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Timm Thaler

Timm Thaler

Titel: Timm Thaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Krüss
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aus mit’m Jung. Du würst sehn,
    ich bring ihn bes-timmt zum Lachen!“
    „Sei behutsam, Mutter!“ sagte Herr Rickert. Und das versprach
    die alte Dame.
    Für Timm wurden die Ausflüge mit ihr deshalb so schwierig, weil
    er dieses liebe Kind von achtzig Jahren so schrecklich gern mochte.
    Wenn ihre kleine weiche Hand die seine nahm, hätte er ihr gern
    zugeblinzelt und gelacht. Er hätte sie sogar geneckt wie eine ältere Schwester; denn das paßte zu ihr.
    Aber sein Lachen war weit entfernt von ihm. Irgendwo auf dem
    Erdball lief ein reicher, merkwürdiger Baron damit herum.
    Timm wußte jetzt, daß er das Beste verkauft hatte, was er jemals
    besessen hatte.
    Am Dienstag kam der alten Frau Rickert ein merkwürdiger
    Einfall. Sie las in der Zeitung, daß eine Marionettenbühne das
    Märchen „Schwan-Kleb-An“ aufführe. Es war das Märchen von der
    Prinzessin, die nicht lachen konnte. Frau Rickert erinnerte sich genau an die Geschichte. Und sie beschloß, dieses Märchen zu besuchen –
    in Begleitung des Jungen, der nicht lachen konnte.
    Sie fand ihre Idee ganz „wunnerbar“, erzählte aber niemandem
    davon. Sie kicherte nur den ganzen Morgen hindurch vor sich hin
    und lud erst am Nachmittag beide Männer zu der Vorstellung ein:
    Herrn Rickert und Timm. Und beide konnten der alten Frau nichts
    abschlagen und gingen mit.
    Das Marionettentheater war nicht weit entfernt. Es spielte in
    Ovelgönne, einem kleinen, abgeschiedenen Vorort Hamburgs, der
    sich zwischen der Elbe und ihrem hochaufsteigenden Ufer
    entlangzieht und eigentlich nur aus einer Zeile kleiner sauberer
    Häuser in Gärten besteht. Hier war im Hinterzimmer eines
    Gasthauses das Marionettentheater aufgebaut.
    Der kleine Saal war voller Kinder. Nur einige Mütter oder Väter
    saßen dazwischen.
    Frau Rickert erspähte sogleich drei freie Plätze in der zweiten
    Reihe und drängte sich lachend und gestikulierend zu diesen Plätzen vor. Ihr Sohn und Timm folgten ihr. Und kaum saßen sie, da wurde
    es dunkel im Saal, und der kleine rote Vorhang des Theaterchens
    öffnete sich.
    Das Spiel begann mit einem gereimten Zwiegespräch zwischen
    einem König und einem Vagabunden. Die beiden begegneten
    einander bei Nacht auf freiem Felde unter dem vollen Mond. Das
    Gesicht des Königs war bleich und ernst. Das Vagabundengesicht
    hatte selbst unter dem Mondlicht frische rote Wangen und einen
    Mund, der immer zu lächeln schien. Dies war ihr Zwiegespräch, das die Geschichte einleitete:

    König:
    In meinem Schloß vernahm ich, guter Mann, Von der Prinzessin, die nicht lachen kann. Auch ich verschmäh’ als ernster Mann das
    Lachen. Drum will ich zur Gemahlin sie mir machen. Nur weiß ich nicht, wo die Prinzessin wohnt. Sagt Ihr es mir, Ihr werdet gut belohnt!

    Vagabund:
    Ich kann ihr Schloß Euch nennen, Majestät, Weil auch mein Weg zu der Prinzessin geht. Doch warn’ ich ernstlidi, Hoffnung Euch zu machen; Denn wenn ich komme, wird das Fräulein lachen!

    König:
    Ihr geht umsonst; denn glaubt mir, Vagabund: Sie will nicht lachen!
    Und aus gutem Grund: Wer daran denkt, daß alles sterben muß, Der kommt am bittren Ende zu dem Schluß: Die Welt ist eine Kugel, die zwar blinkt, Doch wie die Seifenblase einst zerspringt. Muß sich der Mensch da nicht Gedanken machen Und ernst und würdig bleiben, statt zu lachen!

    Vagabund:
    Nun, Majestät, Ihr scheint ein kluger Mann. Doch seht Ihr’s von der falschen Seite an. Wer auf den Tod hin lebt, Herr, ist genarrt. Denn Leben, Majestät, ist Gegenwart. Ein Glas ist nicht gemacht, damit es springt. Es ist gemacht, damit’s vom Weine blinkt. Zwar weiß es wohl, daß es einst springen soll. Doch noch ist’s Glas. Und so ein Glas sei voll!

    König:
    Wie kann ein Glas sich freuen, daß es blinkt, Wenn es schon weiß, daß es einmal zerspringt?

    Vagabund:
    Es freut sich ebendrum so sehr daran, Weil’s weiß, daß es nicht ewig blinken kann!

    König:
    Herr Vagabund, Ihr wollt mich nicht verstehn. Laßt uns zusammen zur Prinzessin gehn. Geht hin und lacht, und stimmt das Fräulein ein, Sollt Ihr an meiner Stelle König sein!

    Vagabund:
    Die Wette gilt, mein Herr! Doch glaubt es mir: Das Lachen
    unterscheidet Mensch und Tier. Und man erkennt den Menschen
    stets daran, Daß er zur rechten Stunde lachen kann!

    Der Vorhang wurde zugezogen, und es war jetzt fast dunkel im
    Saal. Durch die geschlossenen Vorhänge drang nur wenig Licht
    herein. Die Kinder, von denen die meisten das kleine Vorspiel nicht verstanden hatten,

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