Tina und Tini 04 - Tina und Tini und das Geheimnis des schwarzen Hundes
daß es sich bei dem Dieb nicht um einen, sondern um eine ganze Bande handelt. Eine Bande, zu der auch ein — oder mehrere — Mädchen gehören.“
„Das macht die Sache nicht einfacher, im Gegenteil. Sie sind uns überlegen. Glaubst du, daß sie hier aus Feldham sind?“ fragte Tini.
„Nein, sicher nicht“, meinte Tobbi. „Dann hätte man sie längst erwischt. Wahrscheinlich ist es eine von diesen Motorradbanden, sie tauchen mal hier, mal da auf — und brauchen ewig Geld für ihre heißen Ofen. Schon denkbar, daß die auf eine solche Idee kommen.“
„Aber sie müssen doch ziemlich gut Bescheid wissen. Über die Leute und deren Gewohnheiten...“
„Ach was. Sie werden nur Hunde nehmen, die zutraulich sind und sofort angelaufen kommen, wenn man nett mit ihnen spricht. Dann braucht nur noch einer Schmiere zu stehen, der Hund wird in einen Korb oder eine Kiste gepackt — und ab die Post!“
„Könnt ihr eure Diskussion nicht auf morgen vertagen“, Tinas Stimme klang weinerlich. „Ich bin todmüde, außerdem friere ich. Und wenn ich daran denke, was Mutti für ein Theater machen wird, wenn wir so spät kommen, wird mir ganz schlecht!“
„Du lieber Himmel, daran habe ich gar nicht gedacht! Was sagen wir ihr bloß?“ Tobbi legte sich mit aller Kraft in die Ruder, von den Mädchen war nicht mehr viel Hilfe zu erwarten.
„Die Wahrheit“, sagte Tini. „Wir haben die ganze Zeit Flocki gesucht.“
Der Erpresserbrief
Das war ein trauriges Frühstück am nächsten Tag! Tini hatte verheulte Augen, Tina und Tobbi sahen blaß und unausgeschlafen aus.
„Ihr seid mir ja eine fröhliche Feriengesellschaft“, sagte Frau Greiling kopfschüttelnd. „Was mache ich nur mit euch? Habt ihr Lust auf einen Ausflug? Drei Tage habe ich noch frei, bis Doktor Brandt aus dem Urlaub zurückkommt. Dann muß ich wieder halbtags in die Praxis. Wir könnten jetzt ohne weiteres auch über Nacht fortbleiben.“
Tina, Tini und Tobbi sahen sich betreten an.
„Sei uns nicht böse, Mutti“, meinte Tina zögernd, „aber ich glaube, wir würden keine ruhige Minute haben. Außerdem können wir Frau Neumann nicht im Stich lassen! Sie würde sicher gekränkt sein, wenn wir ausgerechnet jetzt fortfahren, um uns zu amüsieren, während sie sich um ihren Flocki so große Sorgen macht.“
„Ich habe mir schon gedacht, daß ich euch nicht von hier wegbekomme, solange Flocki verschwunden ist. Ich kann euch ja gut verstehen. Wenn ich nur wüßte, wie ich euch jetzt helfen kann!“
Es klingelte und Tobbi und Tina sprangen gleichzeitig auf, um zur Tür zu rennen. Draußen stand Frau Neumann. Sie sah verstört aus.
„Stellt euch vor, was ich eben in meinem Briefkasten gefunden habe — einen Erpresserbrief! Er muß schon die ganze Nacht dort gelegen haben, denn seit heute früh habe ich die Straße nicht aus den Augen gelassen. Ich habe am Schreibtisch gesessen und alte Briefe geordnet, es wäre mir aufgefallen, wenn jemand am Tor gewesen wäre.“
Tina führte Frau Neumann zum Frühstückstisch und bot ihr eine Tasse Tee an.
„Wo ist denn der Brief, dürfen wir ihn mal sehen?“ drängte Tini ungeduldig.
„Ja, natürlich, hier.“ Frau Neumann zog ein mit Zeitungsbuchstaben beklebtes Papier aus der Tasche. Tina, Tini und Tobbi griffen gleichzeitig danach und beugten sich über das unordentlich beklebte Schriftstück.
las Tobbi vor.
„Ist es nicht schrecklich, daß es solche Menschen gibt? Wer kommt nur auf so einen häßlichen Gedanken“, sagte Frau Neumann bedrückt. „Ich bin hergekommen, um euch zu fragen, ob ihr mich zur Polizei begleiten möchtet. Vielleicht könnt ihr ein paar wichtige Angaben machen.“
„Sie wollen zur Polizei gehen?“ fragte Tini entgeistert.
„Selbstverständlich“, sagte Frau Neumann fest. „So schrecklich mir der Gedanke ist, daß dem kleinen Flocki etwas zustoßen könnte — solchen Leuten muß das Handwerk gelegt werden! Man darf sich nicht erpressen lassen!“
„Ja, aber...“ In Tinis Augen standen bereits wieder zwei dicke Tränen.
„Überleg doch mal, Liebes“, Frau Neumann legte ihre Hand auf Tinis, „wenn wir nachgeben, stehlen sie morgen einen anderen Hund — und übermorgen wieder einen. Das wird nie ein Ende nehmen!“
„Aber wenn sie Flocki etwas antun!“
„Nun“, Frau Neumann überlegte, „vielleicht gibt es eine Möglichkeit, die Diebe nicht merken zu lassen, daß ich mich an die Polizei gewandt habe. Ich könnte telefonieren — ja, so werden wir es
Weitere Kostenlose Bücher