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Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition)

Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition)

Titel: Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Monir
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viel gelesen und nachgedacht hatte. Sie sah sich in dem höhlenartigen, mit dunklem Holz verkleideten Foyer um, und ihr klappte die Kinnlade herunter, als sie die ganzen Menschen sah.
    Ein Paar saß am Kamin; der Mann trug einen dreiteiligen gestreiften Anzug und einen Panamahut im Stil der 1920er Jahre, während die Frau ein ärmelloses schwa rzes Mod-Kleid anhatte, das an Audrey Hepburn erinnerte. Durch die Flügeltüren des Foyers platzte ein Mann in silberner Uniform, deren Stoff Michele nicht identi fizieren konnte. Er sprach in ein Gerät, das wie ein Handy aussah, woraufhin neben ihm das Hologramm einer lächelnden Frau erschien. Verwundert schüttelte Michele den Kopf. Diese Menschen waren faszinierend. Hüter der Zeit. Jeder von ihnen stammte aus einer anderen Epoche.
    Als Michele ihre Benommenheit abgeschüttelt hatte, fiel ihr auf, dass die Stimme, die sie hörte, ihr galt. Sie wandte sich um und stellte fest, dass sie vor einem langen Rezeptionstresen gelandet war, hinter dem ein Mann mittleren Alters auf sie hinabspähte. Er trug eine Brille und ein Namensschild, auf dem »Victor« stand.
    »Verzeihung, ich bin ein bisschen durch den Wind«, sagte sie entschuldigend. »Ich heiße Michele.«
    Victors Blick fiel auf den Schlüssel an ihrem Hals, und er straffte die Schultern. »Und Ihr Nachname wäre?«
    »Windsor.«
    Augenblicklich griff Victor nach seinem Telefon. »Ida. Michele Windsor ist eingetroffen.«
    Michele beäugte Victor argwöhnisch. Seine Worte hatten so geklungen, als hätte diese Ida sie erwartet.
    »Folgen Sie mir.« Victor kam hinter seinem Rezeptionstresen hervor.
    »Wohin gehen wir?«, fragte Michele. »Wer ist Ida?«
    »Wer Ida ist?«, echote Victor, der diese Frage offenbar nicht glauben konnte. »Nur die Vorsitzende der Zeitgesellschaft!«
    »Was ist mit Millicent?«
    Victor sah sie scharf an. »Woher kennen Sie Millicent?«
    Michele biss sich auf die Lippe. Auf diese Frage gab es keine einfache Antwort. »Ich … habe etwas über sie gelesen.«
    Sie folgte Victor durch die gewundenen Korridore, bis sie zu einer hohen, in Bronze gefassten Tür kamen.
    »Kommt rein«, rief eine helle, klare Stimme aus dem Raum dahinter.
    Beim Eintreten erkannte Michele, dass es sich bei diesem Zimmer um Millicents Salon gehandelt haben musste, dem Schauplatz von Irvings Auseinandersetzung mit Rebecca. Alles sah genau so aus, wie er es beschrieben hatte.
    Ida erhob sich. Sie hatte einen geschmeidigen Körper, katzenhaft graue Augen und kurz geschnittene, dunkle Locken. Ihr Outfit sah aus wie ein Geschäftskostüm aus den 1950er Jahren: eine kurzärmlige, taubenblaue Jacke mit Schößchen und ein Tellerrock. Auf ihrem Gesicht lag der entrückte Ausdruck von jemandem, der sehr viel älter war als nur ein Menschenalter, aber es trug nicht die für alte Menschen charakteristischen Falten und Furchen.
    »Vielen Dank, Victor.« Als er aus dem Zimmer gegangen war, richtete Ida ihre Aufmerksamkeit auf Michele und taxierte sie mit einem prüfenden Blick.
    »Michele, bitte setz dich. Ich habe mich schon gefragt, wann du zu uns finden würdest«, sagte sie langsam. »Deine Geschichte ist mir wohlbekannt.«
    »Was meinen Sie damit?«, hakte Michele nach.
    »Ich bin deinem Vater einmal begegnet«, sagte sie gedankenverloren. »Ich wurde erst 1920 geboren, bin der Gesellschaft aber schon als Teenager beigetreten und habe mich sehr schnell hochgearbeitet.« Wie um ihre Aussage zu bekräftigen, deutete sie auf die präsidiale Einrichtung. »Es war eine meiner ersten Aufgaben – hier in der Zeitgesellschaft nennen wir sie Missionen. Damals war ich zwan zig und sollte in die Vergangenheit reisen, zum zweiten Februar 1888. Merkwürdige Dinge sind an diesem Tag passiert, und ich sollte diese Ereignisse ebenfalls bezeugen.
    Zusammen mit Hiram King, einem anderen Hüter der Zeit, sollte ich ein Mädchen namens Rebecca Windsor durch die Zentrale führen und sie dann der damaligen Vorsitzenden Millicent August vorstellen, als ob sie der Gesellschaft beitreten würde«, erinnerte sich Ida. »Aber es war alles ein abgekartetes Spiel. Als Hiram und ich Rebecca in dieses Zimmer hier brachten, warteten Millicent und dein Vater auf sie, um sie zu stellen und ihr den Schlüssel abzuneh men – und damit auch die Kräfte, die sie Irving gestohlen hatte. Sie wurde aus dem Gebäude verbannt und zurück nach New York eskortiert, während Irving Henry unser neustes Mitglied wurde. Diesen Tag hat keiner von uns je vergessen. Es war das

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