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Timoken und der Trank der Unsterblichkeit

Timoken und der Trank der Unsterblichkeit

Titel: Timoken und der Trank der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nimmo
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Seite.
    So verbrachten sie die nächsten Tage und Nächte, aber eines Nachts kehrten die Leoparden nicht zurück. Wieder einmal stand der Mond als schmale Sichel am Himmel, doch Timoken vergaß das Elixier.
    Der Neumond war schon fast verschwunden, als Gabar fragte: „Familie, willst du etwa älter werden?“
    „Das Elixier!“ Timoken kramte die vogelförmige Flasche hervor. Er gab dem Kamel einen Tropfen und träufelte sich dann selbst einen auf die Zunge.
    Drei Tage später tauchten die Leoparden wieder auf.
    Timoken und Gabar hatten einen Gebirgszug aus hohen, scheinbar unpassierbaren Bergen erreicht. Viele Tage lang waren sie durch eine unwirtliche, steinige Landschaft in Richtung Norden gereist und die Nächte waren immer kälter geworden.
    Die Dunkelheit brach schnell herein und Timoken beschloss, ein Feuer zu machen. Gabar ließ sich in der Nähe der Flammen nieder und döste vor sich hin. Timoken lehnte sich an das Kamel und schloss die Augen. Wie lange und wie weit werde ich umherwandern müssen, bevor ich eine neue Heimat finde?, fragte er sich. Gabar war ihm ein treuer Gefährte, doch manchmal sehnte er sich einfach nach der Gesellschaft eines Menschen. Er dachte an seine Schwester und Tränen stiegen ihm in die Augen. Timoken presste die Fäuste auf die Lider. Er war mehr als einhundert Jahre alt, er sollte nicht weinen wie ein Kind.
    Plötzlich wisperte eine Stimme nah an seinem Ohr: „Nach Norden.“
    Timoken betrachtete den Ring am Mittelfinger seiner linken Hand. Das kleine silberne Gesicht warf ihm einen finsteren Blick zu.
    „Nach Norden“, drängte es noch einmal.
    „Ich bin schon im Norden“, erwiderte Timoken gereizt.
    „Weiter“, flehte die Stimme. „Jetzt gleich.“
    Im selben Augenblick stieß das Kamel ein lautes Grollen aus, das aufgeregt und warnend klang. Timoken sprang auf und suchte mit den Augen die felsige Buschlandschaft ab. Nichts schien sich zu regen, doch es war stockdunkel und er konnte nicht erkennen, was jenseits des Feuerscheins lag. Neben ihm im Gras raschelte es und ein grässlicher Gestank stieg daraus auf. Timoken erstarrte. Er kannte diesen Geruch. Er machte einen Satz auf den Mondumhang zu, der hinter ihm lag, doch es war bereits zu spät.
    Lange, sehnige Arme packten das Netz und schleuderten es weg. Und jetzt konnte Timoken sie auch sehen: Es waren drei große, sich windende und verbiegende Gestalten. Eine hockte zu seiner Linken, die andere rechts und die dritte, nur ein paar Schritte vor ihm, schwang das Mondspinnennetz wie eine Fahne.
    „Ich habe es“, kreischte der Viridee und sein triumphierendes Gelächter erfüllte die Luft wie das hässliche Geschrei einer hungrigen Hyäne.
    Doch es war nicht leicht für den Viridee, das Netz festzuhalten. Es wehrte sich, stach ihn in die wurzelähnlichen Finger und brannte auf den knochenlosen Armen. Dennoch ließ er es nicht los. Erst als Timoken nach dem Netz greifen wollte, warf der Viridee es einem seiner Kumpane zu. Kreischend und gurgelnd hetzten sie davon und warfen sich ihre Beute immer wieder gegenseitig zu.
    Timokens Zorn fegte jegliche Vernunft aus seinem Hirn. Er vergaß das Gewitter, das er hätte heraufbeschwören können, oder dass er ihnen fliegend hätte folgen können, und stolperte den Viridees stattdessen über den felsigen Grund hinterher. Blind vor Wut bemerkte er nicht einmal den Felsblock, der im Weg lag, prallte dagegen und stürzte auf den steinigen Boden.
    Wütend schlug er mit den Fäusten auf die Steine ein und schrie: „Nein! Nein! Nein!“
    Und so bemerkte er im ersten Moment gar nicht, dass sich die Stimmen der Viridees veränderten. Doch plötzlich erkannte er, dass sich ihr hämisches Gekicher in angsterfüllte Schreie verwandelt hatte.
    Schwankend rappelte er sich auf und sah, wie die Viridees von drei dunklen Schatten angesprungen wurden. Ihre Schreie steigerten sich zu einem ohrenbetäubenden Kreischen, das langsam erstarb, bis nur noch ein vereinzeltes Stöhnen zu hören war und das tiefe Knurren von drei Leoparden, die die leblosen Körper ihrer Opfer beschnüffelten.
    Während Timoken sich vorsichtig näherte, trug Sonnenkater den Mondumhang zu ihm hinüber und legte ihn vor seine Füße. Die beiden anderen Leopardenjungen gesellten sich zu ihm. In einem kurzen Aufflackern des Feuers konnte Timoken sehen, dass sie in der letzten Woche mächtig gewachsen waren. Ihre Schultern waren breit und kräftig, ihre Schwänze dick und stark und an den großen Tatzen blitzten gewaltige

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