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Timoken und der Trank der Unsterblichkeit

Timoken und der Trank der Unsterblichkeit

Titel: Timoken und der Trank der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nimmo
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spannte ihn.
    Der zweite Donnerschlag wurde von einem grellen Blitz begleitet, der in den Baum neben dem Viridee einschlug. Bevor der Jäger reagieren konnte, stürzte der Baum zu Boden und begrub ihn unter seinen brennenden Zweigen.
    Das Feuer kroch den umgestürzten Baum entlang und setzte knisternd das umliegende Gestrüpp in Brand. Timoken schnappte sich blitzschnell die Gazelle und schleppte sie durch den Wald, während hinter ihm das Feuer loderte und zischte. Er brachte den Kadaver zu dem Versteck der Leopardenjungen und legte ihn davor ab. Kurz darauf erschienen drei kleine Köpfe zwischen den herabhängenden Schlingpflanzen. Vorsichtig krochen die Jungen unter dem Mondumhang hervor und schnüffelten an dem Fleisch, bevor sie sich gierig darüber hermachten.
    „Sieh nur! Sieh nur, Gabar!“, rief Timoken erfreut. „Ich habe Fleisch besorgt. Sie werden überleben.“
    Gabar hatte sich ein paar Schritte vom Schauplatz des Geschehens entfernt. Was er dort gesehen hatte, flößte ihm Angst ein. Er hatte den Geruch von rohem Fleisch noch nie gemocht und es beunruhigte ihn, mit ansehen zu müssen, wie diese drei gefährlichen, wenn auch kleinen Geschöpfe es zerrissen.
    „Bist du denn nicht stolz auf mich, Gabar?“, fragte Timoken. „Ich wünschte, du hättest gesehen, wie sich die Hyänen davongeschlichen haben.“
    „Ich wünschte, du hättest bemerkt, wie sich das Feuer ausgebreitet hat“, knurrte das Kamel. „Wir alle werden schon bald verbrennen.“
    Timoken sprang auf. „Das habe ich ganz vergessen!“ Er griff nach dem Mondumhang und wirbelte ihn in einem großen Bogen wieder und wieder über dem Kopf durch die Luft. Seine Rufe hallten durch den Wald und einen Moment später begann es zu regnen.
    Kurz darauf goss es bereits in Strömen durch die Blätter und prasselte auf die Bäume, sodass das Feuer in Sekunden gelöscht war.
    Timoken wickelte sich den Mondumhang um die nassen Schultern und lachte vor Freude. Die völlig durchnässten Jungtiere hatten die ganze Zeit einfach weitergefressen. Die Angst vor dem Hunger ließ sie nicht aufhören. Als ihre Augen vor Müdigkeit langsam zufielen, schob Timoken den Kadaver in eine Vertiefung im Boden unter einem Baum und die Leoparden krabbelten hinterher. In wenigen Minuten waren sie eingeschlafen. Timoken deckte sie mit dem Mondumhang zu und machte sich auf die Suche nach Gabar, der langsam weitergetrabt war.
    Er fand das Kamel an einem Fluss. Timoken band den Beutel mit Proviant los, der am Sattel hing, und nahm ein paar Hirsekekse heraus.
    Gabar wandte ihm den Kopf zu und stierte ihn an. „Du wirst töten müssen“, sagte er nach einiger Zeit. „Diese Leoparden werden wachsen. Wenn du sie nicht fütterst, werden sie dich und mich fressen.“
    „Ich werde einfach weiter Kadaver stehlen“, erwiderte Timoken. „Ich fürchte mich nicht vor Hyänen.“
    „Hmpf!“ Gabar kaute auf einem langen Zweig herum. „Das wird nicht reichen. Was ist mit Milch?“
    „Milch?“ Timoken sah das Kamel völlig entgeistert an. „Du meins t …?“
    „Sieh nicht mich an“, sagte Gabar. „Ich werde nie eine Mutter sein.“
    „Aber diese Jungen könnten auf die Mutter von jemandem angewiesen sein, wolltest du das damit sagen? Es könnte sein, dass sie Milch genauso zum Überleben brauchen wie Fleisch.“
    Das Kamel blinzelte zustimmend.
    „Ich werde einfach eine Ziege auftreiben“, sagte Timoken unbekümmert. „Es gibt sicher irgendwo eine Ziege.“
    Wenig überzeugt schob Gabar seine wulstigen Lippen vor. Timoken kehrte zu den Welpen zurück und legte sich auf den umgestürzten Baum über den schlafenden Leoparden. In mehr als einhundert Jahren seiner Reise hatte er noch nie ein Leben gerettet. Diese Erfahrung hatte ihn verändert. Hätte er wie ein normaler Sterblicher gelebt, wäre er jetzt längst tot. Und damit auch die Leopardenjungen. Aber das Schicksal hatte sie zusammengeführt und er fühlte sich mit den kleinen Geschöpfen verbunden, die er gerettet hatte.
    „Für immer“, murmelte er vor sich hin.
    Timoken schloss die Augen und dachte darüber nach, wie er die Leoparden mitnehmen könnte. Von den Nomaden hatte er einen kleinen Wasserbeutel bekommen, seitdem hing der große Ziegenlederbeutel leer am Sattel. Damit ließen sich die Kleinen bestimmt gut transportieren.
    Er knabberte an einem Hirsekeks und döste langsam ein. Als er die Augen wieder öffnete, hatte er Gabars Maul direkt vor seinem Gesicht.
    „Meine Familie“, sagte das Kamel, „du

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