Tina und Tini 07 - Tina und Tini entlarven die Tigerbande
kopfschüttelnd, „daß sich die Bestohlenen nicht zusammentun und zur Selbsthilfe schreiten. Wenn alle Fahrradbesitzer sich zusammen tun würden, hätte man den Dieb sicher bald entlarvt!“
„Da hast du recht.“ Pelle nickte bekümmert. „Es ist erstaunlich, wie schnell sich die Bestohlenen abfinden. Sie sagen sich höchstens: Nie wieder ein teures nagelneues Fahrrad, gehe ich lieber gleich zum alten Ignaz und kaufe mir ein gebrauchtes, das wird mir dann wenigstens nicht gestohlen.“
„Zum alten Ignaz? Wer ist das?“
„Der größte Fahrradhändler der Stadt. Schon mein Vater hat als Junge bei ihm gekauft“, erklärte Oliver. „Ich werde mich nun wohl auch bei ihm nach einem anderen Rad umsehen müssen, denn um in die Schule zu kommen, brauche ich eines.“
„Herrgott noch mal, man muß doch irgendwas gegen diesen Kerl tun können!“ stöhnte Tobbi.
„Vielleicht fällt euch was ein?“ Pelle lächelte entschuldigend. „Die Polizei jedenfalls ist ziemlich ratlos.“
Der freundliche Herr Ignaz
Daß Wachtmeister Pelle recht hatte, erfuhren sie am nächsten Tag auf dem Polizeirevier. Ein junger Polizeibeamter nahm mit dem Ausdruck tiefster Niedergeschlagenheit Olivers Protokoll auf und versprach, ihn sofort zu benachrichtigen, wenn man sein Fahrrad gefunden hätte. Hoffnung allerdings könne man ihm keine machen. Der Staatsbesuch, der Touristenstrom — er könne es sich ja denken.
Oliver winkte müde ab. Er wollte noch etwas erwidern, aber schon drängte sich ein aufgeregtes Ehepaar — offensichtlich Ausländer — dazwischen und jammerten, sie hätten ihr Geld und ihre Papiere verloren. Sie redeten wild auf den jungen Polizisten ein, und Oliver hatte gerade noch Zeit, sein Protokoll zu unterschreiben, dann wurde er von dem aufgeregten Paar zur Seite gedrängt.
„Was machen wir jetzt?“ fragte Tina, als sie wieder auf der Straße standen.
„Nun ja“, Oliver kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. „Wißt ihr, ich habe da so ein kleines Problem.“
„Mir scheint, du hast ein ziemlich großes Problem!“
„Das meine ich nicht.“
„Was dann?“ fragte Tobbi.
„Also, ihr seid schließlich nicht hergekommen, um mit mir um mein gestohlenes Fahrrad zu trauern, oder? Sondern ihr seid hier, um ein paar schöne Ferientage zu verleben, ehe ihr wieder hinter euren grauen Internatsmauern in Bergheim verschwindet.“
„Und wo ist das Problem?“ fragte Tini.
Oliver sah unglücklich von einem zum anderen. „Bis jetzt habt ihr nur meinen und Franks Ärger genossen, das kann nicht so weitergehen. Wir werden irgendwas unternehmen, irgendwas Lustiges. Was... also was würde euch denn Spaß machen?“
„Den Fahrraddieb zu fangen!“ platzte Tina heraus.
„Nun hör doch bloß mit der blöden Geschichte auf“, sagte Oliver gequält. „Gesetzt den Fall, das wäre nicht passiert, was würden wir dann unternehmen?“
„Bei dem herrlichen Frühlingswetter? Eine Radtour über Land vermutlich“, sagte Tini. „Hier soll es doch in der Nähe in einem Wald ein Felsenmeer geben. Das würde ich gern einmal sehen!“
„Mußt du denn nun wieder in der offenen Wunde wühlen?“ sagte Tina vorwurfsvoll. „Oliver hat doch kein Rad mehr, und das Wort Fahrrad soll nicht mehr über unsere Lippen kommen!“
„Unsinn! So habe ich es doch nicht gemeint“, wehrte sich Oliver. „Tini hat recht. Für euch drei haben wir fahrbare Untersätze organisiert, dann werden wir für mich auch noch einen finden.“
„Sag mal, ihr habt doch da gestern von einem Fahrradhändler geredet. Was haltet ihr davon, wenn wir alle zusammenlegen und für Oliver ein gebrauchtes Rad erstehen?“ schlug Tobbi vor. „Bis zum Schulbeginn wolltest du dir doch sowieso eines zulegen.“
„Gute Idee!“ sagte Tina strahlend. „Mutti hat uns doch Geld für ein geeignetes Gastgeschenk für dich gegeben — wir sollten erst mal erkunden, was du dir wünscht , und es dann hier besorgen. Mutti dachte an zwei oder drei schöne Schallplatten oder Bücher. Wenn wir noch was drauflegen, bekommen wir für das Geld sicher schon ein gebrauchtes Rad!“
„Wenn ihr meint?“ In Olivers Gesicht zeigte sich zum erstenmal wieder eine Spur von Freude. „Wir können ja mal zum alten Ignaz gehen und sehen, was er so alles in seinem Laden hat. Kommt, es ist nicht weit von hier.“
Das Geschäft von Herrn Ignaz lag am Ende der Hauptstraße. Zwei große Schaufenster waren bis auf den letzten Winkel mit Fahrrädern jeder Farbe und Größe und jeder
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