Tina und Tini 05 - Die geheimnisvolle Rumpelkammer
Dampfern und das Rathaus anzusehen. Auch ein Hafenausflug lockte. Aber wenn Tinis Idee Erfolg haben sollte, dann mußte sie gleich in die Tat umgesetzt werden. Der Dieb würde ihnen zuliebe nicht so lange warten, bis sie sich die Innenstadt und den Hafen angesehen hatten.
Zunächst mußten dickes Zeichenpapier und Farben organisiert werden. Dann gingen sie zu dritt daran, mit Lineal und Zentimetermaß die Umrisse der „Lucia“ und der kleinen Fischerboote und Wattewölkchen zu übertragen.
„Zu blöd, daß wir das Ding nicht einfach durchpausen können“, stöhnte Tina, die einfach nicht genug Geduld besaß, um so eine Arbeit bis zu Ende durchzuführen. „Mich kribbelt es schon in den Fingern vor lauter Unruhe.“
„Das hilft alles nichts“, sagte Tobbi streng. „Wir haben nicht viel Zeit, wir können auf deine Hilfe nicht verzichten.“
„Also gut.“
„Ich weiß was für dich“, bot Tini der Freundin an, ohne ihre Arbeit an den Umrissen der Segel zu unterbrechen, „du kannst schon mal die Farbe anrühren. Zunächst das Meer, schau, daß du die Töne möglichst genau hinkriegst.“
Tina legte erleichtert den Bleistift aus der Hand und begann, das tiefe Blaugrün der See zusammenzumischen.
„Ein Glück, daß Mutti heute zum Zahnarzt mußte. So kann sie wenigstens keine Fragen stellen“, meinte Tini. „Schaut mal her, stimmt das Segel so?“
„Prima, bei dir wird die ,Lucia’ schöner als auf dem ursprünglichen Bild“, lobte Tobbi . „Du bist eine Künstlerin.“
„Wenn ich mir das so anhöre“, sagte Tina kichernd, „dann frage ich mich, warum ihr das Bild nicht gleich selber gemalt habt!“
Tini und Tobbi sahen sich verblüfft an. Dann mußten sie beide lachen.
„Nun ich fürchte, freihändig ohne Vorlage wäre uns das doch nicht geglückt. Wer kann schon aus dem Kopf eine Dreimastbark voll unter Segeln malen“, wandte Tini ein.
„Na, du als Kapitänstochter müßtest das doch können!“
„Mein Vater fährt doch kein Segelschiff.“
„Ich könnte es sicher nicht“, Tobbi maß mit dem Zentimetermaß Höhe und Breite einer Welle aus. „Bei mir käme wahrscheinlich der Wind in jedem Segel aus einer anderen Richtung.“
„Hm, und die Flagge würde statt nach rückwärts vorwärts in Fahrtrichtung wehen.“
„Deinen Vater darfst du übrigens selber malen. In Figuren bin ich nicht so gut.“
Tobbi maß sorgfältig die Rundung einer Wolke mit dem Zirkel aus.
„ Mannomann , was da für Arbeit drinsteckt!“ Tini quälte sich immer noch mit den zahlreichen Segeln in allen Größen, die sich an den drei Masten befanden. „Jetzt tut es mir leid, daß wir nicht ein Bild von einem tauchenden Unterseeboot gekauft haben!“ Tina horchte auf.
„Hat’s da nicht geklingelt?“
„Ja! Du lieber Himmel, sieh mal nach, Tobbi , hoffentlich taucht unser Freund jetzt nicht als Schornsteinfeger oder Gasmann auf. Laß um Himmels willen niemanden herein!“
Tobbi erhob sich und schlich die Treppen hinauf. Vorsichtig spähte er durch die Gardine. Dann öffnete er die Haustür.
„Berni! Komm rein — ich fürchtete schon, unser Bilderdieb erschiene wieder auf der Bildfläche.“
„War er hier?“
„In der Verkleidung eines Heizungsmonteurs“, Tobbi lief dem Freund voraus die Treppen hinunter. „Er hat das ganze Haus durchstöbert, bis er das Bild im Schlafzimmer von Frau Paulsen entdeckt hatte. Mann, das Gesicht hättest du sehen müssen! Er strahlte wie ein Honigkuchenpferd! Allerdings haben wir ihm den Spaß schnell versalzen, er ist wütend wieder abgehauen.“
„Grüß euch, Kumpels“, Berni schlug Tina auf die Schulter, daß sie zusammenzuckte. „Was soll denn das?“
„Wir malen.“
„Das seh ich — aber warum malt ihr das Bild ab?“
„Na, streng mal deine kleinen grauen Zellen ein bißchen an. Warum wohl?“ fragte Tini.
Berni haute sich mit der flachen Hand vor die Stirn, daß es klatschte.
„Mir schwant was! Ihr wollt eine Kopie an die Stelle des echten Bildes hängen und das andere in Sicherheit bringen!“
„Kluges Bürschchen. So ist es.“
Berni schlug sich auf die Schenkel und quietschte vor Vergnügen.
„Stellt euch vor, der olle Kohnekamp läßt das Bild klauen und verkauft einen echten Tini Paulsen für hunderttausend Mark!“
„Hunderttau...“ Tini blieb vor Schreck der Mund offenstehen. „Bist du verrückt?“
„Keineswegs.“ Berni grinste listig. „Ich hab nämlich was rausgekriegt.“ Er verschränkte die Arme und sah die drei
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