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Timm Thaler

Timm Thaler

Titel: Timm Thaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Krüss
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bestickter Seide angezogen und den Fuchspelz bereitgelegt.
    „Ichbingespann tob wirgewinnen“, schnatterte sie.
    „Weißteschonaufwel – chespferddu setzt, Timm?“
    „Nein“, sagte der junge wahrheitsgemäß.
    „Ja, machstedirdennnochkeine Gedanken?
    Kannstedenneinfachsoins Blaue wetten?“
    „Timm weiß schon, was er tut!“ warf Erwin ein. Die Wett-Erfolge
    seines Stiefbruders erfüllten ihn mit ebenso viel Neid wie Respekt.
    Nach dem Frühstück fuhren die drei in einem Taxi zum
    Rennplatz. Die Stiefmutter steuerte dort sogleich auf die
    Wettschalter zu. Aber Timm sagte, er müsse sich noch ein wenig
    umhorchen. Das sah die Verwandtschaft ein. Timm durfte sich allein unter die Leute mischen und ihre Gespräche belauschen.
    Auf dem Rennplatz war er fast vergessen, weil er ein ganzes Jahr
    lang nicht gewettet hatte. Aber einige Leute kannten ihn noch und zeigten flüsternd auf ihn. Besonders ein Herr mit krausem braunem Haar und merkwürdig stechenden wasserblauen Augen schien sich
    sehr für Timm zu interessieren. Er umkreiste den Jungen wie ein
    Hund seinen Herrn, beobachtete ihn ebenso unablässig wie
    unauffällig und stellte sich schließlich neben Timm, als der die Liste der Pferde studierte.
    „Auf Südwind scheint niemand zu setzen“, bemerkte er betont
    beiläufig und ohne den Jungen dabei anzusehen. „Willst du auch
    wetten?“
    „Ja“, sagte Timm. „Und zwar auf Südwind!“
    Jetzt wandte der Fremde den Kopf. „Das ist sehr kühn, mein
    Junge! Südwind hat so gut wie gar keine Gewinnchancen!“
    „Wir werden sehen“, meinte Timm.
    Irgendwie war ihm nach Lachen zumute. Aber er konnte nicht
    lachen. Ernst und ein wenig traurig sah er den Fremden an, der jetzt über Timms kühne Wettabsichten zu witzeln begann und den Jungen
    zum Schalter begleitete.
    Unterwegs scherzte der Fremde weiter. Er machte Witze über die
    kleinen Jockeys und beobachtete dabei genau das Gesicht des
    Jungen. Aber Timm verzog keine Miene.
    Kurz vor dem Schalter blieb der Herr stehen. Unwillkürlieh
    verhielt auch Timm den Schritt. „Ich heiße Kreschimir“, sagte der Fremde. „Ich meine es gut mit dir, mein Junge. Ich weiß, du hast auf diesem Rennplatz noch nie eine Wette verloren. Das ist selten und zugleich seltsam. Darf ich dich etwas fragen?“
    Timm blickte in die wasserblauen Augen, die ihn an jemanden
    erinnerten. Aber er wußte nicht, an wen. Er sagte: „Bitte schön,
    fragen Sie!“
    Leise und ohne den Jungen aus den Augen zu lassen, fragte Herr
    Kreschimir: „Warum ladist du niemals, Junge? Magst du nicht? Oder
    – kannst du nicht?“
    Timm stieg das Blut zu Kopfe. Wer war dieser Mann? Was wußte
    er? Ihm schien mit einem Male, dieser Mann habe die Augen
    Lefuets. War dies der veränderte Lefuet, der Timm auf die Probe
    stellen wollte?
    Der Junge hatte wohl etwas lange mit seiner Antwort gezögert;
    denn plötzlich sagte Herr Kreschimir: „Dein Schweigen ist beredt
    genug. Vielleicht kann ich dir einmal helfen. Ich heiße Kreschimir.
    Vergiß das nicht. Auf Wiedersehen!“
    Im Gedränge der Rennplatzbesucher verschwand der Mann.
    Timm verlor ihn aus den Augen. Beunruhigt ging er zum Schalter
    und setzte alles Geld auf „Südwind“.
    Nach der Begegnung mit Herrn Kreschimir war er fester als je
    entschlossen, spätestens morgen die Stadt zu verlassen.
    Seine Stiefmutter und Erwin hatten ihn am Schalter entdeckt.
    Offenbar hatten sie dort auf ihn gewartet. Timm verriet diesmal
    nicht, auf welches Pferd er gesetzt hatte. Aber zum erstenmal sah er sich mit den beiden zusammen das Rennen an.
    „Südwind“ war ein ungewöhnlich temperamentvoller junger
    Hengst, der sein drittes Rennen lief. Man war der Meinung, das
    Pferd sei viel zu früh zu den Rennen zugelassen worden. Es hatte bis jetzt nur Plätze in der Mitte des Feldes erzielt. Einmal zwar war
    „Südwind“ bei Beginn des Rennens wie ein Pfeil an die Spitze
    vorgeschossen. Aber bald war das Tier zurückgefallen und wie
    gewöhnlich mit dem Mittelfeld ins Ziel eingelaufen.
    Dies alles erfuhr Timm aus dem Gespräch zweier Herren, die
    neben ihm standen. Zum erstenmal war er auf ein Rennen gespannt.
    Er hatte Furcht, nach dem Gespräch mit Herrn Kreschimir könne
    sein Vertrag mit dem karierten Herrn Lefuet ungültig sein. Das
    Ergebnis dieses Rennens sollte ihm zeigen, ob seine Furcht
    begründet war.
    Der Startschuß wurde gegeben. „Südwind“ kam, als die Pferde
    sich eingelaufen hatten, auf den vierten Platz, den er ziemlich stetig hielt.

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