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Timoken und der Trank der Unsterblichkeit

Timoken und der Trank der Unsterblichkeit

Titel: Timoken und der Trank der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nimmo
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traten sie grob gegen die Beine der Kinder. Eines der französischen Mädchen begann ängstlich zu wimmern, doch der Junge neben ihr wisperte nur: „Pst, Marie!“ Die anderen Kinder blieben mucksmäuschenstill. Sie wussten, dass sie kein Abendessen bekommen würden, wenn sie anfingen zu weinen.
    Dunkle Brotstücke wurden nun verteilt. Anfangs hatten die Kinder noch Schwierigkeiten, das Brot zu essen, weil sie an den Handgelenken aneinandergefesselt waren. Doch sie lernten immer nur ihre rechte Hand zu benutzen, während die Linke zum Mund ihres Nachbarn gezogen wurde. Außerdem mussten sie aufpassen, kein Wasser zu verschütten, und reichten den Trinkkrug vorsichtig weiter.
    Einer der Männer hatte mittlerweile die Rückseite des Wagens erreicht und öffnete die Käfigtür. Er stellte einen Krug Wasser auf den Boden und legte ein großes Stück Brot und etwas Käse daneben. Damit verließen die beiden den Wagen wieder und wenig später waren das Knistern eines Lagerfeuers sowie einzelne Gesprächsfetzen der Entführer zu hören. „In zwei Tagen sind wir das Mädchen los“, sagte einer der Männer. Und eine andere Stimme murmelte leise: „Welchen Preis hast du ausgehandelt?“ Die Antwort war nicht zu verstehen, doch schon bald stieg den Kindern der betörende Duft nach gebratenem Fleisch in die Nase.
    Einer der Briten hielt sich den Bauch und rollte mit den Augen. Er war dreizehn Jahre alt und schon fast so groß wie ein erwachsener Mann. Sein Vater war Bogenschütze und der Junge hatte kurz davorgestanden, ebenfalls einer zu werden, als er verschleppt wurde. Er hatte breite Schultern, starke Muskeln und war immerzu hungrig.
    „Bring uns nicht zum Lachen, Mabon. Sonst bestrafen sie uns wieder“, sagte ein Junge mit kupferroten Haaren, der neben dem Käfig saß.
    „Der Geruch nach Fleisch ist schon Strafe genug“, erwiderte Mabon und grinste.
    Die kleine Marie begann zu kichern. Henri, ihr Nachbar, würgte an seinem Brot herum und schon bald schüttelten sich alle in stillem Gelächter.
    Der Junge mit den kupferroten Haaren schielte zum Käfig hinüber und fragte sich, ob das Mädchen auch lachte. Sie war erst einen Tag bei ihnen und bis jetzt hatte sie noch kein einziges Mal gelächelt, auch nicht als er versucht hatte, ihr seinen Namen zu sagen.
    Das Mädchen starrte ihn an. Zum wiederholten Mal zeigte er auf seine Brust und sagte: „Edern!“
    Jetzt legte das Mädchen eine Hand an ihre Brust und erwiderte: „Beri!“
    Alle sahen überrascht zum Käfig hinüber. Es war das erste Mal, dass sie das Mädchen sprechen hörten. Aber war sie nun Britin oder Französin?
    Zuerst fragte Edern das Mädchen, woher sie käme. Dann Henri. Doch sie antwortete keinem von beiden. Ratlos zuckte Henri die Schultern. „Mysterieuse!“
    Gereint, der Kleinste unter den Briten, begann ganz leise zu singen. Er hatte eine wunderschöne Stimme. Er sang auf Lateinisch, einer Sprache, die ihm sein Gesangslehrer beigebracht hatte. Es grenzte fast an Magie. Kaum vernahm das Mädchen seine Stimme, lehnte sie sich an die Stäbe ihres Käfigs und schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln. Ein regelrechter Wortschwall sprudelte aus ihr hervor, doch die Worte waren weder französisch noch englisch.
    „Vielleicht ist sie Römerin“, mutmaßte Mabon, als sich das Mädchen wieder hinsetzte, während sie Gereint noch immer anlächelte.
    „Alle Römer sind tot“, entgegnete der Junge neben ihm. Sein Name war Peredur. Mit seinem schmalen Gesicht und den langen, spitzen Zähnen wirkte er fast wie ein blonder Wolf.
    Während sie weiter leise stritten und schwatzten, war Beri mit ihren Gedanken weit weg. Gereints Gesang hatte sie an eine Kathedrale in Toledo erinnert, die sie zuletzt während der Hochzeit ihres Vetters betreten hatte. Beri wollte nicht heiraten. Niemals. Sie hatte sich schon immer mehr vom Leben erhofft. Sie wünschte sich ein Leben voller Abenteuer und Spannung. Nur ihr Vater wusste, dass sie eine Ausbildung zur Schwertkämpferin absolviert hatte. Ihr Unterricht war nämlich geheim gehalten worden.
    „Wenn ich doch nur ein Schwert hätte“, murmelte sie immer wieder auf Spanisch vor sich hin.
    „Ruhe!“ Einer der Entführer war aufgetaucht. Er war der gemeinste der sechs Männer. Sein Gesicht war von Narben übersät und seine Nase vom jahrelangen Kämpfen platt gedrückt.
    Mabon fasste sich ein Herz und fragte zum wiederholten Mal: „Bitte, wohin bringt ihr uns?“
    Der Mann starrte ihn grimmig an. „Wie oft soll ich es

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