Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit
Europa beherrschen, sondern auch lang vergessene lokale Dialekte, Umgangssprache und Abkürzungen. Marek schätzte sich glücklich, sie zu haben, auch wenn sie sich vom Rest des Teams absonderte. Und manchmal etwas komisch sein konnte. »Elsie?« wiederholte er.
Plötzlich hob sie den Kopf. »Was? Oh, tut mir leid, André. Ich bin, äh, ich meine, ein wenig…» Sie deutete auf das Pergament vor ihr. »Das ist eine Rechnung des Klosters an einen deutschen Grafen. Für die Beherbergung seines persönlichen Gefolges: neunundzwanzig Leute und fünfunddreißig Pferde. Eine solche Truppe hatte dieser Graf dabei, wenn er über Land ritt. Aber es ist verfaßt in einer Mischung aus Latein und Provenzalisch, und die Handschrift ist unmöglich.«
Elsie nahm das Pergament und ging damit zum Fotoständer in der Ecke. Auf ein vierbeiniges Stativ war eine Kamera montiert, umringt von vier auf den Objektträger gerichteten Blitzlampen. Sie breitete das Pergament auf dem Objektträger aus, legte am unteren Rand eine Strichcode-Identifikation und ein zweifarbig markiertes Fünf-Zentimeter-Lineal zur Größenangabe dazu und schoß das Foto.
»Elsie? Wo ist das Funk gerät, mit dem ich David anrufen kann?«
»Oh, Entschuldigung. Da drüben auf dem Tisch. Das mit dem Klebestreifen, auf dem DS steht.«
Marek nahm das Gerät und drückte die Sprechtaste. »David? André hier.«
»Hi, André.« Durch den Lärm des Hubschraubers konnte Marek ihn kaum verstehen.
»Was hast du gefunden?«
»Null. Rien. Absolut nichts«, sagte Stern. »Wir haben das Kloster überprüft, und wir haben den Wald überprüft. Nichts von dem, was Kramer erwähnt hat, ist zu sehen. Nicht auf SLS und auch nicht auf Radar, Infrarot oder UV. Ich habe keine Ahnung, wie sie diese Entdeckungen gemacht haben.«
Sie stürmten in gestrecktem Galopp über einen grasbewachsenen Kamm oberhalb des Flusses. Zumindest Sophie galoppierte; Chris wurde im Sattel auf und ab geworfen und hatte alle Hände voll zu tun, um nicht herunterzufallen. Normalerweise galoppierte sie bei ihren gemeinsamen Ausritten nie, aus Rücksicht auf seine geringeren Fähigkeiten, doch heute kreischte sie vor Vergnügen, während sie ihrem Pferd die Sporen gab.
Chris bemühte sich, mit ihr mitzuhalten, doch er hoffte inständig, daß sie bald anhalten möge, und schließlich tat sie es auch. Sie zügelte ihren schnaubenden, schwitzenden schwarzen Hengst, klopfte ihm auf den Hals und wartete, bis Chris sie eingeholt hatte.
»War das nicht aufregend?« fragte sie.
»Das war es«, erwiderte er atemlos. »Das war es auf jeden Fall.«
»Also, ich muß sagen, Chris, das war schon sehr gut. Deine Sitzhaltung ist viel besser geworden.«
Er konnte nur nicken. Sein Sitzfleisch tat ihm nach dem Geholper weh, und seine Schenkel schmerzten vom heftigen Zusammenpressen.
»Es ist wunderschön hier«, sagte sie und deutete zum Fluß und zu den dunklen Burgen auf den fernen Anhöhen. »Ist es nicht großartig?«
Und dann sah sie auf die Uhr, was ihn ärgerte. Der Rückweg im Schritt erwies sich dennoch als überraschend angenehm. Sie ritt sehr dicht neben ihm, ihre Pferde berührten sich fast, und sie beugte sich zu ihm, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern; einmal legte sie ihm sogar den Arm um die Schulter und küßte ihn auf den Mund, aber dann wandte sie schnell den Blick ab, als hätte diese Kühnheit sie verlegen gemacht.
Von hier aus konnten sie das gesamte Ausgrabungsgelände überblicken: die Ruinen von Castelgard, das Kloster und in der Ferne La Roque auf seinem Hügel. Wolken zogen über den Himmel und trieben Schatten über die Landschaft. Die Luft war warm und mild, und es war still bis auf das entfernte Röhren eines Autos.
»Ach, Chris«, sagte sie und küßte ihn noch einmal. Als sie sich wieder voneinander lösten, drehte sie sich um, schaute in die Ferne und winkte plötzlich.
Ein gelbes Cabrio kam über die kurvige Straße auf sie zu. Es war eine Art Rennwagen, sehr flach, mit knurrendem Motor. In einiger Entfernung blieb es stehen, der Fahrer erhob sich und setzte sich auf die Rückenlehne.
»Nigel!« rief sie fröhlich.
Der Mann im Auto winkte träge zurück, seine Hand beschrieb einen langsamen Bogen.
»Ach, Chris, bist du so lieb?« Sophie gab Chris die Zügel ihres Pferds, sprang ab und rannte den Hügel hinunter zu dem Auto, wo sie den Fahrer umarmte. Die beiden stiegen ein. Als sie davonfuhren, drehte sie sich noch einmal um und warf Chris eine Kußhand zu.
Die restaurierte
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