Tina und Tini 02 - Tina und Tini stehen vor neuen Raetseln
schrie er. „Wo ist Frau Schuster?“
„Weggegangen“, hörten sie die Köchin sagen.
„Wie kann sie jetzt weggehen, wieso, wohin?“
„Ich weiß es nicht. Aber zwei junge Damen sind da und warten auf Sie, Herr Bartel. Im kleinen Salon.“
Tina und Tini hörten Schritte, dann schaute Bartel ins Zimmer.
„Was macht ihr denn hier?“ fragte er barsch, besann sich aber sofort und wurde freundlich. „Habt ihr eine Nachricht von Kit?“
„Ja, Herr Bartel“, sagte Tini mit wohlerzogenem Gesicht.
„Ja? Erzähle, schnell!“
„Wir — wir müssen Ihnen etwas beichten...“, stotterte Tina mit schuldbewußter Miene. „Wir haben Kit versteckt. Er — nun ja, er hatte keine Lust mehr, hier immer eingesperrt zu sein. Da haben wir ihm geholfen auszureißen und sich vor Ihnen zu verbergen. Aber...“
„Aber jetzt haben wir doch ein schlechtes Gewissen bekommen“, half Tini. „Und überhaupt — wo schon die Polizei nach ihm sucht — also — na ja, wir dachten, es sei besser, Ihnen alles zu sagen!“ Herr Bartel machte ein Gesicht wie ein Frosch, der eben die dickste Fliege seines Lebens verspeist hat.
„Ihr seid brave Kinder“, sagte er salbungsvoll. „Und wo habt ihr ihn versteckt? Sagt schnell — wo?“
„In einem alten Hausboot, in einem toten Flußarm , einem Altwasser, wissen Sie?“
„Ja ja , ich weiß — eh, nein, ich meine, interessant, sehr klug ausgedacht, mein Täubchen! Und da ist er jetzt?“
„Ja, mein Bruder rudert ihn gerade hin. Tagsüber waren wir zusammen auf der Insel und haben gespielt. Aber jetzt ist er sicher wieder da.“
„Danke, meine Lieben, das war sehr, sehr brav von euch, mir die Wahrheit zu sagen, ich will euch auch nicht weiter böse sein. Und nun geht, ich werde mich gleich um die Rückkehr unseres jungen Freundes kümmern.“
Wenn du wüßtest, was wir für gute Schauspielerinnen sind! dachte Tini. Wir werden uns in Bergheim gleich zur Theatergruppe melden!
Die Schatten wurden länger und der erste Stern erschien am dunkler werdenden Himmel. Auf dem Hausboot war alles still. Kit saß über ein Buch gebeugt in der Kajüte, sonst war niemand zu sehen. Ein paar späte Angler waren mit ihren Booten draußen, in den Büschen huschte hin und wieder ein Vogel...
So schien es jedenfalls den vier Männern, die am Ufer entlang zum Hausboot stapften und leise hinaufkletterten.
„Wo ist das Schloß geblieben?“ flüsterte einer. „Es ist nicht mehr da!“
„Laß, wir brauchen es nicht mehr, wir schaffen’s auch so.“ Kit hob den Kopf und lauschte.
„Die Tür ist von innen verriegelt, sollen wir sie eintreten, Boß?“
„Wartet. Kit! Kit, mach sofort auf, hier ist Onkel Rupert.“
„Ich mache nicht auf, was willst du von mir?“ rief Kit.
„Sei vernünftig, Junge. Gib auf! Du hast keine Chance mehr. Meine Leute holen dich raus, so oder so. Also besser, du gehst freiwillig mit. Deine Freunde haben dich verraten — und sonst gibt es keinen Menschen mehr, der dir helfen kann. Also sei vernünftig!“
„Was willst du von mir, warum läßt du mich nicht in Ruhe?“
„Hast du wirklich geglaubt, ich überlasse einem solchen Rotzbengel wie dir die Fabrik und das ganze Vermögen? Du wirst ein schönes ruhiges Leben haben, und kein Hahn wird mehr nach dir krähen. Nun mach auf!“
„Nein!“
„Los!“ kommandierte Kits Onkel. Die beiden „Professoren“ nahmen Anlauf und warfen sich gegen die Tür. Es krachte, splitterte und staubte so, daß einen Augenblick lang niemand etwas sehen konnte.
„Kommen Sie, Bartel, Sie wollten mir doch den Jungen persönlich übergeben. Den Spaß sollen Sie haben.“
Kits Onkel nahm Bartel am Arm und schob ihn durch die Tür. Dann folgte er ihm. Im Halbdunkel erkannten sie eine große Gestalt. Das konnte doch nicht Kit sein...
„Sie suchen Kit Armstrong? Tut mir leid, da werden Sie mit mir vorlieb nehmen müssen, Herr Bartel. Peter Armstrong, Kits Vater.“
Im Hintergrund entstand ein Tumult. Kits Onkel und die beiden falschen Professoren vergaßen alle Würde und wollten davonlaufen wie die aufgescheuchten Hasen. Aber sie kamen nicht weit. Plötzlich begann der Wald zu leben, hinter Bäumen und Büschen traten Polizisten hervor, und die biederen Angler entpuppten sich ebenfalls als Polizeibeamte. Ein dichter Ring schloß die Fliehenden ein und bald waren alle vier festgenommen.
Eine herrliche Party
„Das war ja spannender als ein Wildwestfilm“, stöhnte Tobbi , als das Polizei-Auto mit den Gangstern
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