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Timm Thaler

Timm Thaler

Titel: Timm Thaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Krüss
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wurde er. Wenn Lefuet jetzt in Timms Gegenwart lachte, zitterte der Junge. Eines Nachts in einem Hotel in Brüssel hatte er im Traum das kleine Telefongespräch
    wiederholt, das er in Lefuets Schloß mit Herrn Rickert geführt hatte.
    Als er aufwachte, hatte er es noch im Kopf, und er erinnerte sich deutlich, daß Herr Rickert gesagt hatte: „Kreschimir weiß…“
    Was wußte Kreschimir? Einen Weg, der zu seinem Lachen
    führte?
    Der Junge hielt sich strikt an sein Versprechen, auf keine Weise
    mit seinen Hamburger Freunden in Verbindung zu treten. Aber er
    sehnte jetzt das Ende des Jahres herbei, an dem die Abmachung
    ungültig wurde.
    Einige Tage vor Timms Geburtstag flogen sie nach London, wo
    Timm in Gegenwart des Barons aus der Hand Mister Pennys ein
    Aktienpaket entgegennahm. Es war der weitaus größte Teil der
    Hamburger Reederei-Aktien.
    Mister Penny hatte inzwischen bereits erfahren, daß Lefuet seinen heimlichen Vertrag mit Timm Thaler auf dem Löschblatt
    nachgelesen hatte, und nach einer anfänglichen Bestürzung war ihm das ganz lieb gewesen. Vor der Übertragung der Aktien hätte der
    Baron es überdies erfahren müssen.
    Im Flugzeug, das den Jungen endlich, endlich nach Harn? bürg
    zurückbrachte, sagte Timm zum Baron: „Sie waren genau so nett
    und höflich zu Mister Penny wie gewöhnlich. Sind Sie ihm nicht
    böse, weil er mir hinter Ihrem Rücken die Stimm-Aktien abgekauft
    hat, die ich erbe?“
    Lefuet lachte schallend. „Mein lieber Herr Thaler, ich hätte an
    Pennys Stelle nicht anders gehandelt. Warum also sollte ich ihm
    böse sein? Der Kampf um die Stimm-Aktien, von denen ich im
    Augenblick die größte Anzahl besitze, wird ständig im geheimen
    geführt. Aber deshalb kratzen wir einander doch die Augen nicht
    aus. Wir sind wie eine Löwenfamilie: Wenn große Beute gemacht
    wird, gibt es einen kurzen Streit um die Anteile, bei dem der alte Löwe das meiste bekommt, und das bin ich. Aber kaum ist die Beute verteilt, dann sind wir wieder die einige Familie, die niemand
    auseinanderreißen kann.“
    „Auch Selek Bei nicht?“ fragte Timm leise.
    „Selek Bei“, antwortete Lefuet bedächtig, „bildet vielleicht eine Ausnahme, Herr Thaler! Er hält sich für unglaublich gerissen und ist es gar nicht. Das macht uns manchmal Ärger, ist aber in den meisten Fällen eher belustigend für uns. Wir mögen ihn eigentlich recht
    gern.“
    „Aber die Armee in Südamerika…“ konnte Timm sich nicht
    enthalten einzuwerfen.
    „Diese sogenannte Armee, Herr Thaler, besteht zu einem Teil aus
    unseren Leuten. Und die Waffen, die Selek Bei mit seinem privaten Geld für diese Leute kauft, stammen von einem Depot, das uns
    gehört. So fließt Selek Beis Geld wieder in unsere Firma zurück. Ein Kreislauf. Wie beim Wasser. Auch die Gelder, die Selek Bei in
    Afghanistan gegen uns einsetzt, fließen zum größten Teil in unsere Kassen zurück.“
    „Warum haben Sie Selek Bei dann in die Firma aufgenommen?
    Nur, weil er sich mit den Buddhisten und den Mohammedanern
    gleich gut versteht?“
    „Nicht nur darum, Herr Thaler. Er ist in der ganzen Welt ein
    hochgeschätzter Mann. Die einen schätzen ihn, weil er für die Armen und Unterdrückten der Erde eintritt, die anderen, weil er das
    Oberhaupt einer religiösen Sekte und ein frommer Herr ist. Ich zum Beispiel schätze ihn wegen seiner außerordentlich intelligenten
    Ansichten über den Teufel.“
    „Was ist eigentlich mit der Markenmargarine?“ fragte Timm jetzt
    scheinbar zusammenhanglos.
    Aber der Baron begriff den Zusammenhang sofort. Er sagte:
    „Der Versuch von Selek Bei, unsere Margarinepläne zu stören,
    war auch so ein alberner Einfall.“
    Timms Herz schlug schneller. Wußte der Baron, daß der Junge
    den Vertrag mit der unsichtbaren Tinte Selek Beis unterschrieben
    hatte? Er wagte nicht, danach zu fragen. Aber die Frage wurde ihm trotzdem von Lefuet beantwortet.
    „Es war natürlich ganz gewöhnliche Tinte in dem Füllfederhalter,
    mit dem Sie unterschrieben haben, Herr Thaler. Ein Diener im Hause Selek Beis ist mein Mann. Er hat die Tinte rechtzeitig ausgewechselt.
    Aber selbst wenn Ihr Name verschwunden wäre, hätte der Name des
    Vormunds dort gestanden. Ich unterschrieb nämlich jeden Vertrag
    zweimal, Herr Thaler: einmal für die Firma, einmal als Ihr
    Vormund.“
    Timm sagte nichts. Er blickte durch das kleine Fenster des
    Flugzeugs auf die Erde hinunter. Die Türme, die er dort sah,
    schienen bereits die Türme Hamburgs zu sein.
    Der

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