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Timm Thaler

Timm Thaler

Titel: Timm Thaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Krüss
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es in Wahrheit um ihn stand.
    Überdies hatte der Junge das seltsame Gefühl, daß bei diesem
    verworrenen Spiel mit einer toten Ratte, einem ohnmächtigen
    Steuermann und einem englischen Sprichwort nicht der Baron,
    sondern Jonny der Gewinner war. Innerlieh ruhiger, als man hätte
    vermuten können, verließ Timm die Kneipe mit den Flaschen an den
    Wänden.
    Das sechstürige Auto, das draußen stand, nahm fast die ganze
    Breite der Gasse ein. Dahinter standen zwei andere Autos, und Timm sah zwei wohlbekannte Herren darin sitzen. In einer Anwandlung
    von Übermut nickte er ihnen höflich zu, und die beiden nickten –
    leicht verblüfft – wieder.
    In den roten Lederpolstern des Rücksitzes saß Direktor Grandizzi.
    Als Timm und der Baron sich neben ihm niederließen, rief er
    kichernd: „Ah, die kleine Ausreißer! Sie habben uns särrr an Nase herumgefihrt, signore; aber meine kluge Freind Astaroth…“
    „Schnauze, Behemoth! Diese Masche zieht bei ihm nicht!“ fuhr
    der Baron den Direktor laut und ungewohnt grob an. Gleich darauf
    aber wandte er sich liebenswürdig an Timm und erklärte dem
    Jungen, daß Grandizzi und er Mitglieder des sogenannten Baalclubs seien und daß sie sich manchmal aus Ulk mit den Clubnamen
    anredeten.
    Timm war es, als habe er den Baron schon einmal von Astaroth
    und Behemoth reden hören; aber er erinnerte sich nicht, wann und
    wo das gewesen sein könnte. Außerdem wiederholte er in seinem
    Gedächtnis ständig den englischen Spruch, den Jonny ihm gesagt
    hatte.
    Als das Auto am Denkmal des Christoph Columbus vorbeifuhr,
    sagte Lefuet: „Wir fliegen morgen früh nach Athen, Herr Thaler. Das Flugzeug gehört der Gesellschaft. Ab acht Uhr steht es für uns
    bereit.“
    Timm nickte, ohne etwas zu erwidern. In Gedanken wiederholte
    er wenigstens zum zehnten Male den englischen Spruch, und endlich fragte er Grandizzi: „Was heißt eigentlich: Tietschmilafter
    sefmeisohl?“
    „Was für eine Sprake iist das?“ erkundigte sich Grandizzi.
    „Es ist englisch“, sagte mit ruhiger Stimme der Baron. „Ein altes Sprichwort und genauso dumm wie die meisten Sprichwörter.“
    Er wiederholte den Satz in korrektem Englisch: „Teach me
    laughter, save my soul.“ Dann übersetzte er ihn halblaut ins
    Deutsche: „Lehre mich lachen, rette meine Seele.“
    Timm sagte so kühl wie möglich: „Aha!“ Weiter nichts. Aber
    heimlich prägte er sich den Satz ein und hängte ein beruhigendes
    Wort an den Schluß: „Lehre mich lachen, rette meine Seele,
    Steuermann!“

    Zwanzigster Bogen

    Klarheit in Athen

    In Athen, der alten Hauptstadt Griechenlands, hatte die größte
    Zweiggesellschaft der Baron-Lefuet-Gesellschaft ihren Sitz.
    Vielleicht war der Baron hier deshalb so ungemein lebhaft und
    liebenswürdig. Er verschonte Timm hier auch, so gut es ging, mit
    Direktoren und Banketts. Stattdessen wanderte er mit dem Jungen zu Fuß durch die Straßen. Allerdings folgte ihnen in angemessener
    Entfernung ein Auto, das auf einen Wink Lefuets jederzeit an den
    Bordstein fahren konnte, um sie aufzunehmen.
    Der Baron führte Timm nicht zu den Stätten, deretwegen die
    meisten Fremden nach Athen kommen. Er erstieg mit ihm nicht die
    Akropolis, zwischen deren Tempelsäulen man das heitere Blau des
    Ägäischen Meeres leuchten sieht; er führte ihn nicht zu den
    marmornen Statuen, die von den Grübchen im Knöchel bis zu den
    Kringeln in den Mundwinkeln voll himmlischen Gelächters stecken;
    er zeigte ihm nicht, wie hell der Himmel über weißen Tempeln
    strahlt. Er führte ihn vielmehr zum Markt von Athen.
    „Von dem Geld, das hier verdient wird, geht wenigstens die
    Hälfte durch meine Hände“, sagte er. „Als mein Erbe, Herr Thaler, müssen Sie wissen, wo unser Reichtum gemacht wird. Ist es nicht
    eine Lust, diese Farben zu sehen?“
    Lefuet hatte Timm zuerst in die Straßen der Fische geführt.
    Glotzäugig und zuweilen mit leuchtenden roten Streifen unter den
    Kiemen, lagen die Fische zu Tausenden in großen offenen
    Eisschränken. Der Reichtum des Meeres war üppig ausgebreitet. Da
    glitzerte viel Silber und stählernes Blau, und dazwischen sah man Streifen und Flecken gellenden Rots und matten Schwarzes. Der
    Baron sah dies; alles mit den Augen des Händlers an.
    „Der Thunfisch kommt von den Türken“, erklärte er. „Wir kaufen
    ihn billig ein. Der Stockfisch kommt aus Island. Er ist unser bestes Geschäft. Barboni, Tintenfische und Sardellen kommen aus Italien
    oder von den griechischen

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