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Timoken und der Trank der Unsterblichkeit

Timoken und der Trank der Unsterblichkeit

Titel: Timoken und der Trank der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nimmo
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euch denn noch sagen? Ihr werdet es erfahren, wenn ihr dort seid.“
    „Gib uns einen Hinweis“, bat Peredur tapfer.
    Der Mann verzog das Gesicht zu einem hässlichen Grinsen. „Also gut. Ihr wolltet es unbedingt wissen. Ihr werdet nach Osten gebracht, an einen Ort, wo hellhäutige, blonde Kinder wie ihr einen sehr guten Preis einbringen.“
    „Preis?“ Edern schluckte nervös.
    „Sklaven!“ Das schiefe Grinsen des Mannes wurde noch breiter. „Das werdet ihr sein. Und wie ihr wisst, gibt es hier weit und breit kein Haus, also schont eure Stimmen. Nach Hilfe rufen lohnt nicht.“
    Als der Entführer wieder weg war, senkte sich bleiernes Schweigen über die Kinder. Die Franzosen hatten die Worte des Mannes zwar nicht verstanden, aber die verzweifelten Gesichter der Briten verrieten ihnen, dass es nicht gut um sie stand.
    Als der Wagen langsam wieder vorwärtszuruckeln begann, flüsterte Edern Peredur zu: „Ich werde fliehen. Ich bin der schnellste Läufer von uns allen, also habe ich vielleicht eine Chance. Würdest du mir mit deinen Zähnen helfen, Perry?“
    Peredur schnitt eine Grimasse und zeigte seine wolfsähnlichen Zähne. Er nickte, hob seine und damit auch Ederns Hand und hielt sich das Seil, mit dem ihre Handgelenke gefesselt waren, vor den Mund.
    „Noch nicht“, zischte Edern. „Warte, bis wir an ein paar Bäumen vorbeikommen, hinter denen ich mich verstecken kann.“
    Gereint, der die beiden belauscht hatte, mischte sich nun ebenfalls leise ein. „Du bist schnell, Edern. Du kannst bestimmt entkommen. Aber was ist mit uns? Wirst du unseretwegen zurückkommen? Werden auch wir gerettet?“
    „Natürlich, ihr alle!“ Edern sah in die Gesichter um sich herum. „Ihr alle“, wiederholte er nachdrücklich. Dann wandte er sich zum Käfig um. Er wusste, dass die Entführer vorhin über Beri gesprochen hatten. „In zwei Tagen sind wir das Mädchen los“, hatten sie gesagt. Bald würde es zu spät sein, um das Mädchen im Käfig zu retten.

„Du bist ein König!“
    Es war Sommer geworden, doch in dem Bergland, in dem Timoken sich aufhielt, waren die Nächte nach wie vor bitterkalt. Als er eines Morgens mit Gabar einen schmalen Bergpfad entlanglief, vernahmen sie einen langen, klagenden Ruf. In einer Sprache, die Timoken nicht kannte, doch die Verzweiflung darin war nicht zu überhören.
    Timoken, der Gabar geführt hatte, ließ die Zügel fallen, kniete sich auf den Boden und spähte über den Rand des Pfades in die Tiefe. Zuerst bemerkte er nichts, doch dann entdeckte er weit unter sich die Gestalt eines Jungen. Der Knabe hockte auf einem Felsvorsprung, der ungefähr einen Meter über einen tosenden Fluss hinausragte. Er hatte dickes kupferfarbenes Haar und ein blasses Gesicht, das durch das dunkle Blut, das ihm aus der Nase floss, noch blasser wirkte.
    „Ich bin abgestürzt!“ Der Junge sah zu Timoken auf. „Kannst du mir helfen?“
    Eine seltsame Sprache, dachte Timoken. Trotzdem konnte er sie verstehen. Er zog den Kopf zurück und überlegte, was er tun könnte.
    „Bitte lass mich nicht hier zurück, ich flehe dich an!“, rief der Junge. „Ich glaube, mein Arm ist gebrochen und ich kann nicht schwimmen.“
    Wie kam er überhaupt darauf, dass er gerettet werden konnte? Es war nahezu aussichtslos, bis zu diesem Felsvorsprung hinunterzuklettern. Selbst mit einem Seil war es unmöglich, den Jungen zu retten, wenn sein Arm gebrochen war. Timoken hatte keine andere Wahl. Er musste fliegen.
    „Gabar, rühr dich nicht von der Stelle!“, befahl er dem Kamel. „Dieser Pfad ist äußerst gefährlich.“
    Gabar schnaubte laut und stampfte mit den Hufen, sodass eine kleine Steinlawine den Berghang hinabpolterte.
    „Hilfe!“, schrie der Junge von unten wieder.
    „Ich komme!“, rief Timoken. Er stieß sich vom Pfad ab und schwebte langsam zu dem Felsvorsprung hinunter, auf dem der Junge kauerte.
    Einen Moment lang starrten die beiden sich verwundert an. Dann fragte der fremde Junge: „Können alle Afrikaner fliegen?“
    „Nein“, erwiderte Timoken. „Haben alle deine Landsleute feuerrotes Haar un d … Flecken im Gesicht?“
    „Nur einige“, erwiderte der Junge. „Mein Vater und meine Brüder haben allerdings auch Sommersprossen.“
    Steine stürzten hinter ihm in die Tiefe und er schrie erneut auf. „Kannst du mich in die Luft heben, Afrikaner?“
    „Ich kann sogar Kamele in die Luft heben“, entgegnete Timoken und legte die Arme um die Taille des Jungen. Dann hob er ihn vorsichtig

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