, um mich aufzufangen. Plötzlich beginnt sich die Landschaft unter mir rasend schnell zu verändern. Anstelle der Strände sehe ich etwas, das wie eine Insel aussieht – eine Insel mit der Gitterstruktur einer Stadt darauf. Und dann sehe ich etwas, das mir vage bekannt vorkommt. Es leuchtet und winkt von unten zu mir herauf. Eine kleine Kupferfigur auf einem Podest – eine Statue in der Form einer Frau, erkenne ich, als ich unfreiwillig in die Tiefe stürze. Sie trägt eine Strahlenkrone und reckt stolz eine Fackel in die Luft. Es ist das neue Geschenk der Franzosen.
Die Freiheitsstatue.
Auf meinem Gesicht breitet sich ein Lächeln aus, und die Angst weicht. Die Freiheitsstatue heißt mich willkommen – zu Hause in New York, aber in der Zukunft. Ich schreie und schlage wie ein Vogel mit den Armen, während ich zur Erde hinabsegele.
***
»Und ich so: ›Halt’s Maul, und denk nicht mal daran, mich anzurufen, nach der miesen Nummer, die du abgezogen hast‹, hab ich ihn angemacht.«
»Dem hast du’s gezeigt, Chica!«
»Jake, hör auf, deine Schwester zu ärgern, sonst nehm ich dir für den Rest der Fahrt den Game Boy weg.« »Das ist nicht fair, Mama. Sie hat angefangen!«
»All right, stop collaborate and listen
Ice is back with my brand-new invention …«
»Ey Mann, dreh den Walkman leiser!«
Die Hände schützend über den Kopf gelegt, knie ich im Grand Central Terminal auf dem Boden und kämpfe gegen die Übelkeit an, die mich zu überwältigen droht. Ich bin zu schwach, um die Augen zu öffnen, aber überall um mich herum höre ich eine Kakofonie aus Stimmen und fremdartigen Geräuschen – die Stimmen der 1990er. Ich habe es geschafft!
Als ich schließlich den Kopf hebe, muss ich mich schnell an eine Wand lehnen, um nicht vor Schreck hintenüberzufallen.
Obwohl ich die letzten Tage im Aura Hotel damit verbracht habe, mich mit den 1990er Jahren zu befassen und alles darüber zu lernen, konnte ich unmöglich darauf vorbereitet sein, nun tatsächlich hier zu sein – zwischen den echten, lebenden und atmenden Menschen der Zukunft.
Die zu den Gleisen eilenden Damen tragen Kleidung, die wie Herrengarderobe aussieht: hellblaue Jeans mit hoher Taille, weit geschnittene schwarze Hosen oder eine Art weite, schwarze Unterhosen über schwarzen Strümp fen. Einige tragen übergroße Denim-Hemden, andere Pul lover mit hohem Kragen, die Celeste »Rollkragen« genannt hat. Und auch ihre Frisuren könnten sich nicht stärker von denen der Damen zu meiner Zeit unterscheiden. Ich sehe einige, denen das Haar in aufgebauschten Locken auf den Rücken fällt; andere tragen kürzere, glattere Frisuren mit Fransen in der Stirn; und etwa ein halbes Dutzend Frauen trägt die Haare sogar so kurz geschnitten wie Männer.
Die Kleidung der jungen Männer ähnelt meinem eigenen Aufzug, aber während mein T-Shirt und meine Jeans steif und brandneu aussehen, wirken ihre Sachen eingetragen und bequem. Einige der Jungen in meinem Alter haben sogar langes, fettiges Haar und sichtbare Risse in ihren Jeans, als wollten sie absichtlich heruntergekommen aussehen. Allerdings entdecke ich auch ein paar Männer mittleren Alters, die ein wenig an meine Altersgenossen in der viktorianischen Zeit erinnern; sie tragen Pullunder über langärmligen Hemden und dazu graue Hosen. Die zwangloser gekleideten Männer sieht man in Jeans mit karierten Hemden und Hosenträgern.
Einen der erheblichsten Unterschiede zwischen meiner Zeit und den 1990ern machen die Kinder aus, die durch den Bahnhof
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