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Timoken und der Trank der Unsterblichkeit

Timoken und der Trank der Unsterblichkeit

Titel: Timoken und der Trank der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nimmo
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lassen. Er konnte sich in eine Schlange verwandeln, abscheuliche Kreaturen erschaffen und er war ein Naturtalent im Giftmischen.
    Als Harken dreizehn Jahre alt war, schickte Lord Degal ihn in den Norden. „Ich möchte, dass du einen afrikanischen Jungen findest, der auf einem fliegenden Kamel reitet“, sagte der Gebieter der Viridees. „Dieser Junge besitzt etwas von unschätzbarem Wert, etwas, was dich sehr mächtig machen kann.“
    „Ich bin mächtig“, erwiderte Harken unbeeindruckt. „Und Kamele können nicht fliegen.“
    „Dieses kann fliegen“, sagte sein Vater, „und du bist lange nicht so mächtig wie dieser Afrikaner.“
    Harken horchte auf. „Wirklich? Wie ist das möglich?“
    „Der Junge besitzt das Netz der letzten Mondspinne. Es wurde in dem Tau seltener Blüten getränkt und mit den Tränen von Geschöpfen benetzt, die es niemals wieder geben wird. Es schützt seinen Träger vor jeglichem Angriff, vor jeder Waffe auf der Welt.“
    „Aber nicht vor mir“, bemerkte Harken und zog hochmütig die rechte Augenbraue hoch.
    Sein Vater verlor langsam die Geduld. „Woher willst du das wissen?“, fragte er ungehalten.
    Harken zuckte die Schultern.
    „Du solltest besser gehen und es herausfinden.“
    Harken stöhnte. „Und wo sind der Junge und sein fliegendes Kamel?“
    „Meine Späher haben mir berichtet, dass er auf dem Weg über die Berge ist, die zwischen den beiden Meeren liegen.“ Lord Degal zog eine Landkarte hervor, die auf die getrocknete Haut eines Warzenschweins gezeichnet war. „Da ist noch etwas anderes“, fügte er hinzu. „Wir glauben, dass der Junge noch immer im Besitz einer vogelförmigen Flasche ist. Wir wissen nicht, was sie enthält, doch es könnte sich um eine Flüssigkeit handeln, die ewiges Leben verleiht, denn der Junge ist seit zweihundert Jahren nicht gealtert.“
    Harkens Neugier war nun vollständig geweckt. Begleitet von vier Viridee-Soldaten verließ er den Regenwald und reiste auf der Suche nach dem Jungen auf dem fliegenden Kamel nordwärts. Harken war gut darin, Dinge aufzuspüren. Er glaubte nicht, dass es lange dauern würde, das Mondspinnennetz und die vogelförmige Flasche ausfindig zu machen.
    In den folgenden Wochen führte Harkens Suche ihn in eine Gegend, die sich ganz in der Nähe von Timokens Reiseroute befand. Doch zwischen ihnen lag eine weite Ebene und dort hielt sich zur selben Zeit eine Gruppe Kinder auf, die den Verlauf von Timokens Leben in dramatischer Weise beeinflussen sollte.
    Im Inneren eines Planwagens, der von einem erschöpften Pferd ruckelnd durch die französische Ebene gezogen wurde, befanden sich zwölf Kinder. Der Wagen wurde von einem Mann gelenkt, der eine braune Mönchskutte mit Kapuze trug. Doch der Mann war nicht das, was seine Kleidung vermuten ließ. Ganz im Gegenteil, er war ein Entführer. Seine fünf Kumpane, die genau wie er gekleidet waren, folgten dem Gefährt auf klapprigen Pferden.
    Die Kinder im Wageninneren waren allesamt verschleppt worden und saßen sich, an den Handgelenken aneinandergefesselt, in zwei Reihen gegenüber. Sie waren mit alten Lappen geknebelt und ihre Knöchel waren so fest zusammengebunden, dass ihre Haut aufgeschürft war und wehtat. Vier britische Jungen hockten auf der einen Seite des Wagens, sieben französische Kinde r – vier Jungen und drei Mädche n – auf der anderen.
    An der Rückseite des Wagens stand außerdem ein Käfig, in dem ein weiteres Mädchen eingesperrt war. Sie trug ein langes, himmelblaues Kleid und einen braunen pelzgefütterten Umhang. Ihre blonden Haare waren mit blauen Bändern durchflochten und reichten ihr bis zur Taille. Mit angewinkelten Beinen hockte sie auf dem Boden des Käfigs. Ihre Hände waren gefesselt, doch wenigstens ihr Mund und ihre Beine waren frei. Die Entführer hielten offensichtlich ihre Haut für zu kostbar, um sie mit Fesseln zu verletzen. Bei dem Mädchen handelte es sich um die Tochter des berühmtesten Soldaten Kastiliens, in Spanien, doch das wussten ihre Entführer nicht.
    Der Wagen kam plötzlich ruckelnd zum Stehen, sodass die Insassen unsanft gegeneinanderstießen. Umständlich rappelten sie sich wieder auf und warteten ab, was passieren würde. Wurden sie womöglich befreit? Oder etwa gequält?
    Am offenen Ende des Wagens zeichneten sich jetzt die breiten Umrisse von zwei Männern vor dem mondhellen Himmel ab. Sie kletterten in den Wagen und begannen, die Kinder von den Knebeln zu befreien. Während sie durch den Wagen liefen,

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