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Timm Thaler

Timm Thaler

Titel: Timm Thaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Krüss
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auf ihre Weise ein Mosaik an. Es schien eine Art
    Ikonengesicht zu werden, aber der Mund war ein nach oben
    gebogener Halbkreis: Er lachte.
    Doch gerade als das Mädchen bedächtig ein grünes Auge
    einsetzte, kam ein Junge, blickte mit heruntergezogenen
    Mundwinkeln auf das fast fertige Bild und fuhr mit der Schuhspitze hinein. Das Gesicht war zerstört, das Mädchen sah erschrocken den barbarischen Jungen an, und plötzlich sprangen dicke Tränen aus
    ihren Augen. Dann las sie schluchzend und demütig die Steinchen
    wieder zusammen. Der Junge stand mit den Händen in den
    Hosentaschen daneben, männliche Verachtung im Blick.
    Timm war wütend über den Knaben. Er wollte hinunterlaufen und
    dem Mädchen beistehen. Aber als er sich heftig umwandte, stellte
    sich der Baron vor ihn, der die Szene offenbar ebenfalls beobachtet hatte.
    „Mischen Sie sich nicht ein, Herr Thaler“, sagte er lächelnd. „Es ist gewiß bedauerlich, was dieser Knabe getan hat. Aber so geht es in der Welt. Mit derselben Barbarei wie dieser Junge zertrampeln rohe Soldatenstiefel die wohlausgewogenen Werke eines feinen Kunst
    Verstandes; aber wenn der Krieg vorbei ist, genehmigen dieselben
    Barbaren mit heruntergezogenen Mundwinkeln Zuschüsse für die
    Wiederherstellung des Zerstörten. Und daran verdienen wir. Unsere Firma hat nach dem Krieg in Mazedonien mehr als dreißig Kirchen
    restauriert. Unser Verdienst belief sich auf etwas über eine Million Drachmen.“
    Timm murmelte, als ob er einen eingelernten Satz plappere: „Ich
    will mir’s merken, Baron. Aber jetzt“, fügte er hinzu, „möchte ich essen gehen.“
    „Ein ausgezeichneter Gedanke“, lachte Lefuet. „Ich kenne ein
    vorzügliches Gartenrestaurant.“
    Ohne die Bilder an den Wänden oder die Kinder auf dem
    Vorplatz noch eines Blickes zu würdigen, schritt der Baron zu
    seinem Auto vor dem Tor des Museums. Timm ging stumm neben
    ihm her.
    Im Gartenrestaurant, das zu Timms Erstaunen gar nicht so fein
    war, wie Lefuet es sonst liebte, wurden sie vom Besitzer, vom
    Direktor und vom Oberkellner begrüßt. Der Baron sprach
    Griechisch, aber mit Timm redete er Deutsch. Man geleitete sie an einen Ecktisch, legte ein blütenweißes Tischtuch für sie auf, stellte Blumen darauf und holte aus dem Hause ein kleineres Tischchen
    zum Anrichten. Alle Gäste im Restaurant verfolgten diese
    Vorbereitungen mit gespannter Aufmerksamkeit. Manche tuschelten
    miteinander und zeigten dabei verstohlen auf Timm.
    „Steht mein Bild hier etwa auch in den Zeitungen?“ fragte Timm
    flüsternd.
    „Selbstverständlich“, erwiderte der Baron unbekümmert laut. „In
    Griechenland, Herr Thaler, bewundert man nichts so sehr wie
    Reichtum; denn es ist ein armes Land. Für unsereins ist
    Griechenland ein Paradies. Selbst dieses mittelgute Lokal wird uns ein Mittagessen servieren, das man bedenkenlos einem König
    vorsetzen könnte. Man erweist dem Reichtum majestätische Ehren.
    Deshalb liebe ich Griechenland so sehr.“
    Lefuet hätte zu Timms Unbehagen sicher noch länger in diesem
    Tone gesprochen, wenn nicht ein Kellner gekommen wäre, der ihm
    etwas ins Ohr flüsterte.
    „Ich werde am Telefon verlangt. Man kennt mein
    Lieblingsrestaurant bereits“, sagte er zu Timm. „Entschuldigen Sie mich.“ Er stand auf und folgte dem Kellner ins Haus.
    Timm beobachtete jetzt einen Tisch schräg vor sich, den einzigen
    Tisch, von dem aus man nicht ständig auf ihn starrte. Er sah dort zwei Familien zu. Die eine bestand aus einer sehr fülligen
    schwarzhaarigen Mama mit einem Schönheitsfleck auf der Wange
    und zwei Töchtern, von denen die eine etwa fünf, die andere zwei
    Jahre alt sein mochte. Die andere Familie, die neben dem Tisch unter einem Oleanderbusch tobte, bestand aus einer großen grauen
    Katzenmama mit drei Kätzchen, zwei schwarzen und einer grauen.
    Die griechische Mama war sehr nervös, und die Katzenmama war
    es auch. Als das kleinere griechische Töchterchen in ein Blumenbeet fiel, sich beschmutzte und Blätter aß, bekam es böse Prügel von der Mama mit dem Schönheitsfleck. Sie schlug das Kind mit der flachen Hand immer wieder heftig auf Wangen, Mund und Nase. Die Kleine
    heulte herzzerbrechend, und alsbald klatschte die volle flache Hand abermals in das tränennasse Kindergesichtchen.
    Die Katzenmama benahm sich nicht anders. Immer, wenn ein
    Kleines sich ihr näherte oder auf ihren Schwanz sprang, fauchte sie ärgerlich. Eines der schwarzen Kätzchen verfolgte sie mit
    besonderem

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