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Timoken und der Trank der Unsterblichkeit

Timoken und der Trank der Unsterblichkeit

Titel: Timoken und der Trank der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nimmo
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anschließend mit den Händen in den Zügeln und protestierte am Ende lautstark, als Martin sich hinter sie setzte. Doch als sie begriff, dass dies die einzige Möglichkeit war, zu ihrer Cousine zu gelangen, beruhigte sie sich und erlaubte Martin, sie auf diese Weise aus dem Dorf zu führen.
    Die Kinder fanden sechs weitere Pferde, sodass jedes auf einem eigenen Tier aufsitzen konnte. Die Mädchen hatten in den verlassenen Häusern Kleidung gefunden und sich wie Jungen angezogen. Ihre Haare hatten sie unter den Kapuzen der kurzen Tuniken versteckt. Und anstelle der langen Kleider trugen sie Hosen und Wollstrümpfe, sodass sie mehr Beinfreiheit hatten und nicht länger im unbequemen Damensitz reiten mussten.
    Als sich die Gruppe gegen Nachmittag einem kleinen, halb in den Wäldern verborgenen Dorf näherte, sah sich Henri immer wieder aufmerksam um und musterte eingehend die uralten Bäume. Plötzlich starrte er mit großer Überraschung an einer hoch aufragenden Kiefer empor und erklärte den anderen, dass er glaube, diesen Ort wiederzuerkennen und dass er nicht sehr weit von seinem Zuhause entfernt sein dürfte.
    Das löste bei den anderen französischen Kindern natürlich helle Begeisterung aus. Mit einem Mal schien auch ihr eigenes Zuhause in greifbare Nähe gerückt zu sein. Und die Aussicht, in nicht allzu langer Zeit ihre Eltern wiederzusehen, ließ einige vor Freude losjubeln.
    „Ruhe!“, befahl Madame Grüner. „Ihr erschreckt ja die Leute.“
    Und so ritten sie schweigend durch das Dorf, bis Madame Grüner ihre Cousine hinter einem Fenster hervorlugen sah. Mit einem Freudenschrei kam die Alte halb vom Pferderücken rutschend, halb fallend auf dem Boden auf, während ihre Cousine, eine Frau jüngeren Alters, aus dem Haus stürzte und sie in die Arme schloss.
    Es folgte ein so aufgeregtes Geschnatter, dass sogar die französischen Kinder kein Wort verstanden.
    Nachbarn traten aus ihren Häusern und starrten staunend das Kamel an. Niemand von ihnen hatte je zuvor ein solches Tier gesehen. Schließlich winkten sie die Kinder zu sich, und nachdem alle von ihren Pferden gestiegen waren, lud Madame Grüners Cousine, Madame Magnier, die ganze Schar in ihr Haus ein, während die Pferde zum Füttern und Tränken weggeführt wurden. Nur das Kamel wurde nicht angerührt.
    „Gabar“, knurrte Timoken leise, „ich glaube, du solltest mich jetzt besser absteigen lassen, denn ich habe nicht vor zu fliegen.“
    Kurz darauf hörte er eine Frau sagen: „Der Afrikaner kann nur in Knurrlauten sprechen.“
    „Ganz im Gegenteil, Madame“, erwiderte Timoken verschmitzt. „Ich spreche viele Sprachen. Ich habe bloß mein Kamel gebeten, mich herunterzulassen.“
    Die Frau schnappte nach Luft. Als sich Gabar auf die Knie niederließ, erblickte sie plötzlich Timokens Krone. „Vergebt mir“, sagte sie und lief rot an. „Ich bin ein törichtes Weib.“
    Timoken lächelte freundlich. „Das kann doch jedem mal passieren, Madame.“
    Schon bald kannte das ganze Dorf die Geschichte des Hexenjungen und des vergifteten Wassers. Als die Bewohner erfuhren, dass die Kinder, bis auf Timoken, entführt worden waren, schlossen sie unwillkürlich ihre eigenen Sprösslinge schützend in die Arme und waren sich einig, sie nicht mehr aus den Augen zu lassen.
    An diesem Abend wurde für die Gäste ein großes Festessen im Gemeindehaus veranstaltet. Und während die Kinder aßen, wurden sie von den Dorfbewohnern bedrängt, ihre Geschichten zu erzählen.
    Die Gastgeber lauschten den Ausführungen der Kinder voller Entsetzen. Und einige Mütter stapelten vor lauter Mitleid gleich noch mehr Essen auf die Teller der Kinder.
    Madame Magniers Ehemann, ein ehemaliger Soldat, humpelte zwar, doch er versicherte allen, dass sein Schwertarm nichts von seiner Kraft eingebüßt habe, und bot den französischen Kindern an, sie zu der Burg zu begleiten, auf der Henris Familie lebte.
    „Mein Vater wird dann dafür sorgen, dass auch ihr alle nach Hause gebracht werdet, das verspreche ich euch.“ Henri lächelte den französischen Kindern aufmunternd zu, die begeistert klatschten und jubelten.
    Die Briten hatten den angeregten Gesprächen beim Essen zwar die ganze Zeit über zugehört, aber nur sehr wenig verstanden. Als sich Monsieur Magnier jetzt über den Tisch beugte und Edern fragte, wohin er gehen wolle, zuckte der nur die Schultern und sah ihn ratlos an.
    „Er fragt, wohin du gehen möchtest“, übersetzte Timoken.
    „Ich gehe mit dir“,

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