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Timm Thaler

Timm Thaler

Titel: Timm Thaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Krüss
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bewiesen, daß dieser Stein vollkommen zu Recht aufgestellt worden war. Es lag
    sogar eine Sondergenehmigung dafür vor, einen Marmorstein zu
    setzen. Der Friedhofswärter war gerade ein bißchen eingenickt
    gewesen, als die Männer gekommen waren. Sie hatten ihn nicht
    wecken wollen.
    „Übrigens“, fügte einer der Männer hinzu, „das Geld soll von
    einem gewissen Timm Thaler bezahlt werden.“
    „Stimmt“, sagte Timm. „Hier ist das Geld.“ Er holte es wieder aus der Manteltasche und zählte es einem Arbeiter in die Hand. Was ihm blieb, waren fünfzig Pfennig.
    Der Friedhofswärter stapfte knurrend zu seiner Loge zurück. Die
    Arbeiter räumten ihre Gerätschaften zusammen, tippten an ihre
    Schirmmützen und gingen ebenfalls davon.
    Timm stand mit einer Barschaft von fünfzig Pfennig und einem
    merkwürdigen Vertrag allein am Grab des Vaters und erzählte einem Toten all das, was er so gern einem lebendigen Menschen berichtet hätte.
    Schließlich schwieg er, betrachtete den Grabstein noch einmal,
    fand ihn sehr schön und sagte dann: „Ich komme wieder, wenn ich
    lachen kann. Bis bald!“ Doch plötzlich stutzte er und setzte hinzu:
    „Hoffentlich bis bald!“
    An der Portierloge nahm er von einem verärgerten
    Friedhofswärter die Schokolade in Empfang und kaufte dann für sein letztes Geld eine Straßenbahnkarte. Wohin er gehen würde, wußte er noch nicht. Er wußte nur, daß er jetzt den karierten Herrn suchen und sein verkauftes Lachen zurückgewinnen wollte.

    Neunter Bogen

    Herr Rickert

    Die Straßenbahn war fast leer. Außer Timm saß nur ein rundlicher
    älterer Herr mit einem lustigen Mopsgesicht im Wagen.
    Er fragte den Jungen, wohin er fahre.
    „Zum Bahnhof“, antwortete Timm.
    „Aber dann hättest du eine Umsteigekarte lösen müssen. Diese
    Bahn fährt nicht zum Bahnhof. Ich weiß es genau, weil ich auch
    dorthin muß.“
    Timm, der seine Mütze auf die Knie gelegt hatte, fühlte unter
    seinen Fingern das Papier des Vertrages knistern. Da kam ihm
    plötzlich der Gedanke, möglichst unsinnige Wetten einzugehen.
    Vielleicht würde er eine davon verlier ren; dann hätte er sein Lachen zurückgewonnen!
    So sagte er: „Ich wette mit Ihnen, mein Herr, daß diese
    Straßenbahn zum Bahnhof fährt.“
    Der Herr lachte und sagte dasselbe wie der dicke Friedhofswärter:
    „Diese Wette hast du verloren, ehe du sie abgeschlossen hast!“ Er fügte hinzu: „Wir sitzen nämlich in der Nummer neun, und die ist
    noch nie zum Bahnhof gefahren.“
    „Trotzdem wette ich mit Ihnen“, sagte Timm in so bestimmtem
    Ton, daß der Herr stutzig wurde.
    „Du scheinst deiner Sache ja sehr sicher zu sein, Junge. Um was
    willst du wetten?“
    „Um eine Fahrkarte nach Hamburg“, sagte Timm schnell. Und er
    selbst war über den plötzlichen Einfall am meisten verblüfft.
    (Immerhin lag der Gedanke nahe; denn Timm hatte ja schon seit
    längerer Zeit den Plan, zur See zu fahren.)
    „Willst du denn nach Hamburg fahren?“
    Timm nickte.
    Das freundliche Mopsgesicht legte sich in Schmunzelfalten.
    „Du brauchst nicht zu wetten, Junge! Ich fahre nämlich auch nach
    Hamburg und habe ein ganzes Abteil gemietet. Der Herr, der mich
    begleiten wollte, ist verhindert. Da könntest du mir Gesellschaft leisten.“
    „Trotzdem biete ich Ihnen die Wette an“, sagte Timm ernst.
    „Schön! Wetten wir also. Aber ich warne dich: Du verlierst! Wie
    heißt du?“
    „Timm Thaler.“
    „Ein hübscher Name. Klingt nach viel Geld. Ich heiße Rickert.“
    Die beiden gaben sich die Hand. Damit waren sie einander
    vorgestellt, und die Wette war abgeschlossen.
    Als der Schaffner zur Kontrolle durch den Wagen ging, fragte
    Herr Rickert: „Fahren Sie zum Bahnhof?“
    Gerade wollte der Schaffner antworten, als die Straßenbahn mit
    einem Ruck hielt und Timm gegen Herrn Rickert gedrückt wurde.
    Der Schaffner eilte nach vorn auf die Plattform. Dort war eben ein Beamter mit einer dicken silbernen Achselschnur aufgestiegen. Die beiden wechselten ein paar aufgeregte Worte. Dann kam der
    Schaffner in den Wagen zurück und wandte sich an Herrn Rickert.
    „Mein Herr“, sagte er, „wir fahren heute ausnahmsweise über den
    Bahnhof, weil auf unserer Strecke die Oberleitung gerissen ist. Aber normalerweise fährt die Neun nicht in diese Richtung.“
    Er tippte an seinen Mützenschirm und ging wieder nach vorn.
    „Donnerwetter, das war eine schnell gewonnene Wette, Timm
    Thaler!“ lachte Herr Rickert. „Du hast bestimmt gewußt, daß

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