TimeRiders 03: Der Pandora Code
würde.«
»Du bist eine gute Planerin«, sagte Sal. »Ich weiÃ, dass du keine hohe Meinung von dir selbst hast und dass du dir für die Explosion die Schuld gibst ⦠Aber ich kenne niemanden, der sich so schnell zurechtgefunden haben würde, wie du.« Verlegen sah sie zur Seite und strich sich die Haare aus dem Gesicht. »Ich will nur sagen, dass du ⦠Also, ich finde, du kannst so etwas sehr gut.«
»Danke, Sal.«
Sie schauten beide gleichzeitig auf die Uhr und sahen, wie eine weitere Minute davonglitt.
»Wir werden bald genug sehen, was passiert. Wenn da drauÃen die Bösen stehen und sich unsere Geräte krallen wollen, dann werden sie uns brauchen, um sie in Gang zu halten.« Maddy holte tief Luft. Die Ziffern auf dem Wecker sprangen auf 23:47 um, und sie spürte, wie ein kalter Schauer an ihrer Wirbelsäule hochkroch. »Und sie werden verdammt noch mal nett zu uns sein müssen.«
47
65 Mio. Jahre v. Chr. Urwald
Gebrochene Kralle hielt das Organ behutsam in den Händen. Inzwischen war es still, kalt und leblos. Als die Sonne unterging, hatte sich sein leuchtendes Rot in ein mattes Purpur verwandelt. Jetzt war der Himmel dunkel und ein Halbmond tauchte den Wald in silbriges Licht.
Er stand dort, wo noch vor wenigen Stunden die neuen Tiere gewesen waren. FuÃabdrücke am Boden, getrocknete Blutstropfen am Fels und ihr einzigartiger Geruch, dieser schwere Angstgeruch, bewiesen, dass sie wirklich hier gewesen waren. Sie waren eine Weile geblieben. Und sie hatten sehr, sehr groÃe Angst gehabt.
Die neuen Wesen fürchten uns.
Und dabei war sich Gebrochene Kralle noch bis vor Kurzem so sicher gewesen, dass sie es waren, die Angst vor ihnen haben mussten. Die anderen sahen ihn an. Sie warteten auf ihn. Er sah auf das Organ in seinen Händen. Es war alles, was von seiner Rudelgefährtin übrig war, der Mutter vieler der jungen Männchen, die ihm gegenüberstanden. Sie hätte sie angeführt, wenn Gebrochene Kralle vor ihr gestorben wäre. Die in ihrem langen Leben erworbene Weisheit wog ihre zierlichere Gestalt mehr als auf, und kein junges Männchen hätte es gewagt, ihre Autorität anzuzweifeln. Anders als die anderen, weniger intelligenten Rudeltiere mit ihren schlichten Hierarchien, bei denen das stärkste und brutalste Männchen unweigerlich Anführer war, begriff das Rudel von Gebrochene Kralle, welche Macht dem Wissen innewohnte. Aber jetzt war sie tot. Ihr schlanker Hals war beinahe vollständig durchtrennt worden, aber vermutlich wäre bereits ihre Brustverletzung tödlich gewesen.
Als sie auf den Felsvorsprung zurückgekehrt waren, war ihr Körper noch warm gewesen, aber das Leben war aus ihr gewichen. Und deshalb hatten sie sie verzehrt, ihr Fleisch heruntergerissen â die Haut, das Muskelgewebe, die Organe, einfach alles â, bis nur noch die blutigen Knochen übrig gewesen waren. Nichts von ihr sollte vergeudet sein. Sie hatten sie zu sehr geliebt, als dass sie ihr Fleisch zurückgelassen hätten, damit kleinere Aasfresser daran herumnagten.
Ihr Herz aber gehörte ihm, nur ihm allein.
Gebrochene Kralle hielt es nun schon seit Stunden, unfähig, das Letzte loszulassen, das von ihr zurückgeblieben war. Jetzt jedoch war die Zeit gekommen. Jetzt, in diesem Augenblick, in dem er auf die Bucht dort unten hinuntersah, auf die flackernde orangefarbene Blume und die neuen Tiere, die sie umgaben.
Er biss ein Stück aus dem Organ heraus und schwor sich, während er das faserige Gewebe zerkaute, dass all diese Wesen sterben würden. Er würde ihnen tief in die Augen sehen, während er seine Krallen in ihre Brust grub und die pulsierende Quelle ihrer Lebenskraft herausriss.
Die anderen hatten begonnen, leise zu klagen und zu maunzen. Sie trauerten um ihre Mutter, als Gebrochene Kralle das, was von dem Organ übrig war, in den Mund steckte und sich in Gedanken von seiner lebenslangen Gefährtin verabschiedete. Er drehte sich zu den anderen um und brachte sie mit einem leisen Bellen zum Schweigen.
Wir brauchen diese neuen Wesen nicht zu fürchten.
Die anderen hatten es auch begriffen.
Sie sind wie die Pflanzenfresser und ohne ihre Fangstöcke harmlos.
Und sorglos. Leichtsinnige Wesen, die ihre tödlichen Waffen häufig achtlos beiseite legten und sich von ihnen entfernten, ohne zu bedenken, dass sie ohne sie mit ihren krallenlosen Händen und kleinen,
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